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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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Meer? Und Aagard und Adrian glaubten das? Aber sie kannte doch nur das Leben auf See. Wenn man ihr das nahm, was blieb ihr dann noch?
    Da fühlte sie plötzlich, wie eine geheimnisvolle Kraft durch ihren Arm strömte. Einen kurzen Augenblick lang spürte sie den silbernen Handschuh an den Fingern und das Gewicht des unsichtbaren Schwertes. Und tief in ihrem Kopf flüsterte eine Stimme: Du hast mich, Elsa, du hast mich.

6. KAPITEL
    Bei Sonnenuntergang waren sie einige Meilen landeinwärts marschiert. Elsa stapfte schweigend neben Adrian her, als fiele ihr jeder Schritt unendlich schwer. Adrian hatte Mitleid mit ihr und bemerkte, dass sie sich immer wieder die rechte Hand rieb. Das magische Schwert hatte offenbar eine Spur auf ihrer Haut hinterlassen.
    Er fand, dass er Elsa eine ausführlichere Erklärung der Gefahr schuldete, in der sie sich befanden, als er und Aagard ihr bisher gegeben hatten. Er wusste nur nicht, wo er anfangen sollte. Stockend erzählte er ihr von der Erscheinung, die er während des Sturms gehabt hatte, und vom Bericht des Alten über den Drachen Taragor. Seine neu entdeckte Gabe dagegen verschwieg er. Er konnte sich nicht überwinden, das Wort Dunkelauge auszusprechen, und wollte auch nicht glauben, dass er eines war.
    Zu seiner Erleichterung hörte Elsa ihm mit aufmerksam geneigtem Kopf zu. Sie schien ihm zu glauben und zu wissen, dass sie sich nicht in ihrem Kummer vergraben und so tun durfte, als gebe es keine Drachen.
    »Aagard hat recht damit, dass die Gefahr auf See am größten ist«, schloss Adrian. »Ich betrete kein Schiff mehr – zumindest nicht an dieser Küste.«
    »Aber du solltest doch nach Gallien fahren und dort deinen Vater treffen«, erinnerte Elsa sich. »Willst du das nicht mehr?«
    Adrian schüttelte den Kopf. »Ich kehre nach Hause nach Sussex zurück«, sagte er. »Meine Mutter wird von dem Schiffbruch erfahren und muss wissen, dass ich noch lebe.« Es gab noch einen anderen Grund. Er musste wieder an den Traum von den plündernden Soldaten denken. Zwar waren es nicht die Wikinger gewesen, die seine Heimat im Westen bedrohten, doch wusste er jetzt, dass die Entscheidung seiner Mutter, ihn wegzuschicken, falsch gewesen war. Er hätte sie nicht verlassen dürfen. Jetzt musste sie allein mit der Bedrohung fertig werden. Doch konnte er mit Elsa nicht darüber sprechen, er hätte mehr von seiner wahren Identität verraten, als er wollte. Daher lenkte er das Gespräch rasch in eine andere Richtung.
    »Und du?«, fragte er. »Wirst du im Dorf deines Vaters wohnen?«
    Elsa lächelte traurig. »Wenigstens ist es mir von allen Orten an Land am vertrautesten.« Sie schien nicht über ihre weiteren Pläne sprechen zu wollen. Der Weg wurde schmaler und Adrian ließ sie vorausgehen. Er betrachtete die fremde Gegend, durch die sie gingen.
    Das unwegsame, von Gebüsch überwucherte Gelände oberhalb der Klippen von Medwel hatte gepflegten Feldern Platz gemacht. Sie gingen gerade wieder zu dritt nebeneinander ein Kleefeld entlang, als Aagard ankündigte, dass sie im Dorf eines Freundes übernachten würden, eines adligen Herrn namens Gilbert.
    »Ihm gehören in dieser Gegend einige Hundert Morgen Land«, erklärte Aagard. Sie näherten sich hohen Palisaden, die das Dorf umgaben.
    Die Männer am Tor hießen Aagard willkommen, und auch Gilbert, ein Hüne mit einem blonden Bart, schien überaus erfreut, ihn zu sehen. Er führte sie an den primitiven, strohgedeckten Behausungen der Sklaven und Leibeigenen und einigen Werkstätten und Lagerhäusern vorbei zu seinem Langhaus, einem lang gestreckten, rechteckigen Gebäude, das mehrere Male so groß war wie die Häuser von Medwel. Drinnen hatte sich der Haushalt bereits zum Abendessen versammelt. Die Anwesenden saßen an zwei langen Tischen aus breiten Holzbrettern, die auf Strohballen auflagen.
    »Radegund!«, rief Gilbert. »Wir haben noch drei weitere Gäste! Aagard ist mit zwei Kindern gekommen, die er aus dem Schiffsunglück vorgestern Nacht gerettet hat.«
    Die Herrin des Hauses sah von dem Topf auf, dessen Inhalt sie umrührte, und beauftragte ein Sklavenmädchen, noch mehr gesalzenes Schweinefleisch zu holen.
    »Heute beehren uns viele Gäste!«, sagte sie zu Aagard und zeigte auf einen Tisch, an dem noch einige Plätze frei waren. Zwei stämmige Männer blickten auf, als sie an ihnen vorbeigingen. Radegund stellte sie als Deor und Dagobert vor, Brüder, die von einer Handelsreise nach Westen zurückkehrten. Vom anderen Ende des Tisches

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