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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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warf einen Blick auf die riesigen Videowände, die unsere Bilder überdimensional vergrößern würden, um von jedem Augenpaar im Haus genauestens betrachtet zu werden. Dann zurück zu dem Meer der kreischenden Jugendlichen.
    Im Dunkeln flutete eine Welle von Geräuschen nach der anderen über uns hinweg. Es roch nach Hitze und Blut.
    Dann ging die große Tafel mit Lampen über uns an. Grelle silbrige, blaue, rote Lichterstrahlen schnellten kreuz und quer auf uns zu, und das unglaubliche Kreischen im Saal erreichte seinen Höhepunkt. Die Menschen waren geschlossen aufgesprungen.
    Ich spürte, wie das Licht über meine weiße Haut kroch, in meinem gelben Haar explodierte. Ich blickte mich um und sah meine sterbliche Band, die bereits, aufgeputscht und in höchster Erregung, inmitten der endlosen Drähte und blitzenden Geräte thronte.
    Mir brach der Schweiß aus und lief mir übers Gesicht, als ich die zum Gruß erhobenen Fäuste sah. Überall im Saal waren Jugendliche in Vampirkleidern, und ihre Gesichter glänzten von künstlichem Blut, und einige hatten schlaffe gelbe Perücken, andere aber schwarze Ringe um die Augen gemalt, was sie noch viel unschuldiger und gräßlicher aussehen ließ. Und über dem allgemeinen Getöse erhoben sich schrille Pfiffe und Gejohle und heisere Schreie.
    Nein, das war nicht wie bei den Dreharbeiten zu den Videos. Das war nicht wie bei den Aufnahmen in den klimatisierten, mit Kork gepolsterten Räumen des Musikstudios. Das hier war eine menschliche Veranstaltung mit vampirischer Ausstattung, mit vampirischer Musik, mit vampirischen Videoclips, deren Bilder das Blut in Wallung brachten.
    Ich zitterte vor reiner Freude, und der rotverfärbte Schweiß rann mir übers Gesicht.
    Die Scheinwerfer glitten über die Zuhörer, und wir selbst waren in quecksilberartiges Zwielicht gehüllt, und überall, wo der Lichtstrahl hinkam, brach die Menschenmenge in Krämpfe und Zuckungen aus und schrie noch mal so laut.
    Was war mit diesem Höllenlärm? Er signalisierte, daß der Mensch zum Mob geworden war - so wie die Menschenmenge rund um die Guillotine, die alten Römer, die nach Christenblut schrien. Und die Kelten, die sich im Hain versammelten, um auf Marius, den Gott, zu warten. Ich sah diesen Hain vor mir, so wie ich ihn sah, als Marius mir die Geschichte erzählte; waren die Fackeln gespenstischer gewesen als diese bunten Lichtstrahlen hier? Waren die schrecklichen Weidenriesen größer gewesen als diese Stahlleitern hier, die die Tafeln mit den Lautsprechern und den grellen Scheinwerfern rechts und links von uns trugen?
    Aber hier herrschte keine Gewalt, hier herrschte kein Tod - nur kindliche Überschwenglichkeit, die sich aus jungen Mündern und jungen Körpern ergoß, eine Energie, die sich genauso natürlich bündeln und im Zaum halten ließ, wie sie sich entladen hatte.
    Wieder stieg eine Haschwolke aus den ersten Reihen zu uns herauf. Langhaarige Rocker in Lederkleidung und mit geflochtenen Lederarmbändern klatschten in ihre hocherhobenen Hände - wie die Geister der Kelten, so sahen sie aus, mit ihren langen wallenden barbarischen Locken. Und aus allen Ecken dieses hohlen dunstigen Orts strömte ungehindert etwas hervor, das sich wie Liebe anfühlte.
    Die Lichter gingen an und aus, so daß die Bewegungen der Menschenmenge abgehackt wirkten, zersplittert.
    Sie sangen, und immer lauter schwoll der Ton an, LESTAT, LESTAT, LESTAT, sangen sie im Chor.
    Oh, es war einfach göttlich. Welcher Sterbliche hätte einem solchen Genuß, einer solchen Verehrung widerstehen können? Ich ergriff die Enden meines schwarzen Umhangs, das war das Zeichen. Ich schüttelte meine Haare in ihrer ganzen Fülle. Was erneut einen ganzen Strom von Schreien bis ganz hinten im Saal auslöste.
    Die Scheinwerfer waren auf die Bühne gerichtet. Ich hob meinen Umhang an beiden Seiten hoch wie Fledermausflügel.
    Die Schreie verschmolzen zu einem donnernden Gebrüll.
    »ICH BIN DER VAMPIR LESTAT!« schrie ich aus vollem Hals, während ich weit hinter das Mikrophon trat, und der Ton nahm fast Gestalt an, als er sich über die ganze Länge des ovalen Saals wölbte, und die Stimmen der Menschen schwollen noch weiter an, noch lauter, als wollten sie den klingenden Ton verschlingen.
    »NA LOS, MACHT SCHON, ICH WILL EUCH HÖREN! IHR LIEBT MICH DOCH!« Ich schrie es laut heraus. Die Leute trampelten mit den Füßen auf den Boden, sie trampelten nicht nur auf den Betonboden, sondern auch auf die Holzsitze.
    »WIE VIELE VON EUCH

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