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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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jetzt noch einmal dieselbe Summe?«
    »Das Doppelte, wenn man es genau nimmt«, antwortete sie. »Andererseits …«
    »Andererseits?«
    Corinna hob leicht verwirrt die Schultern. »Ich nehme an, Ihr werdet jetzt glauben, dass ich das zu jedem Mann sage, weil es zum Geschäft gehört, aber Ihr wart …«
    »Gut?«, schlug Andrej vor. »Du hast recht. Das sagst du zu jedem Mann. Weil es zum Geschäft gehört.«
    »Ja«, bestätigte Corinna. »Ich sage es jedem. Aber bei Euch ist es die Wahrheit. Aber Ihr wart nicht gut. Es war … außergewöhnlich. Wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.«
    »Ich nehme an, das sagst du nur zu jedem zweiten.«
    »Es war so intensiv«, fuhr sie unbeeindruckt fort, zwar noch immer lächelnd, aber auch auf fast furchtsame Art ernst. »Vorhin, als Ihr mich genommen habt … es war, als wärt Ihr ganz tief in mir.«
    »Das war ich auch«, erinnerte Andrej sie mit sachtem Spott.
    Das Mädchen blieb ernst. »Nicht so. Ich hatte das Gefühl, dass Ihr mich berührt habt, ganz tief in mir drinnen. Nicht nur meinen Körper, sondern etwas anderes. Es war fast ein bisschen unheimlich. Aber auch wunderschön.«
    »Ich habe ein bisschen Erfahrung«, antwortete Andrej lahm. Sein Herz begann schon wieder schneller zu schlagen, und plötzlich hatte er Angst. Er hatte gespürt, wie sich die uralte Gier in ihm regte, aber nicht geahnt, wie nahe er daran gewesen war, ihr mehr zu stehlen als nur ein paar Küsse und eine gekaufte Umarmung.
    »Ist das etwas, was Ihr auf Euren Reisen gelernt habt?«
    Statt zu antworten, setzte er ein schiefes Grinsen auf und sagte: »Dann wäre es doch nur recht und billig, wenn du mir etwas bezahlen würdest, meinst du nicht?«
    »So außergewöhnlich war es nun auch wieder nicht!«, protestierte Corinna. »Aber ich will nicht unbescheiden sein. Immerhin habe ich ja schon zugegeben, dass ich Euch eigentlich übervorteilen wollte … ich würde sagen, noch einmal dieselbe Summe reicht.«
    Gegen seinen Willen musste Andrej lachen, wandte sich wieder um und legte den Kopf in den Nacken, um noch einmal aus dem Fenster und in den staubigen Nachthimmel hinaufzusehen. Die Sterne verbargen sich noch immer hinter einem Vorhang aus samtiger Schwärze, und auch der Mond war nun verschwunden, aber er glaubte, ein Augenpaar zu sehen, das mit kaltem Hass auf ihn herabstarrte und vor dessen Blicken es kein Versteck und kein Entkommen gab.
    Als es wieder raschelte und Andrej sich erneut umdrehte, sah er, dass sie sich diesmal tatsächlich nach einem Stück Tuch gebückt hatte – allerdings nicht nach dem freizügigen Kleid, in dem sie gekommen war. Vielmehr hatte sie Abu Duns schwarzen Mantel vom Stuhl genommen und versuchte sich nun an dem Kunststück, sich in das riesige Kleidungsstück zu wickeln, ohne sich hoffnungslos darin zu verfangen – was ihr jedoch nicht gelang. Vermutlich machte ihr allein das Gewicht des Mantels schon zu schaffen, so zierlich, wie sie war.
    »Bei der Heiligen Jungfrau Maria, was ist das?«, erkundigte sie sich. »Ein Zelt?«
    »Für den einen oder anderen sicher«, schmunzelte Andrej. »Für Abu Dun ist es ein Mantel. Und sei vorsichtig damit. Abu Dun ist ein wenig eigen, was seine Kleider angeht.«
    »Vermutlich sind sie nicht so leicht zu ersetzen«, sagte Corinna. »Ich nehme an, es braucht eine ganze Weberei, um den Stoff für dieses … Ding … herzustellen.«
    Andrej antwortete nur mit einer zurückhaltenden Kopfbewegung, und das Mädchen streifte den Mantel mit einer überraschend mühelosen Geste wieder ab, bückte sich nun doch nach ihrem eigenen Kleid und richtete sich dann aber wieder auf, ohne es angerührt zu haben. Wie sie so dastand, im warmen gelben Licht der Kerze, rührte sich schon wieder etwas in Andrej, doch diesmal kämpfte er das Gefühl nieder und begnügte sich damit, sich an ihrem bloßen Anblick zu erfreuen.
    Anscheinend hatte er sich doch nicht so gut in der Gewalt, wie er glaubte, oder Corinna war eine sehr aufmerksame Beobachterin, denn sie sah ihn mit schräg gehaltenem Kopf an und fragte dann: »Oder doch die doppelte Summe?«
    »Hab ein wenig Mitleid mit einem alten Mann«, erwiderte Andrej lächelnd, erntete aber nur einen spöttischen Blick.
    »Ihr seid vielleicht ein wenig älter als ich, aber noch nicht so alt.«
    »Ich bin älter, als ich aussehe, glaub mir«, sagte Andrej. Ungefähr fünfzehnmal so alt wie du. Wenn nicht zwanzig. Um ein Haar hätte er es laut ausgesprochen, ging stattdessen aber wortlos zum Bett, bückte

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