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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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    Nicht der Zufall führte sie im Hafen von Mogador zusammen, dessen war sich Sarah schon am Ende des Tages sicher. Hier mussten höhere Mächte ihre Hände im Spiel gehabt haben, etwas anderes war undenkbar.
    Im Haus war es ihr zu eng geworden, sie brauchte Luft und Weite. Also hatte sie sich mit ihrer Perlenarbeit zu ihrem Lieblingsplatz auf den Felsen am Hafen begeben. Sie richtete sich knapp oberhalb der Grenze ein, bis zu der das Wasser spritzte, und beobachtete die Sturzflüge der Möwen und das Spiel der Wellen. Das Wasser schimmerte lapislazuliblau, an flacheren Stellen wandelte es sich zu smaragdgrün, und bevor die Wellen an den Felsen emporbrandeten, zeigten sie alle Nuancen zwischen Aquamarin und weißer Spitze. Sie liebte diesen Platz. Hier atmete es sich leichter, ihre Phantasie entfaltete sich, und neue Einfälle flogen ihr zu.
    Früher, als kleines Mädchen, hatte sie gemeinsam mit den Freundinnen die Oasengärten am anderen Ende der Stadt durchstreift oder die Frauen am Waschplatz belauscht, sie hatten zwischen den Marktständen gespielt, bis sie vertrieben wurden, oder die Bucht nach Strandgut und besonders schön geformten Muscheln und Steinen abgesucht. Damals verbrachte sie ganze Nachmittage am Strand und auf den Felsen, obwohl ihre Mutter das natürlich nicht gern sah. Man konnte abrutschen und ins Wasser stürzen, und oft genug war das auch geschehen. Jede Gasse und jeder Winkel in der kleinen Hafenstadt waren ihr vertraut. So freute sie sich immer, wenn ihre Mutter, kurz nachdem ihr Vater zu seiner Frühjahrsreise aufgebrochen war und das Haus in Santa Cruz de Aguér plötzlich seltsam leer wirkte, endlich ankündigte: » In Kürze geht’s nach Mogador.«
    Seit Jahren hielten sie sich dort bis zum Beginn der großen Hitze auf. Ihre Mutter kümmerte sich um ihre Manufakturen, während Sarah und ihre Freundinnen auf Abenteuersuche gingen. Eine wundervolle Zeit, in der sie für Wochen in nahezu unbegrenzter Freiheit lebte, jedenfalls kam es ihr in der Rückschau so vor. Bei der Erinnerung an diese scheinbar nicht endenden Wochen stellte sich inzwischen eine leise Wehmut ein.
    Natürlich hatte sie auch in Santa Cruz Freundinnen, mit denen sie lernte oder müßige Nachmittage verbrachte, doch dort fand alles innerhalb des Hauses oder im Garten hinter hohen Schutzmauern statt. Und auf was musste nicht alles Rücksicht genommen werden!
    Da gab es das Handelsunternehmen ihres Vaters, die Schiffe und die wichtigen Kontakte, das Lagerhaus und das Kontor. Außerdem war die Stellung ihrer Mutter als allseits geachtete Wohltäterin, als Stifterin einer Schule und eines Hospitals zu berücksichtigen. Darüber hinaus musste sich die Familie mit den herrschenden Berbern gutstellen … Das alles hieß für sie, sich unauffällig zu verhalten und bloß nicht aufzufallen, Zurückhaltung war die oberste Maxime ihrer Eltern. Oft fühlte sie sich in Santa Cruz daher wie gefesselt. Wohin mit ihrem Temperament und ihrer Neugier, mit ihrer Lust an allem Unbekannten? Kein Wunder, dass sie in Mogador aufblühte.
    Sarah schlug ihre Röcke unter, damit der Wind nicht hineinfahren konnte, und kramte ein Säckchen aus ihrem Lederbeutel. Behutsam öffnete sie die Verschnürung und steckte die Nase hinein. Was für ein Duft! Es war der Geruch von fremden afrikanischen Kräutern, zwischen denen die kostbarsten ihrer Perlen schon seit langer Zeit verpackt lagen. Dann nahm sie ihre Lieblingsstücke heraus.
    Eigentlich widersprach ihre Liebe für die Perlenstickerei ihrem Bewegungsdrang, und manchmal wunderte sie sich selbst, dass sie stundenlang über ihren Entwürfen sitzen konnte, ohne zu ermüden. Aber so war es nun einmal, dem Zauber, der von den Perlen ausging, konnte sie sich nicht entziehen.
    Diese Hohlstäbe aus dunklem Glas zum Beispiel, Akoris genannt, wirkten nüchtern betrachtet nicht nur unscheinbar, sondern fast ein wenig grob. Dennoch ging eine rätselhafte, beinahe magische Kraft von ihnen aus. Lag es an den tiefliegenden Goldeinschlüssen, die bei Sonnenlicht aufglühten, oder an den winzigen Karneolen im wulstigen Rautenmuster der Oberflächen? Sie wusste, einst hatten sie eine bedeutende Rolle bei geheimen Ritualen im Herzen Afrikas gespielt, mit ihrer Hilfe hatten schwarze Geisterbeschwörer die Ahnen angerufen, hatten Hexenflüche gebannt und Kranke geheilt. Vielleicht ruhte immer noch etwas von dieser Kraft in ihnen. Liebevoll strich sie mit der Fingerspitze über die raue Oberfläche. Andere Glasperlen

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