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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Stehende getan, um sie für den Magister vorzubereiten«, seufzte Mrs Black. »Ein Jammer, dass wir nur solch minderwertiges Material zum Arbeiten hatten - trotz ihrer Begabung. Sie ist eine kleine, hinterlistige Närrin.«
    »In der Tat«, bestätigte ihre Schwester. »Sie ist sich doch wohl im Klaren darüber, was mit ihrem Bruder geschieht, wenn sie erneut versucht, sich uns zu widersetzen? Dieses eine Mal mögen wir ja noch gewillt sein, Gnade walten zu lassen, aber beim nächsten Mal ...« Sie stieß ein böses Zischen aus, das dafür sorgte, dass sich Tessas Nackenhaare aufrichteten. »Beim nächsten Mal wird Nathaniel nicht so viel Glück haben.«
    In dem Moment konnte Tessa sich nicht länger zurückhalten. Obwohl sie wusste, dass sie eigentlich nicht mit den Schwestern reden und ihnen diese Genugtuung nicht schenken sollte, platzte sie heraus: »Wenn Sie mir verraten hätten, wer der Magister ist oder was er von mir will ...«
    »Er will dich heiraten, du kleine Närrin.« Mrs Black hatte den letzten Knoten festgezogen und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. »Er will dir alles geben, was ein Mädchen sich nur wünschen kann.«
    »Aber warum?«, flüsterte Tessa. »Warum mir?«
    »Wegen deiner Begabung«, erwiderte Mrs Dark. »Aufgrund dessen, was du bist und was du kannst ... was wir dir beigebracht haben. Du solltest uns dankbar sein.«
    »Aber was ist mit meinem Bruder?« Tränen stiegen Tessa in die Augen. Ich werde nicht weinen, ich werde nicht weinen, ich werde nicht weinen, ermahnte sie sich wieder und wieder. »Sie haben mir gesagt, wenn ich alles tue, was Sie von mir verlangen, dann würden Sie ihn freilassen ...«
    »Wenn du erst einmal mit dem Magister vermählt bist, wird er dir alles geben, was du willst. Und wenn du für deinen Bruder die Freiheit wünschst, wird er dafür sorgen.«
    In Mrs Blacks Stimme schwang nicht eine Spur von Reue oder Gefühl mit.
    Mrs Dark kicherte. »Ich weiß, was sie jetzt denkt. Sie denkt: Wenn sie alles bekommen kann, was sie will, dann wird sie sich unseren Tod wünschen.«
    »Vergeude deine Zeit nicht damit, etwas Derartiges auch nur in Erwägung zu ziehen!« Mrs Black versetzte Tessa einen Kinnstüber. »Wir haben einen hieb- und stichfesten Vertrag mit dem Magister. Er wird uns niemals schaden können, noch würde er das wollen. Schließlich ist er uns zu Dank verpflichtet, weil wir ihm dich überreichen.« Sie beugte sich vor und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern: »Er wünscht, dich gesund und wohlbehalten in Empfang zu nehmen. Du kannst dich also glücklich schätzen - denn ansonsten hätte ich dich grün und blau geprügelt. Wenn du es wagst, dich uns noch einmal zu widersetzen, werde ich seinen Wunsch ignorieren und dich auspeitschen lassen, bis deine Haut sich in Streifen von den Knochen löst. Hast du das verstanden?«
    Statt einer Antwort wandte Tessa das Gesicht zur Wand.
    An Bord der Main hatte es eine Nacht gegeben, in der Tessa nicht schlafen konnte und an Deck gegangen war, um frische Luft zu schnappen. Das Dampfschiff befand sich gerade auf Höhe von Neufundland und aus der nachtblauen Meeresoberfläche ragten weiß glitzernde Gebirge auf - Eisberge, wie ihr einer der Matrosen verriet. Große Eisbrocken, die sich aufgrund des warmen Wetters von der Eisdecke im Norden gelöst hatten. Langsam segelten sie auf der dunklen Wasserfläche wie die Türme einer versunkenen weißen Stadt. Ihr Anblick war Tessa unfassbar traurig und einsam erschienen.
    Aber damals hatte sie nur einen ersten Eindruck von Einsamkeit bekommen, erkannte sie nun. Nachdem die Schwestern gegangen waren, verspürte Tessa nicht länger das Bedürfnis, in Tränen auszubrechen. Der Druck hinter ihren Lidern war verschwunden und einem dumpfen Gefühl der Verzweiflung gewichen. Mrs Dark hatte recht gehabt: Wenn Tessa den Tod der beiden Schwestern hätte veranlassen können, hätte sie keine Sekunde gezögert.
    Probeweise zog sie an den Seilen, die ihre Arme und Beine an das Bettgestell fesselten, doch sie gaben nicht nach. Die Knoten waren so fest geknüpft, dass die Seile ihr tief in die Haut schnitten und die Blutzufuhr abschnürten. Ihre Hände und Füße hatten bereits zu prickeln begonnen. Ihr blieben vermutlich nur noch wenige Minuten, bis ihre Extremitäten vollkommen taub geworden waren, überlegte Tessa.
    Ein - nicht gerade geringer - Teil von ihr hätte am liebsten aufgegeben und einfach nur dagelegen, bis der Magister gekommen wäre und sie abgeholt

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