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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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der Talamasca, wie du es versprochen hast.«
    »Den Teufel überlasse ich der Talamasca«, bestätigte er. »Die Talamasca befaßt sich mit Psiphänomenen; an Gott ist sie nicht so sehr interessiert.«
    Ihre Sprachregelungen waren uns vertraut; wir gestanden sie ihnen zu. Auch hatten wir beide sozusagen ein Auge auf die Talamasca. Doch nur ein einziges Mitglied dieses gelehrten Ordens hatte je David Talbots wahres Schicksal erfahren, und dieser Mensch war tot. Das war Aaron Lightner gewesen, der ehemalige Oberste der Bruderschaft. Sein Verlust hatte David sehr betrübt, denn mit ihm war der einzige Mensch gestorben, der von Davids neuer Existenz gewußt hatte; er war, eingeweiht in das Geheimnis, sein verständnisvoller sterblicher Freund gewesen, so wie David einst der meine.
    Er nahm den Faden wieder auf. »Hast du eine Vision gehabt? Hat dich das so erschreckt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nichts so Deutliches. Aber dieses Etwas verfolgt mich wirklich, und hin und wieder - immer nur einen winzigen Moment lang - läßt es mich etwas sehen. Meistens höre ich es, manchmal spricht es mit ganz normaler Stimme, wie bei einer Unterhaltung, oder auf den Straßen hallen hinter mir plötzlich Schritte, die mich herumwirbeln lassen. Natürlich erschreckt mich das wahnsinnig. Und wenn es sich dann einmal zeigt, bleibe ich so desorientiert zurück, daß ich langausgestreckt in der Gosse liege wie ein gewöhnlicher Säufer. Dann vergeht eine Woche. Nichts! Und dann erreichen mich wieder Gesprächsfetzen…«
    »Und worüber?«
    »Ich verstehe nicht einmal Bruchstücke. Ich höre etwas, ohne den Sinn zu erkennen. Einmal kam es mir so vor, als ob die Stimme sozusagen von einem anderen Ort aus ertönte, weißt du, nicht nur wie von einem Sterblichen im Raum nebenan. Aber meines Wissens könnte es auch irgendeine natürliche Erklärung geben, irgend etwas Elektronisches.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber diese Bruchstücke - das klingt wie zwei Leute, die sich unterhalten, und einer der eine sagt: ›0h, nein, er ist genau richtig so, das hat nichts mit Vergeltung zu tun, wie kannst du glauben, ich suchte Vergeltung?« Ich brach ab, zuckte die Schultern. »Weißt du, wie mitten in einem Gespräch.«
    »Ja«, sagte er, »und du hast das Gefühl, der eine läßt dich absichtlich etwas davon hören… Genau so, wie ich damals bei dem Gespräch in dem Cafe dachte, es sei für mich bestimmt.«
    »Ja, genau so. Es quält mich. Neulich, vor zwei Tagen, war ich in New Orleans. Ich spionierte ein bißchen hinter Dora her, der Tochter meines Opfers. Sie lebt da in dem alten Kloster, das ich schon erwähnt habe. Ein alter Bau, 1880 etwa, unbewohnt seit Jahren und leer geräumt. Wirkt wie eine gemauerte Burg. Und dieser Spatz von einem Mädchen, diese süße, kleine Frau, die lebt da ganz allein, ohne Furcht. Sie geht in dem Haus herum, als ob sie unbesiegbar wäre.
    Na, wie auch immer, ich war dort, war in den Hof eingedrungen -weißt du, das Gebäude hat eine Form, die so alt ist wie die Baukunst selbst, Hauptgebäude, zwei langgestreckte Flügel und ein Innenhof.«
    »Ein typischer Backsteinbau des späten 19. Jahrhunderts.«
    »Genau. Und ich beobachtete durch die Fenster diese Kleine, wie sie da ganz allein durch die stockdunklen Korridore ging. Sie hatte eine Taschenlampe dabei. Und sie sang vor sich hin - eine ihrer Hymnen, so eine Mischung aus mittelalterlichen und modernen Klängen.«
    »Nennt man das nicht ›New Age‹?« meinte David.
    »Ja, in der Richtung, aber wie ich schon sagte, das Mädchen macht so eine religiöse, kirchenübergreifende Sendung. Eigentlich ist ihr Programm recht konventionell. ›Glaub an Jesus, laß dich erlösend Sie singt und tanzt die Leute sozusagen in den Himmel, besonders Frauen, oder zumindest werden die dabei vorangehen.«
    »Erzähl weiter: Du beobachtetest sie also.«
    »Ja, und dachte dabei, wie mutig sie war. Sie erreichte also ihre eigenen Zimmer, die sie in einem der vier Ecktürme hat, und ich hörte, wie sie alle Türen zuschloß. Ich konnte mir nicht viele Sterbliche vorstellen, die in diesem Gebäude hätten herumstreifen wollen; der Ort ist nicht einmal ganz rein - in spiritueller Hinsicht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Kleine Dämonen, Elementargeister - nennt ihr das nicht so in der Talamasca?«
    »Ja, genau, Elementargeister.«
    »Nun, diese Sorte hatte sich rund um den Konvent eingefunden, aber für dieses Mädchen sind sie keine Bedrohung, sie ist einfach zu mutig und zu stark.

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