Cheng
sich in der Fremde, in Stuttgart (eine Stadt, in der auch die Psychosen picobello daherkommen), aus seinem Dilemma zu befreien beginnt. Nicht, indem Cheng gesundet, sondern indem er ein Beckettsches Diktum für sich in Anspruch nimmt: »Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.«
Über dieses »bessere Scheitern« gelingt ihm eine Eleganz und Würde seiner Erscheinung, die im ersten Cheng-Roman bereits anklingt. (Man könnte meinen, der verlorene Arm macht aus Markus Cheng zwar keinen besseren Menschen, aber einen schöneren Menschen. Der Arm ist ein Opfer, um die Geister gnädig zu stimmen.)
Solcherart verwandelt und gerüstet kehrt Cheng noch einmal nach Wien zurück ( Ein dickes Fell , 2006). Die Stadt ist noch immer ein böses Entenhausen, aber kein schwarzweißes mehr, wie zu Anfang. Die Bildchen sind ausgemalt, nicht selten grau, aber ausgemalt. Auch das Unwirkliche ist hyperrealistisch. Somit ist es nur konsequent, daß Markus Cheng in der Wiener Hauptbücherei auf ein Buch stößt, daß den Titel Cheng trägt (das Buch dieser Seiten).
Cheng ist kein Serienheld. Er ist der Held einer Entwicklung.
Bei dieser Wiederauflage handelt es sich um eine »renovierte« Fassung, was bedeutet, daß einzelne Begriffe, selten auch ganze Formulierungen durch neue ersetzt wurden, aber die Geschichte selbst und natürlich auch ihr Stil, ihr Duktus unberührt blieben. Es ist wie bei einem Gemälde, wenn Farbe abblättert, Stellen nachdunkeln. Ich habe in meiner Bearbeitung abgeblätterte und nachgedunkelte Wörter und Wendungen gegen neue getauscht, von denen ich meine, daß sie besser ins Bild passen, nicht abblättern, nicht nachdunkeln.
Der Sinn von Renovationen besteht ganz sicher darin, daß hernach etwas schöner ist.
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