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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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durch diese Kakophonie, als der Vampirmann von einem grellen Blitz erfaßt wurde und in Flammen aufging. Direkt neben mir ging ein weiterer Blitz los. Die Sense fiel klirrend auf das Betonpflaster. Und dann schoß ein paar Meter entfernt plötzlich noch eine Vampirgestalt in einem knisternden Strahl in die Höhe.
    Die Menschenmenge geriet in äußerste Panik, rannte zurück luden Saal, strömte auf den Parkplatz, lief in alle Richtungen, um vor den herumwirbelnden Gestalten zu fliehen, die in ihren eigenen privaten Infernos verbrannten, bis ihre geschwärzten Gliedmaßen in der Hitze bis auf die Knochen geschmolzen waren. Und ich sah noch andere Unsterbliche mit unsichtbarer Geschwindigkeit durch die gelähmte Menschenmenge davonrasen.
    Louis sah verdutzt aus, als er sich zu mir umdrehte, und bestimmt war er es noch mehr, als er mein verblüfftes Gesicht bemerkte. Keiner von uns beiden hatte es getan! Keiner von uns beiden hätte es tun können! Ich kannte nur einen Unsterblichen, der so viel Macht besaß.
    Aber plötzlich öffnete sich die Wagentür und stieß mich zurück, und eine kleine zarte weiße Hand streckte sich aus und griff nach mir, um mich ins Auto zu ziehen.
    »Beeilt euch, ihr beiden!« sagte eine weibliche Stimme auf französisch. »Worauf wartet ihr, daß die Kirche es zu einem Wunder erklärt?« Und ich wurde in den Ledersitz gezogen, bevor ich begriffen hatte, was mit mir geschah, und dann zog ich Louis auch zu mir herein, der über mich hinweg nach hinten klettern mußte.
    Der Porsche machte einen Satz nach vorn, scheuchte die fliehenden Sterblichen mit seinen Scheinwerfern auf die Seite. Ich starrte die schlanke Gestalt auf dem Fahrersitz neben mir an: Ihr gelbes Haar floß ihr bis weit über die Schultern, ihr schmutziger Filzhut war ihr tief ins Gesicht, bis fast über die Augen, gerutscht.
    Ich wollte sie in meine Arme nehmen, sie mit Küssen übersäen, mein Herz an ihr Herz drücken und alles andere vergessen. Zur Hölle mit diesen idiotischen Sprößlingen. Und dann wäre der Porsche fast schon wiederumgekippt, als sie hinter dem Tor scharf nach rechts in die verkehrsreiche Straße abbog.
    »Halt an, Gabrielle!« schrie ich und umklammerte ihren Arm. »Das kannst du nicht getan haben, sie einfach verbrennen - !«
    »Natürlich nicht«, sagte sie, wieder auf französisch, und sah mich kaum an. Sie war hinreißend, wie sie jetzt mit zwei Fingern das Lenkrad einschlug und erneut in einem rechten Winkel abbog. Sie fuhr nunmehr in Richtung Freeway.
    »Aber du fährst uns ja weg von Marius!« sagte ich. »Halt an.«
    »Soll er doch erst den Wagen hinter uns in die Luft jagen!« rief sie. »Dann werde ich anhalten.« Sie hatte das Gaspedal voll durchgedrückt, und ihre Augen waren auf die Straße vor uns gerichtet, und ihre Hände lagen fest auf dem lederbezogenen Lenkrad.
    Ich drehte mich um und sah es über Louis’ Schulter - ein Monster von einem Fahrzeug, das mit erstaunlicher Geschwindigkeit hinter uns herkam - ein überdimensionaler Leichenwagen, wie es schien, plump und schwarz, mit einem ganzen Maul voller Chromzähne quer vor der stupsnasigen Stirn, und darin saßen vier von den Nichttoten, die uns durch das getönte Glas der Windschutzscheibe tückisch anstarrten.
    »Bei dem Verkehr hängen wir die nie ab!« sagte ich. »Du mußt umdrehen. Fahr zurück zum Auditorium! Fahr zurück, Gabrielle!« Aber sie fuhr weiter, kurvte wie wild um die Autos herum, rechts und links, drängte manche von ihnen in schierer Panik von der Straße.
    Der Lieferwagen kam näher.
    »Das ist eine Kriegsmaschine!« sagte Louis. »Die haben eine Stoßstange aus Stahl. Die werden versuchen, uns zu rammen, diese kleinen Monster!«
    Ach, diesmal hatte ich mich geirrt. Ich hatte sie unterschätzt. Ich hatte nur meine eigenen Hilfsmittel in diesem modernen Zeitalter gesehen, aber nicht ihre.
    Und wir entfernten uns immer mehr und mehr von dem einzigen Unsterblichen, der sie ins Jenseits hätte befördern können. Nun, ich würde mich ihrer mit Vergnügen annehmen. Als erstes würde ich ihre Windschutzscheibe zertrümmern und ihnen dann, einem nach dem ändern, den Kopf abreißen. Ich machte das Fenster auf, kletterte halb hinaus und hinauf zum Dach, und der Wind fuhr durch meine Haare, als ich sie und ihre häßlichen weißen Gesichter hinter der Glasscheibe anstarrte.
    Als wir in die Auffahrt zum Freeway einbogen, hatten sie uns fast eingeholt. Gut so. Noch ein Stückchen näher heran, und ich würde springen. Aber

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