Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Vampirbluff.
Ich sprach ihn im überheblichsten Ton an, den ich anschlagen konnte. »Was hast du mit ihm gemacht?«
Gabriel hob eine Augenbraue, als ob er darüber überrascht wäre, dass ich seine Autorität und sein Recht, mit einem Mitglied seines Rudels umzugehen, wie er es für richtig hielt, infrage stellte.
Nachdem er mich einen Augenblick angestarrt hatte, drehte er sich um und zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor, um sich hinzusetzen. Seine Haltung war nachlässig – hängende Schultern, die Beine ausgestreckt, einen Ellbogen auf den Tisch gestützt. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich so unbesorgt darüber war, dass gerade ein Vampir hineingeplatzt war in… nun, etwas, oder ob es nur ein Trick war.
»Du hast mich angelogen, Merit.«
»Wie bitte?«
Gabriel schlug die Beine übereinander und zeichnete dann mit einer Fingerspitze einen Kreis auf den Tisch. Meine Haut begann aufgrund der kribbelnden Wirkung seiner Magie zu jucken. Ich versuchte, meine Fangzähne zurückzuhalten und zu verhindern, dass sich meine Augenfarbe änderte, obwohl meine Gene lauthals schrien: Flieh oder bereite dich auf einen Kampf vor. Jetzt.
»Du hast mir gesagt, du hättest von dem Mordanschlag auf mich durch einen anonymen Anruf erfahren.« Er sah zu mir auf, und seine Iriden funkelten vor Zorn. »Das war eine Lüge.«
Ich erwiderte seinen Blick, ohne eine Miene zu verziehen.
Gabriel deutete auf Nick. »Tatsächlich habe ich herausgefunden, dass Mr Breckenridge deine nicht ganz so anonyme Quelle war. Ein Mann, mit dem du eine längere Beziehung geführt hast.«
Ich sah Gabriel nachdenklich an. Nick hatte mir die Information weitergegeben, weil er einen anonymen Telefonanruf erhalten hatte. Und ja, ich hatte eine Beziehung mit Nick gehabt… in der Highschool.
Verwirrt sah ich zu Nick hinunter, der den Kopf schüttelte. »Er glaubt, ich hab’s getan. Glaubt, ich hätte sie geplant – die Anschläge. Die Mordanschläge.«
»Du wusstest über ales Bescheid«, sagte Gabriel trocken.
Nick lachte, aber es klang heiser und schmerzerfüllt. »Bei allem nötigen Respekt, Rudelanführer, aber ich bin ein gottverdammter Journalist. Ich bekomme Hinweise. Das ist mein Job.«
»Er hat versucht dir zu helfen«, fügte ich hinzu. »Er hat es mir erzählt, damit ich die Warnung an dich weitergebe und du so von der Gefahr eines Mordanschlags auf der Versammlung weißt. Deswegen haben wir dir das erzählt. Deswegen waren wir darauf vorbereitet, als das Chaos ausbrach.«
»Ich bedaure mittlerweile, dass ich die Versammlung zusammengerufen habe, anstatt alle Formwandler nach Aurora zurückzubringen. Ein Formwandler – ein Anführer – ist tot, und die anderen sind untereinander zerstritten. Hast du eine Vorstellung davon, wie sehr mich das enttäuscht? Wo ich dir doch vertraut habe?«
Angesichts der Magie in der Luft – und dem beißenden, schwefeligen Gestank, den sie verströmte – hatte ich eine ziemlich gute Vorstellung davon.
»Nick war das nicht. Er hätte es nicht tun können. Du weißt, dass er alles nur erdenklich Mögliche versucht, um dich zu beschützen, um das Rudel zu beschützen. Erinnerst du dich daran, dass er vor wenigen Wochen versuchte, unser Haus zu vernichten, weil er den Verdacht hatte, dass wir Formwandlern Schaden zufügen könnten? Du hast kein Recht, meine oder Ethans Motive infrage zu stellen, nach dem, was wir diese Woche getan haben.«
»Wir wissen, wie ihr uns nennt«, sagte Gabriel. »Heuchler.«
Ich hob die Augenbrauen. »Ich nenne dich nicht so. Ethan nennt dich nicht so. Und selbst wenn es Vampire gibt, die dieses Wort verwenden, dann haben wir wohl kaum das Monopol auf Vorurteile. Es gibt eine Menge Formwandler, die von unversöhnlichem Hass auf die Vampire erfüllt sind.« Nick gehörte früher zu diesen Formwandlern. Und jetzt stand ich hier, um ihn zu beschützen.
»Du hast mich angelogen. Verrat kommt bei mir nicht gut an, Merit. Ich mag es nicht, in eine Falle gelockt zu werden. Warum sollte ich dich ungestraft davonkommen lassen?«
Scheiß drauf, dachte ich und stürzte mich auf den Dolch. Gabriel ließ ihn mich holen; er reagierte nicht einmal, als ich zurückkam und mich mit der Waffe in der Hand vor Nicholas stellte.
Ich bewegte mich so, dass ich meinen Körper und meine Klinge zwischen Gabriel und Nick brachte.
Es war nicht so, dass ich noch viel für Nick übrighatte, aber Gabriel stand im Moment auf meiner persönlichen schwarzen Liste ganz weit oben. Ich musste
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