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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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sprach, war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    »Unmöglich … Nur ich kann es tun.«
    Sie schimmerte und ihre Haut begann sich in Lichtpartikel aufzulösen. Allein ihre klaren Augen blieben noch einen Moment lang auf die Gestalt im Dunkeln gerichtet.
    »Leb wohl … Geliebter …«
    Das Leuchten des Schwertes verging und mit ihm die Frau. Ihr Körper löste sich in Rauch auf, der um das noch glühende Schwert wirbelte. Dann begann auch das Schwert zu verschwinden. Lichtpünktchen sanken in die Klinge ein und erloschen und die Klinge löste sich auf. Wieder erleuchtete nur der trübe Schein des unterirdischen Feuers die Höhle. Auch das geschmolzene Gestein unter dem Amboss war verschwunden und der mächtige Felsblock ragte nackt und schwarz aus dem Boden. Die beiden Zurückgebliebenen hatten einander nichts zu sagen. Der junge Mann kniete schluchzend auf dem Boden und der Alte starrte in ungläubigem Entsetzen auf seine leere rechte Hand.

1. KAPITEL
    Ich wusste schon damals, dass das feurige Licht im Norden Krieg bedeutete. Doch konnte ich nicht wissen, wie viel dieser Krieg mir nehmen würde. (Das Buch des Schwertes)
     
    Elsa schrie.
    Sie meinte noch immer furchtbare Schmerzen im rechten Arm zu spüren und zugleich wurde sie von Trauer wie um einen Verlust erfüllt. Hinter geschlossenen Lidern sah sie den jungen Mann weiter mit gesenktem Kopf auf dem Boden der Höhle knien und den Alten entsetzt auf seine bloße Hand starren. Beide waren in rotes Licht getaucht. Die Szene weckte Erinnerungen an eine andere, ebenfalls von einem Feuer erleuchtete Höhle, an einen Panzerhandschuh in einer Kiste, die aus einem Wrack an Land gespült worden war, und an das Schwert, das Elsa plötzlich so unerwartet in der Hand gehalten hatte. Sie wusste, dass sie in ihrem merkwürdigen Traum soeben erlebt hatte, wie das Kristallschwert geschmiedet worden war, jene Waffe, die inzwischen so unzertrennlich zu ihr gehörte wie ihr Arm. Doch wer war die junge Frau gewesen, die sich, kaum älter als sie selbst, freiwillig einem so schmerzhaften Ritual unterzogen hatte und dann verschwunden war?
    Elsas Arm schmerzte inzwischen noch schlimmer als im Traum, und sie merkte plötzlich, dass etwas ihr die Arme mit roher Gewalt an den Leib presste. Ihre Beine spürte sie überhaupt nicht mehr. War sie wieder gefesselt und in einer Zelle eingesperrt? Hatte der Zauberer Orgrim sie abermals gefangen? Aber sie und Adrian hatten ihn doch besiegt und sich befreien können! Der König von Wessex selbst hatte sie fürstlich bewirtet … oder etwa nicht?
    Eine eisige Bö traf sie ins Gesicht und sie öffnete die Augen, doch sah sie nichts als kalte Nebelschwaden, in die ein unsichtbarer Wind sie einhüllte. Sie fühlte sich auf das Schiff ihres Vaters zurückversetzt, das durch einen winterlichen Schneesturm pflügte – nur ihre Haltung passte nicht dazu: Sie hing mit baumelnden Füßen und an den Leib gepressten Armen an zwei mächtigen geschuppten Krallen.
    Siedend heiß kehrte die Erinnerung zurück. Der Drache! Er hatte das Dach von der Halle des Königs abgerissen und sie und Adrian gepackt … Elsas Herz begann plötzlich so heftig zu schlagen, dass sie es hören konnte, und sie bekam keine Luft mehr. Sie unterdrückte einen panischen Aufschrei und suchte in dem Grau, das sie umgab, verzweifelt nach Adrian. Doch da war nichts. Erstickender Nebel umschloss sie von allen Seiten und sie war ganz allein.
    Du bist nie allein.
    Elsa fühlte die Stimme in ihrem Kopf geradezu körperlich und das Pochen in ihrem Arm kehrte zurück. Sie blickte nach unten und sah das vertraute Leuchten des Kristallschwertes in ihrer rechten Hand, zunächst noch schwach und unbestimmt, dann immer stärker und heller.
    Der Nebel unter ihr begann sich zu lichten, als könne das Schwert ihn vertreiben. Tief unter sich sah Elsa durch Nebelschwaden hindurch Land, eine endlose schwarz-weiße Fläche. Im nächsten Moment war der Nebel verschwunden und an seine Stelle traten ein wolkenlos blauer Himmel und die ersten Strahlen der frühmorgendlichen Sonne. Offenbar war der Drache durch eine Wolke geflogen. Unter ihr erstreckte sich eine in weiches Licht getauchte Landschaft aus Eis und Schnee. Auf der einen Seite lag ein schwarz gepunkteter Streifen, wahrscheinlich Wald, auf der anderen ging in diesem Moment zwischen weißen Schneebergen die Sonne auf und tauchte die Bergspitzen in das rosafarbene Licht der Morgendämmerung.
    Ich bleibe bei dir, bis unsere Aufgabe erfüllt

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