Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs
einem interessanten Gegner für jemanden gemacht, der Herausforderungen liebt, und ich werde meinen gesamten, nicht unbeträchtlichen Einfluss aufwenden müssen, um Sie einzeln oder gemeinsam vor der flammenden Begierde zu schützen, die Sie so töricht angefacht haben.«
Ich hatte das Ganze noch einmal sorgfältig durchgelesen und war gerade dabei, meine Unterschrift darunter zu setzen, als ich Lestats kalte Hand auf meiner Schulter spürte, die sich fest in mein Fleisch presste. Er wiederholte die Worte »ein interessanter Gegne r« und stieß ein durchtriebenes Lachen aus. »Tu ihnen nichts an, bitte«, flüsterte ich.
»Komm, David«, sagte er vertrauensvoll, »es ist Zeit, dass wir hier verschwinden. Komm. Überrede mich dazu, dir von meinem übersinnlichen Wanderungen zu erzählen oder sonst eine Geschichte.«
Ich beugte mich über den Briefbogen und setzte sorgfältig meinen Namen darunter, dabei ging mir durch den Sinn, dass ich die Berge von Dokumenten, die ich für und in der Talamasca verfasst hatte, nicht mehr zählen konnte und dass ic h nun abermals unter ein solches Dokument, das sie zu ihren Akten legen würden, meinen Namen gesetzt hatte.
»Nun gut, alter Freund, ich bin so weit«, sagte ich. »Aber gib mir dein Wort.«
Wir gingen gemeinsam den langen Flur bis zum hinteren Ende der Wohnung entlang. Lestats Hand lag - schwer, aber nicht unwillkommen - auf meiner Schulter, und ich roch den Wind in seinem Haar und seiner Kleidung.
»Es gibt noch ein paar Geschichten, die aufgeschrieben werden müssen, David«, sagte er. »Davon wirst du uns aber nicht abhalten, nicht wahr? Wir können doch sicherlich mit unseren Geständnissen fortfahren und trotzdem unser neues Versteck behalten?«
»Oh ja«, antwortete ich. »Das ist möglich. Das geschriebene Wort gehört uns, Lestat. Ist das nicht genug?«
»Ich sage dir was, alter Knabe«, murmelte er, während er auf dem Balkon zum Hof stehen blieb und einen flüchtigen Blick zurück in die Wohnung warf, die er so geliebt hatte, »wir wollen das weitere Vorgehen vom Verhalten der Talamasca abhängig machen, oder?
Deinetwegen werde ich geduldig sein wie ein Heiliger, das verspreche ich, es sei denn, sie greifen zum Pflock. Ist das nicht fair?«
»Mehr als fair«, antwortete ich.
Und so schließe ich nun den Bericht darüber, wie Merrick Mayfair eine von uns wurde. Ich schließe den Bericht darüber, wie wir New Orleans verließen und uns aufmachten, um in der weiten Welt unterzutauchen.
Und für euch, meine Brüder und Schwestern in der Talamasca, wie auch für viele, viele andere, habe ich diese Geschichte niederge schrieben.
- ENDE -
4 Uhr 30 - 25. Juli 1999 - Sonntag
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