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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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anderen Boot eine Warnung zuzurufen. Dann waren sie aus dem Steinmaul des Großen Waldes heraus und im luftigeren Weiten Wald. Renn grinste über das ganze Gesicht und schlug mit der Faust in die Luft und kurz darauf machte es Torak ebenso.

    In dieser Nacht, als sie ihr Lager am Ufer des Schwarzwassers aufgeschlagen hatten, kam Bale ein letztes Mal zu ihm.
    Torak weiß, dass er träumt, aber er weiß auch, dass das, was geschieht, wirklich ist. Er steht auf dem Kiesstrand der Robbenbucht und sieht zu, wie Bale sein Hautboot zum Meer hinunterträgt. Bale ist wieder gesund und stark, er balanciert das Boot mit Anmut und Leichtigkeit auf der Schulter. Am Wasser angekommen, setzt er es auf die Wellen, springt hinein und nimmt sein Paddel.
    Torak läuft zu ihm hinunter, will ihn unbedingt noch einholen, aber schon fliegt Bale wie ein Kormoran über die Wellen und lässt ihn am Strand zurück.
    Torak versucht, ihm etwas nachzurufen, bringt aber nur ein heiseres Flüstern hervor. »Warte!«
    Draußen auf dem glitzernden Meer dreht Bale sein Boot noch einmal um.
    »Möge der Clanhüter mit dir schwimmen!«, ruft Torak.
    Bale hebt das Paddel in einem schimmernden Bogen hoch, ein Grinsen breitet sich über sein Gesicht. »Möge er mit dir laufen, Blutsbruder!«, ruft er zurück.
    Dann paddelt er davon, sein goldenes Haar flattert hinter ihm her, während er in Richtung Westen verschwindet, dorthin, wo die Sonne sich im Meer schlafen legt.

    »Warum nicht?«, fragte Renn drei Monde später. »Er fehlt dir. Mir auch. Also gehen wir ihn suchen.«
    Torak gab ihr keine Antwort. Er hatte seine störrische Miene aufgesetzt, und sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihm vorzuschlagen, einfach nach Wolf zu heulen. Er wollte sich der Enttäuschung nicht aussetzen, denn in letzter Zeit heulte Wolf nicht oft zurück. Hin und wieder war er den Sommer über zu ihnen gekommen, aber obwohl er so zärtlich und verspielt wie immer gewesen war, hatte er es eindeutig noch nicht verwunden, dass Torak kein Wolf war. Manchmal spürte Renn eine Zurückhaltung in ihm, als befände er sich an einem ganz anderen Ort. Torak sprach nicht davon, aber sie wusste, dass auch er es spürte und in seinen dunkelsten Momenten befürchtete, dass es mit Wolf nie wieder so sein würde wie früher.
    Warum geht er denn nicht los und sucht ihn?, dachte sie wütend. »Torak«, sagte sie laut, »du bist der beste Fährtenleser des Waldes. Also los. Spür ihn auf!«
    Dabei musste sie zugeben, dass es schon ein eigenartiger Gedanke war, Wolf aufzuspüren. Andererseits war alles an diesem Sommer irgendwie eigenartig. Sie hatte sich immer noch nicht richtig daran gewöhnt, Schamanin zu sein, und obwohl Saeunn nach wie vor die Clanschamanin blieb, begegneten die Leute ihr noch argwöhnischer als zuvor.
    Auch ihre Ausrüstung war ungewohnt: ein neues Medizinhorn samt Beutel (ein unerwartetes Geschenk von Durrain), ein neuer Flammenstein, eine neue Axt, ein neues Messer. Ein neuer Bogen. Die Reste ihres treuen Gefährten hatte sie zur Schädelstätte der Raben gebracht und der alte Auerochsenmann – der, wie sich herausstellte, Fin-Kedinn in seiner Jugend gekannt und ihm damals beigebracht hatte, wie man Bögen anfertigt – hatte ihr einen prächtigen neuen Bogen gebaut. Er bestand aus Eibenholz, das im Licht des zunehmenden Mondes gefällt und eigens für sie als Linkshänderin angefertigt worden war. Aber sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen und hatte ihn heute im Lager zurückgelassen; schon sorgte sie sich darum, dass er sich womöglich unbeachtet fühlte, und nahm sich vor, ihn beim nächsten Mal wieder mitzunehmen.
    Es war der Mond der Grünen Eschensamen, die Weidenröschen standen schulterhoch. Es war so heiß, dass Rip und Rek mit offenen Schnäbeln flogen, um sich abzukühlen. Es war ein ungewöhnlich guter Sommer gewesen, mit Beute im Überfluss und ohne gefährliche Krankheiten. Wenn Renn manchmal in der Nacht aus Träumen von Adlern und Tokoroths aufgeschreckt war, hatte sie immer wieder rasch in den Schlaf gefunden.
    Sie sah zu, wie Torak sich über eine kleine Furche beugte, die ein Wolf in den Boden gescharrt hatte, nachdem er dort seine Duftmarke hinterlassen hatte. »Das ist nicht Wolf«, seufzte er.
    Später zupfte er ein paar schwarze Wolfshaare von einem Wacholderbusch.
    »Wolf hat auch ein bisschen Schwarz in seinem Fell«, sagte Renn aufmunternd. »Am Schwanz und auf der Schulter.«
    »Seine Haare sind nur in den Spitzen schwarz«,

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