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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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plötzlich kam unser Wagen schlitternd zum Stehen. Alles verstopft; zu viele Autos auf der Straße vor uns.
    »Halt dich fest, er kommt!« schrie sie.
    »Und ob er kommt!« rief ich und wollte im nächsten Augenblick herausspringen und wie ein Sturmbock auf sie losgehen.
    Aber dazu blieb mir keine Zeit. Sie hatten uns mit voller Wucht gerammt, und mein Körper flog in hohem Bogen durch die Luft, bis über den Straßenrand hinaus, hinter dem Porsche her, der durch die Luft segelte.
    Ich sah Gabrielle durch die Seitentür fliegen, bevor der Wagen auf den Boden prallte. Wir rollten beide über den Abhang, als der Wagen umkippte und mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte.
    »Louis!« schrie ich. Ich kroch zu den Flammen. Ich wäre mitten durchgegangen, um ihn herauszuholen. Aber in diesem Augenblick kam er wie ein Geschoß durch das zersplitterte Glas des Rückfensters und landete auf dem Straßenrand, gerade als ich ihn erreichte. Und ich schlug mit meinem Cape auf seine brennende Kleidung ein, und Gabrielle riß sich ihre Jacke vom Körper, um mir zu helfen.
    Der Lieferwagen hatte oben, neben der Leitplanke des Freeways, angehalten. Die Kreaturen ließen sich wie große weiße Insekten über den Rand fallen und landeten auf den Füßen auf dem Abhang.
    Und ich war auf sie vorbereitet.
    Aber wieder gellte, gerade als der erste mit schwingender Sense zu uns heruntergerutscht kam, dieser schreckliche übernatürliche Schrei durch die Luft, und dann kam die grelle Stichflamme, die das Gesicht der Kreatur in einem wilden orangefarbenen Feuermeer zu einer schwarzen Maske verbrannte. Der ganze Körper zuckte in einem gräßlichen Tanz.
    Die anderen drehten sich um und rannten unter den Freeway.
    Ich wollte hinter ihnen her, aber Gabrielle hatte die Arme um mich gelegt und hielt mich fest. Ihre Stärke machte mich wahnsinnig und versetzte mich gleichzeitig in Erstaunen.
    »Hör auf, verdammt!« sagte sie. »Louis, hilf mir!«
    »Laß mich los!« sagte ich wütend. »Ich will einen von ihnen, nur einen. Den letzten von dem Pack kann ich noch kriegen!«
    Aber sie wollte mich nicht loslassen, und mit ihr kämpfen würde ich ganz gewiß nicht, und außerdem war ihr Louis auf ihre wütende und verzweifelte Bitte hin zu Hilfe gekommen.
    »Lestat, laß sie gehen!« sagte er auf seine höfliche Art. »Wir hatten schon genug Ärger. Wir müssen weg von hier.«
    »Na gut!« sagte ich und gab widerwillig auf. Es war sowieso schon zu spät. Der Verbrannte hatte sich in Rauch und sprühende Flammen aufgelöst, und die anderen waren ohne eine Spur in Schweigen und Dunkelheit verschwunden.
    Außer dem donnernden Verkehr auf dem Freeway oben war die Nacht um uns herum plötzlich leer. Und da standen wir nun, wir drei, im gespenstischen Schein des brennenden Wagens.
    Louis wischte sich müde den Ruß aus dem Gesicht; seine steife weiße Hemdbrust war beschmutzt, sein langes Samtcape angesengt und zerfetzt. Und da war Gabrielle, verwahrlost, wie schon vor so langer Zeit, der heruntergekommene, dreckige kleine Junge in durchgewetzter Khakijacke und ausgebeulten Hosen, mit dem zerdrückten braunen Filzhut schief auf dem hübschen Kopf.
    Durch die Geräusche von der Stadt hörten wir das Heulen von Sirenen, das immer näher kam.
    Und doch blieben wir bewegungslos dort stehen, wir drei, warteten, sahen einander an. Und ich wußte, daß wir alle nach Marius suchten. Sicher war es Marius. Es mußte Marius sein. Und er war für uns, nicht gegen uns. Und er würde uns antworten.
    Mit weicher Stimme sagte ich laut seinen Namen. Starrte in die Dunkelheit unter dem Freeway und über die endlosen Reihen kleiner Häuser auf den Hängen ringsum.
    Aber ich hörte immer nur die Sirenen, die lauter wurden, und das Gemurmel menschlicher Stimmen, als von dem Boulevard unter uns Sterbliche den Hang heraufgeklettert kamen.
    Ich sah Angst in Gabrielles Gesicht. Ich streckte die Hand nach ihr aus, ging auf sie zu, trotz dieser unheimlichen Verwirrung, trotz der Sterblichen, die immer näher kamen, trotz der Wagen, die auf dem Freeway oben anhielten.
    Ihre Umarmung war plötzlich und warmherzig. Aber sie deutete mir an, mich zu beeilen.
    »Wir sind in Gefahr! Wir alle«, flüsterte sie. »In schrecklicher Gefahr. Komm!«

3
    Es war fünf Uhr morgens, und ich stand allein an der Glastür der Carmel Valley Ranch. Gabrielle und Louis waren in die Hügel gegangen, um sich zur Ruhe zu legen.
    Durch einen Telefonanruf aus dem Norden hatte ich erfahren, daß meine

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