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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Rat vier Jahre lang missachtet worden. Doch Beotrich bekannte sich nun mit fester Stimme zu seinem Irrtum.
    »Ich erkläre vor dem Rat, dass ich von dem falschen Ratsherrn Orgrim getäuscht und in die Irre geführt worden bin. Der Verräter sitzt im Gefängnis und die von ihm fälschlich Angeklagten sind wieder in ihre Rechte eingesetzt. Ich persönlich werde den Angehörigen der Opfer Blutgeld zahlen und ihnen die beschlagnahmten Ländereien zurückgeben. Doch stehen wir jetzt einer gewaltigen Bedrohung gegenüber.« Er ließ den Blick durch die Halle wandern. Angst malte sich auf seinem Gesicht. »Die beiden Kinder, die Orgrims Verrat aufgedeckt haben, wurden von einem Drachen entführt und mit ihnen auch mein tapferer Hauptmann Cathbar – ein schlechter Lohn für seine treuen Dienste.« Er schwieg und fuhr dann grimmig fort: »Ich bin überzeugt, dass Orgrim oder der Teufel, dem er dient, den Drachen geschickt hat, um unser Land in den Krieg zu stürzen. Denn der Junge, Adrian, ist der Sohn König Heoreds von Sussex.«
    Unruhe und Bestürzung breiteten sich in der Halle aus. »Aber Herr – dafür könnt Ihr nichts!«, protestierte ein Graubart. »Der Junge war Euer Ehrengast.«
    Beotrich schüttelte ungeduldig den Kopf. »Einige wenige Stunden lang! Davor war er mein Gefangener. Heored ist ein ungestümer Mensch – was wird er denken, wenn er erfährt, dass ich seinen Sohn gefangen gesetzt habe? Oder dass er von hier entführt und getötet wurde?«
    »Er ist nicht tot.«
    Cluaran hatte allen Nachdruck in seine Stimme gelegt, dessen er mächtig war. Die alten Narren! »Der Herr des Drachen will die Gefangenen lebendig«, sagte er in das erschrockene Schweigen hinein, das auf seine Worte folgte. »Und Ihr, Herr, missversteht die Gefahr, in der Ihr Euch befindet. Wenn Heored von seinem Feldzug zurückkehrt, droht ihm und Euch und allen Königreichen dieses Landes etwas viel Schlimmeres als ein Drache. Dann heißt es sich verbünden oder sterben.«
    Wütende und verächtliche Rufe und sogar Gelächter wurden laut. Doch Cluaran hatte schon ein ganzes Leben lang Erfahrung mit aufsässigen Mengen. Seine Stimme schnitt wie ein Messer durch den Lärm.
    »Das Kristallschwert ist zurückgekehrt! Viele von euch haben es gesehen, und ihr als Ratsherrn wisst natürlich, was das bedeutet. Es sollte nur in der Zeit der größten Not zurückkehren: wenn Gefahr besteht, dass der Gefesselte seine Fesseln sprengt. Das Schwert ist unsere einzige Waffe gegen ihn – doch jetzt droht uns von ihm die größte Gefahr.«
    In der Halle war es still geworden. Viele Zuhörer waren blass geworden. »Aber Orgrim sitzt doch im Gefängnis«, sagte der Alte, der eben gesprochen hatte. »Wenn das Schwert durch seine Machenschaften gerufen wurde …«
    »Nein«, erwiderte Cluaran. »Orgrim konnte nicht einmal die Kiste öffnen, in der es lag. Nein, er war nur ein kleiner schwacher Diener unseres Feindes. Unser Feind hat andere, stärkere Helfer. Wie hätte er sonst den Drachen erneut entsenden können, wo Orgrim doch blind und verkrüppelt ist?«
    Alle hörten ihm jetzt zu, und er senkte die Stimme, sodass die alten Männer am Eingang sich vorbeugen mussten, um ihn zu verstehen. »Der Drache ist nach Norden, nach Schneeland geflogen. Dort liegt unser Feind in Ketten, eingesperrt in den Tiefen eines Berges – doch konnte er aus seinem Gefängnis heraus mit anderen Kontakt aufnehmen und sie seinem Willen gefügig machen. Er oder seine Helfer haben den Drachen geschickt – der Drache soll ihm das Mädchen Elsa bringen, weil sie das Schwert trägt. Er will aber auch Adrian. Er glaubt, alle Dunkelaugen gehörten ihm, weil ihre Macht der seinen so ähnelt. Doch nur das Schwert, das Schwert von allen Dingen der Welt, kann ihn befreien. Wenn das Mädchen ihm in die Hände fällt, sind wir verloren.«
    Atemloses Schweigen hatte sich über die Anwesenden gelegt. Cluaran sah den König herausfordernd an, die anderen wichen seinem Blick aus.
    »Ich gebe Euch ein Heer«, sagte Beotrich schließlich. »Hundert Mann. Wenn Ihr wisst, wohin der Drache die Kinder bringt, folgt ihm und befreit sie.«
    Unruhe breitete sich unter den Ratsherrn aus. Einer rief: »Soll das Königreich ohne Verteidiger bleiben?« Andere bekundeten murmelnd ihre Zustimmung. Doch Cluaran war um eine Antwort nicht verlegen.
    »Ich brauche keine Soldaten!«, rief er, erleichtert darüber, dass der König den Ernst der Lage erkannt hatte. »Gebt mir einen Geleitbrief, ein schnelles Pferd

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