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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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im schwarzen Stoff seines Gewandes. Der gewaltige Brennofen stand offen. Die eiserne Abdeckung war entfernt worden, und rotes und gelbes Licht tauchte den knieenden Nubier in höllischen Glanz. Abu Duns Augenbrauen und Wimpern waren längst verschmort, und Andrej meinte, die grausame Hitze dort oben regelrecht sehen zu können.
    Alle seine Instinkte schrien, sofort loszustürmen und Abu Dun beizustehen, und hätte irgendjemand anders als Meruhe ihn bedroht, hätte er es wohl auch versucht. So aber zwang er sich, stehen zu bleiben und das schreckliche Bild eine geschlagene Sekunde lang anzustarren.
    »Bitte, tu das nicht«, sagte er leise. »Ich flehe dich an!«
    »So wie ein fünfjähriger Knabe seinen Vater anfleht, ihn nicht im Stich zu lassen?«, fragte Corinna.
    »Das war etwas anderes«, sagte Andrej. Er wusste, wie sinnlos jedes weitere Wort war. Es war der Schmerz, an dem sie sich labte und von dem das Ungeheuer lebte, das sich hinter der Maske aus betörender Schönheit verbarg. Aber er musste es wenigstens versuchen.
    »Er hat nichts damit zu tun.«
    »Das hatte ich auch nicht«, sagte Corinna.
    »Lass ihn gehen«, bat Andrej noch einmal. »Ich tue, was immer du von mir verlangst, aber lass ihn gehen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Corinna.
    »Töte ich dich«, antwortete Andrej. »Hier und jetzt.«
    Corinna seufzte. »Dein spezieller Freund hier hat recht, weißt du?« Sie deutete auf Rezzori, der noch immer dort an die Wand gelehnt saß, wo die beiden Männer ihn niedergeworfen hatten. Sein Blick war jetzt wieder klar, aber Andrej sah ihm dennoch an, welch entsetzliche Schmerzen er litt. Sein Bein schien gebrochen zu sein, und eine Hand war zu einem unförmigen Klumpen angeschwollen und begann sich zu verfärben. Er könnte seine Hand verlieren, begriff Andrej, falls er diese Nacht überhaupt überlebte. Rezzori musste das ebenfalls klar sein. Dennoch hatte das allmählich heraufdämmernde Entsetzen in seinen Augen einen vollkommen anderen Grund.
    »Du hast einen übertriebenen Sinn für Dramatik, Andrej«, sagte Corinna. Dann erlosch ihr Lächeln, und sie fuhr mit einer zornigen Bewegung zu ihm herum. Ihre Augen wurden schwarz, und es war kein Leben mehr in ihnen, nichts Menschliches, sondern nur noch verzehrender Hass. Und für einen Moment, den unendlich kurzen Bruchteil eines Gedankens nur, ließ sie ihre Tarnung fallen, und Andrej spürte, wem er wirklich gegenüberstand. Einem Geschöpf von verheerender Macht, vielleicht nicht dem ältesten, aber sicherlich dem mächtigsten Unsterblichen, dem er jemals begegnet war.
    Irgendetwas … geschah. Er konnte nicht sagen, was sie tat oder ob sie überhaupt bewusst etwas tat, doch es war, als würde sein Wille von einem Hammerschlag getroffen und wie eine dünne Eisscholle zerschmettert. Andrej taumelte zurück, ganz wie von einem Hieb getroffen. Dann spürte er, wie etwas nach seinem Herzen griff und es anhielt und derselbe unbezwingbare Wille dem Blut in seinen Adern verbot weiterzufließen. Selbst seine Furcht erlosch, doch dann geschah etwas Entsetzliches: Von einem Lidschlag auf den anderen war sie wieder das unschuldig wirkende Mädchen, das er vor einer Woche kennengelernt und in das er sich rettungslos verliebt hatte. Er vergaß nicht, was er gerade erlebt hatte – oder gar was sie war! –, aber es spielte keine Rolle mehr. Er liebte sie, ganz gleich, was sie war und was sie getan hatte oder noch tun würde. Und das war alles, was zählte.
    Der Spuk erlosch so schnell, wie er gekommen war, und Andrej konnte wieder atmen. Seine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. Corinna lachte ganz leise. Die Schwärze war aus ihren Augen gewichen, aber er musste sie auch nicht mehr sehen, um zu wissen, dass sie da war: Schwärze und Verderbtheit und eine so ungeheuerliche Macht, dass schon der Gedanke, sich ihr zu widersetzen, lächerlich war.
    »Mich töten«, wiederholte sie amüsiert. »Wie uncharmant von Euch, Signore Delãny.« Sie drehte sich halb herum, um Rezzori anzusehen. »Was sagt Ihr dazu, Signore? Lasst Ihr es zu, dass dieser ungehobelte Kerl so mit der Dame Eures Herzens spricht?«
    »Was … was bedeutet das, Contessa?«, murmelte Rezzori. Seine Stimme klang brüchig wie die eines alten Mannes, und der Ausdruck von Entsetzen in seinen Augen hatte noch einmal zugenommen. »Was tut Ihr?«
    Er hatte längst begriffen, was hier geschah, dachte Andrej. Aber wie hätte er zulassen können, es zu glauben?
    Corinna ließ sich vor ihm in die Hocke

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