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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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an der Tür herumstehen, holen Sie sich letztendlich nur eine Verkühlung.«
    »Sie meinen: Weil ich sowieso nicht fliehen kann«, sagte Tessa und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich kann nicht entkommen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen zu entkommen - wie Sie es formulieren -, werde ich Sie selbstverständlich gehen lassen, sobald wir uns unterhalten haben«, erklärte Mrs Branwell. »Die Nephilim halten Schattenweltler nicht gegen ihren Willen fest. Das untersagt das Abkommen.«
    »Das Abkommen?«
    Mrs Branwell zögerte einen Augenblick, wandte sich dann an Bruder Enoch und flüsterte ihm mit leiser Stimme etwas zu. Zu Tessas großer Erleichterung zog sich der Mann daraufhin die Kapuze seiner pergamentfarbenen Robe über den Kopf, sodass sein Gesicht verborgen wurde. Doch dann trat er auf Tessa zu, die sich hastig entfernte. Der Mann öffnete die Tür und hielt einen kurzen Moment inne - und während dieses winzigen Augenblicks sprach er zu Tessa.
    Oder vielleicht war sprechen nicht der richtige Ausdruck dafür: Tessa hörte seine Stimme in ihrem Kopf. »Sie sind ein Eidolon, Theresa Gray. Eine Gestaltwandlerin. Aber keine von der Sorte, die ich kenne. Denn Sie tragen kein Dämonenmal.«
    Gestaltwandler. Er wusste, was sie war. Sprachlos und mit rasendem Pulsschlag sah sie ihm nach, während er den Raum verließ und die Tür hinter sich zuzog. Tessa spürte instinktiv, dass sie die Tür erneut verriegelt vorfinden würde, falls sie sie zu öffnen versuchte. Aber der Drang zur Flucht hatte sie verlassen. Ihre Knie fühlten sich an wie aus Gummi und sie ließ sich in einen der ausladenden Sessel neben dem Bett sinken.
    »Was ist passiert?«, fragte Mrs Branwell und nahm im Sessel gegenüber Platz. Ihr Kleid fiel sehr weit, sodass sich nicht sagen ließ, ob sie ein Korsett darunter trug, und ihre Handgelenke waren kaum dicker als die eines Kindes. »Was hat er gesagt?«
    Tessa schüttelte den Kopf und verschränkte die Hände im Schoß, damit Mrs Branwell nicht bemerkte, wie sehr ihre Finger zitterten.
    Mrs Branwell musterte sie aufmerksam. »Zunächst einmal nennen Sie mich bitte ›Charlotte‹, Miss Gray. Alle im Institut nennen mich so. Wir Schattenjäger sind weniger förmlich als die meisten Menschen«, sagte sie.
    Tessa nickte und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Es fiel ihr schwer, Charlottes Alter einzuschätzen - sie war so klein, dass sie einerseits sehr jung aussah. Aber andererseits verströmte sie so viel Autorität, dass sie wiederum älter wirkte - und zwar so viel älter, dass es Tessa recht merkwürdig erschien, sie bei ihrem Vornamen anzureden. Aber wie hatte Tante Harriet immer zu sagen gepflegt: Andere Länder, andere Sitten ... »Charlotte«, murmelte Tessa versuchsweise.
    Als Mrs Branwell - Charlotte - sich lächelnd im Sessel zurücklehnte, entdeckte Tessa überrascht, dass sie dunkle Tätowierungen besaß - eine Frau mit Tätowierungen! Die Zeichnungen ähnelten den Abbildungen auf Wills Haut: schwarze Tuschemale, die unter den eng anliegenden Ärmelenden des Kleides herausschauten, sowie eine augenähnliche Tätowierung auf dem linken Handrücken. »Als Nächstes lassen Sie mich Ihnen bitte erzählen, was ich bereits über Sie weiß, Theresa Gray.« Charlotte sprach weiterhin in ruhigem, freundlichem Ton, doch ihre Augen musterten Tessa eindringlich. »Sie sind Amerikanerin und Sie sind von New York nach London gekommen, um Ihrem Bruder zu folgen. Ihrem Bruder Nathaniel, der Ihnen einen Fahrschein für die Überfahrt auf einem Ozeandampfer geschickt hat.«
    Tessa saß wie erstarrt. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich weiß weiterhin, dass Will Sie im Haus der Dunklen Schwestern gefunden hat«, fuhr Charlotte fort. »Ich weiß, dass Sie Will gegenüber erklärt haben, ein sogenannter ›Magister‹ wolle Sie abholen. Ich weiß, dass Sie nicht die geringste Ahnung haben, wer dieser Magister ist. Und ich weiß, dass Sie während des Kampfes mit den Dunklen Schwestern das Bewusstsein verloren haben und hierher gebracht wurden.«
    Charlottes Worte wirkten auf Tessa wie ein Schlüssel zu einer verschlossenen Tür: Plötzlich erinnerte sie sich wieder an den Abend ... an die Flucht durch den Korridor, an die Metalltüren und den dahinterliegenden, blutgetränkten Raum, an Will, der seine Klinge schwang, an Mrs Black und ihren abgetrennten Kopf ... »Mrs Black«, wisperte Tessa.
    »... ist tot«, bestätigte Charlotte. »Ganz ohne Zweifel.« Sie lehnte sich mit

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