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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hoffte, damit alles bereinigt und einen Augenblick reinsten Gleichmuts herbeigerufen zu haben. »Es ist sinnlos. Ein Wesen, das mächtig genug ist, seine Feinde zu verbrennen, kann uns jederzeit, wann immer es will, finden und genau das tun, was es tun will.«
    »Und deshalb sollte ich mir keine Sorgen zu machen brauchen?« fragte sie.
    Ich sah, daß Louis den Kopf schüttelte.
    »Ich besitze nicht soviel Macht wie du«, sagte er zurückhaltend, »trotzdem habe ich es gefühlt, dieses Wesen. Und ich sage euch, es war etwas Fremdes, etwas völlig Unzivilisiertes, anders kann ich es nicht ausdrücken.«
    »Oh, du hast es völlig richtig getroffen«, unterbrach ihn Gabrielle. »Es war etwas völlig Fremdes, als käme es von einem Wesen, das so weit entfernt…«
    »Und dein Marius ist viel zu zivilisiert«, sagte Louis, »viel zu sehr mit Philosophie belastet. Deshalb weißt du ja auch, daß er keine Rache will.«
    »Fremd? Unzivilisiert?« Ich starrte sie beide an. »Und warum habe ich dieses Böse dann nicht gefühlt?«
    » Mon Dieu , es hätte alles mögliche sein können«, hatte Gabrielle schließlich gesagt. »Diese Musik von dir könnte Tote wecken.«
    Ich hatte über die geheimnisvolle Botschaft der vergangenen Nacht nachgedacht - Lestat! Gefahr! -, aber es war schon zu spät am Morgen, um ihnen deswegen noch angst zu machen. Und außerdem erklärte es gar nichts. Das war nur ein weiterer Teil des Rätsels, und vielleicht sogar einer, der überhaupt nicht dazugehörte.
    Dann waren sie zusammen weggegangen, und ich stand allein vor der Glastür und sah hinaus in das heraufdämmernde Licht über den Santa-Lucia-Bergen, und immer heller und heller wurde es, und ich dachte: Wo bist du, Marius? Warum zum Teufel zeigst du dich nicht? Es konnte verdammt wahr sein, alles, was Gabrielle gesagt hatte. Ist das ein Spiel für dich?
    Und war es vielleicht nur ein Spiel von mir, daß ich nicht nach ihm rief? Ich meine, daß ich nicht meine geheime Stimme erhob, mit aller Macht, die mir zur Verfügung stand, wie er es mir vor zweihundert Jahren gesagt hatte?
    Bei all den Kämpfen, die ich geführt hatte, war es für mich immer eine Frage des Stolzes gewesen, ihn nicht zu rufen, aber was hatte dieser Stolz jetzt noch für einen Sinn?
    Vielleicht wollte er, daß ich ihn rief. Vielleicht war es gerade das, was er von mir verlangte. Die Verbitterung und Dickköpfigkeit von früher hatte ich inzwischen abgelegt. Warum nicht wenigstens einen Versuch machen?
    Ich machte die Augen zu und tat, was ich seit jenen Nächten im achtzehnten Jahrhundert nicht mehr getan hatte, in denen ich in den Straßen von Kairo oder Rom laut mit ihm gesprochen hatte. Lautlos rief ich seinen Namen. Und ich spürte, wie dieser wortlose Schrei in mir aufstieg und sich von mir löste und davonflog in die Vergessenheit. Ich fühlte fast, wie er die Welt der Sichtbaren durchquerte, fühlte, wie er immer schwächer wurde, fühlte, wie er ausbrannte.
    Und für einen kurzen Augenblick, eine Sekunde lang, sah ich ihn wieder, diesen fernen unbekannten Ort, den ich letzte Nacht gesehen hatte. Schnee, endlose Weiten von Schnee, und eine Art Haus aus Steinen, und Fenster mit einer Eiskruste. Und auf einem hohen Vorgebirge ein seltsames modernes Gerät, eine große metallene runde Platte, die sich auf einer Achse drehte, um die unsichtbaren Wellen aufzufangen, die über den Himmel schwirrten.
    Eine Fernsehantenne! Die von dieser eisigen Einöde nach den Satelliten griff - das mußte es sein! Und das zerbrochene Glas am Boden war das Glas eines Fernsehschirms. Ich sah es genau. Eine Steinbank… ein zerbrochener Fernsehschirm. Geräusche.
    Die schwächer wurden.
    MARIUS!
    Gefahr, Lestat. Wir sind alle in Gefahr . Sie hat… Ich kann nicht… Eis. Begraben  im Eis. Das Funkeln von zerbrochenem Glas auf einem Steinboden, die leere Bank, das Klopfen und Schlagen und die Schwingungen der Musik, die The Vampire Lestat aus den Lautsprechern hämmerte - Sie hat… Lestat, hilf mir! Wir sind alle … in Gefahr. Sie hat…
    Stille. Die Verbindung unterbrochen.
    MARIUS!
    Da war etwas, aber nur ganz schwach. Mit großer Intensität, aber viel zu schwach!
    MARIUS!
    Ich lehnte mich gegen das Fenster, starrte hinaus in das Morgenlicht, das immer heller wurde, und meine Augen tränten, und meine Fingerspitzen brannten fast an der heißen Glasscheibe.
    Antworte mir, ist es Akascha? Willst du mir sagen, daß es Akascha ist, daß sie diejenige ist, daß sie es war?
    Aber jetzt stieg

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