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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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was?«
    Sie drehte sich ein letztes Mal um und warf uns eine Papiertüte vor die Füße. Heraus fielen einige Brötchen.
    »Das sind Seelen, eine Wangerooger Spezialität. Sie dienten auf der Insel früher als Grabbeigaben für die Toten. Lasst sie euch schmecken.«
    Die schwere Stahltür fiel zu, ein Riegel wurde vorgeschoben, und wir saßen in der Finsternis.
    Kein Kuss der Welt ist schöner als der, mit dem man einem anderen Menschen das Klebeband vom Mund abzieht.
    Ich robbte mich so nah an Alan heran, bis ich mit meinen Zähnen das Band zu fassen bekam und ihn von seinem Knebel befreite. Das Abreißen tat Alan höllisch weh, denn er stöhnte laut auf. Ich spuckte das Band aus und suchte erneut seinen Mund. Als Wiedergutmachung presste ich meine Lippen auf seine. Alans Gesicht war voller pieksender Bartstoppeln, nur ein schmaler Streifen rund um seine Lippen fühlte sich glatt an. Ich hatte ihn enthaart.
    Als Alan wieder sprechen konnte, schossen die Worte aus ihm heraus.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Ich erklärte ihm, dass ich gar nicht ihn, sondern Edith gesucht hatte. Im Gegenzug wollte ich wissen, wie er auf Wangerooge gelandet war.
    »Nachdem Bernold mich gestern Morgen wegen des Drogenfundes zur Rede gestellt und entlassen hatte, war ich total fertig. Ich kokse nicht und bewahre auch keinen Stoff in meinem Schreibtisch auf. Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja nicht, wer mir das Zeug untergejubelt hat.«
    Ich dachte sofort an Miss Piggy – oder war es Moralapostel Edith?
    »Auf meinem Tisch lagen noch die angefangenen Layouts vom Hamburg-Band, und da ich wusste, dass Edith bereits auf dem Zahnfleisch ging, rief ich sie auf dem Handy an, um ihr zu sagen, dass sich in Zukunft Frau Schuster darum kümmern würde.
    Als ich sagte, was der Grund für meinen Abgang war, bot sie mir sofort ihre Ferienwohnung als Unterschlupf an. Sie meinte, ich könne dort in Ruhe nachdenken. Außerdem sei sie selbst wegen des Stresses vom Vortag krankgeschrieben und könne mich nach Wangerooge bringen. Ich wunderte mich über Ediths Hilfsbereitschaft, aber in unserer Wut auf Bellersen waren wir zwei Verbündete, und ich sagte spontan zu. Nach dem Rauswurf und Bellersens Anschuldigungen war ich total verwirrt.«
    »Warum hast du mich nicht angerufen?«, fragte ich kleinlaut.
    »Wollte ich. Aber im Packstress habe ich mein Handy zu Hause vergessen. Ich dachte, ich könne dich von hier aus erreichen, doch dazu kam ich nicht mehr.«
    »Trotzdem verstehe ich nicht, warum Edith dich nach Wangerooge gebracht hat.«
    »Du wirst es nicht glauben – sie ist in mich verliebt.«
    »Bitte? Ist doch lachhaft. Edith ist zwanzig Jahre älter als du.«
    »Sie meinte, mit Altersunterschieden hätte sie kein Problem. Und jetzt halt dich fest: Ich erinnere sie an Benno Bellersen.«
    Alan musste lachen. Wie gern hätte ich ihn jetzt gesehen, doch in der Dunkelheit erkannte ich nicht mal mehr Umrisse. Ich begriff das alles nicht und rückte noch ein bisschen näher an ihn heran.
    »Edith hatte Angst, dass du mich ihr wegschnappst. Keine Ahnung, vielleicht hoffte sie, ich würde sie auf Wangerooge heiraten.«
    Ein weiterer Lacher schüttelte Alan. Ich fühlte das Vibrieren seines Körpers an meiner Seite und bekam eine Gänsehaut.
    »Stell dir vor, sie hat das Kokain in meinen Schreibtisch gelegt und Bellersen den Hinweis gegeben.«
    »Meinst du, Edith arrangierte deinen Rauswurf? Woher hatte sie den Stoff?«
    »Von Paul. Sie wusste, wo er sein Kokain versteckte, und hatte ihm in den letzten Monaten nach und nach ein paar Gramm stibitzt.«
    Was war bloß los in Ediths Kokelhirn?
    »Weißt du, was Ediths krankes Meisterstück war?«, legte Alan nach. »Die Explosion. Sie hat sich selbst in die Luft gesprengt.«
    »Das kann nicht sein. Ich habe doch gesehen, wie sie vor dem Backstone saß und auf jemanden wartete, als die Bombe hochging.«
    »Sie hat es mir haarklein erklärt. Du solltest denken, ich sei der Attentäter.«
    »O. k., das habe ich zwischenzeitlich auch geglaubt.«
    »Sie sagte, sie habe dir irgendeine Nachricht auf der Toilette zukommen lassen.«
    Mir wurde kalt. Edith hatte alles inszeniert? Die umgekippte Tasche, das Zettelchen mit dem ominösen Absender A. So viel durchtriebene Phantasie hätte ich ihr niemals zugetraut.
    »Edith wollte wissen, ob du hinter mir her warst. Der Sprengsatz in der Mülltonne bestand aus einem Bündel Silvesterböller und einer Minibombe, die sie im Internet gekauft hatte. Sie wusste, dass ihr nichts

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