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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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wenn wir noch länger unsere Zeit verschwenden. Iwas sitzt vor einem Fernseher und wartet auf eine Nachricht von diesen drei Typen. Er weiß, dass sie den A-Grav haben. Was meinst du, was er tun wird, wenn er nichts von ihnen hört?“
    Er deutete auf die lange Kette von Scheinwerfern auf der Autobahn. „In jedem dieser Wägen kann ein Kommando sitzen. Vielleicht auch in zweien oder dreien davon. Sie wissen, dass es jetzt ums Ganze geht. Kann sein, dass sie schon viel näher sind. Dass er von vornherein mehrere Gruppen postiert hat.“
    „Er hat Recht“, murmelte Ernst mit gesenktem Kopf. „Elena hilft es nicht, wenn sie uns auch erwischen.“
    Chiara warf ihm einen wütenden Blick zu, sagte aber nichts mehr. Jenseits des großen Parkplatzes heulte eine Sirene auf. Polizisten liefen zu ihren Fahrzeugen. Die Schüsse waren gehört worden. Donahue führte sie zu einer Limousine, die gleich neben dem Wäldchen halb auf der Straße, halb auf dem Grünstreifen parkte.
    „Kannst du bitte fahren?“ fragte er ungewöhnlich sanft und deutete auf die Tasche, in der sein CX steckte. „Ich schätze, da wird sich bald einiges tun.“
    Sie gab keine Antwort, setzte sich aber hinters Steuer. Mike bezog seinen Platz neben ihr, Vanetti auf der Rückbank.
    „Nimm du ihn“, sagte Chiara und reichte den A-Grav nach hinten. Dann ließ sie den Motor aufheulen und fuhr los.
    „Richtung Triest“, sagte Mike, während er seinen CX mit fliegenden Fingern bearbeitete. „Aber nicht auf der Autobahn. Und nimm den Fuß vom Gas. Das ist kein Tiefflieger.“
    „Erzähl‘ schon. Wo warst du in den letzten Tagen?“ entgegnete sie und setzte zu weiteren Überholmanövern an. Er hob den Blick nicht vom Display.
    „Ich konnte den Airbag mit dem Messer aufschlitzen. Da sprühten sie mir ein Gas ins Gesicht. Aufgewacht bin ich in einer Zelle einer Bunkeranlage. Sie wurden nicht recht schlau aus mir und haben mich viele Stunden lang verhört.“
    „Entschuldige, wenn ich das sage“, fauchte Chiara, „aber dafür siehst du sehr gut erhalten aus. Die sind doch sonst nicht zimperlich.“
    Sie dachte an Elenas gezeichnetes Gesicht und an das Blut, das zuletzt aus ihrem Mund gequollen war. Wie eine Quelle, die nur einmal in aller Ewigkeit für wenige Sekunden sprudelt – und danach niemals wieder.
    „Das waren Profis. Die haben auch schon ein chemisches Arsenal.“
    „Dann hast du alles ausgeplaudert?“
    „Nein. Du kannst dich den Drogen nicht entziehen. Aber es gibt Methoden, ein Reservoire harmloser Informationen zu öffnen, an Stelle der wirklich geheimen. Das muss aufgebaut und trainiert werden. Aufwändig, aber nützlich.“
    „Elena nützt es nichts“, sagte Chiara. Sie fühlte den Tränenstrom auf ihren Wangen, machte aber keinen Versuch, ihn weg zu wischen. Zu Vanettis Erleichterung fuhr sie ein wenig langsamer und überholte nicht mehr so riskant.
    „Wie bist du entkommen?“ fragte er den Amerikaner.
    „Sie haben sich zu sehr darauf verlassen, dass ich nur eine unbedeutende Figur bin, die durch Zufall in etwas viel zu großes hinein geraten ist. Das kam mir zugute.“
    „So sehr, dass sie dir sogar den CX gelassen haben?“
    Nun blickte Donahue doch vom Display auf und in seine Gelassenheit mischte sich erstmals Ärger.
    „Glaubst du, irgendwer außer mir könnte mehr damit anfangen als telefonieren und das GPS verwenden? Es geht nicht nur um Passwörter. Das Gerät ist auf meine Körperchemie zugeschnitten. Sie haben es für ein Angeber-Handy gehalten, das nicht einmal eine ordentliche Verbindung aufbauen kann. Etwas, das genau zu dem passte, was ich ihnen erzählte. Und jetzt lasst mich endlich arbeiten. Es ist längst nicht vorbei.“

85___
    Der Anschlag auf das Stadion war gescheitert. Bedauerlich, wie Lynx fand, aber nicht mehr zu ändern. Gescheiterte Pläne wieder gerade zu biegen - das ging selten gut. Wenn du einen dünnen Blechstreifen einmal knickst, bringst du den Knick mit deinen Händen nicht mehr weg. So perfekt, wie er vorher war, wird der Streifen nie wieder sein. Statt einen gescheiterten Plan mit Gewalt zu retten, ist es besser, ihn zu streichen. Lass‘ ihn fallen und wähle ein neues Ziel. Er gewann seine Spiele, weil er mit vielen Figuren simultan spielte. Mit Agenten und Amateuren, Politikern und Wirtschaftsbossen, Polizisten und Gangstern, Terroristenjägern und Terroristen. Mit Männern und Frauen. Er hatte es gelernt – oder eigentlich immer beherrscht – im entscheidenden Moment blitzschnell

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