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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Würden wir dann die Kutsche wenden und nach Hause fahren?«
    Will beugte sich leicht vor und ergriff ihre Hände. Camilles Finger wirkten in seinen großen schwarzen Handschuhen so winzig, dass es den Eindruck erweckte, als würden sie darin verschwinden. »Alle für einen, einer für alle«, verkündete er fest.
    Bei diesen Worten musste Tessa matt lächeln. »Die drei Musketiere?«
    Er musterte sie ruhig aus seinen dunkelblauen Augen, die einen ganz eigenen Farbton besaßen. Natürlich war Tessa schon öfter Menschen mit blauen Augen begegnet, aber die hatten immer in einem hellen Blau geschimmert. Wills Pupillen leuchteten dagegen in der Farbe der einsetzenden Abenddämmerung und seine langen schwarzen Wimpern verschleierten ihren Blick ein wenig, als er erwiderte: »Wenn mir eine unangenehme Aufgabe bevorsteht ... wenn ich etwas tun muss, was ich nicht will, dann bilde ich mir manchmal ein, ich wäre eine Figur aus einem Buch. Auf diese Weise weiß ich leichter, was diese Person tun würde.«
    »Wirklich? Und für wen gibst du dich dann aus? D'Artagnan?«, fragte Tessa und nannte damit den einzigen Namen, an den sie sich aus Die drei Musketiere erinnern konnte.
    »›Es ist etwas weit, weit Besseres, was ich tue, als was ich je getan habe; und die Ruhe, in die ich eingehe, ist eine weit, weit bessere, als mir je zuteilwurde‹«, zitierte Will.
    »Sydney Carton? Aber hast du nicht gesagt, du würdest Eine Geschichte aus zwei Städten hassen?!«
    »Das war gelogen«, entgegnete Will unbekümmert.
    »Aber Sydney Carton ist doch ein zügelloser Trunkenbold!«
    »Genau. Hier haben wir es mit einem nichtswürdigen Mann zu tun, der sich seiner Nichtswürdigkeit vollkommen bewusst ist. Doch sosehr er seine Seele auch zugrunde richtet, ein Teil von ihm ist immer noch zu großartigen Taten fähig.« Will senkte die Stimme. »Was sagt er noch mal zu Lucie Manette? Dass er trotz seiner Schwäche noch immer brennen könne?«
    Tessa, die Eine Geschichte aus zwei Städten öfter gelesen hatte, als sie zählen konnte, wisperte: »›Und doch gab ich der Schwäche nach, und sie hat noch immer Macht über mich zu wünschen, dass Sie erfahren möchten, mit welcher plötzlichen Gewalt Sie den Aschenhaufen, der ich bin, in helle Lohe umgewandelt haben.‹« Sie zögerte einen Moment und fügte dann hinzu: »Aber das hat er gesagt, weil er sie liebte.«
    »Ja«, bestätigte Will. »Er liebte sie hinreichend genug, um zu wissen, dass sie ohne ihn besser dran war.«
    Seine Hände hielten ihre noch immer fest und die Wärme seiner Finger brannte sich durch Tessas Handschuhe. Beim Besteigen der Kutsche im Vorhof des Instituts hatte der böige Wind seine tintenschwarzen Haare zerzaust, wodurch er nun jünger wirkte und verwundbarer. Und auch der Blick in seinen Augen erschien Tessa verwundbar ... offen wie eine Tür. Sie hätte niemals für möglich gehalten, dass Will einen anderen Menschen auf solch eine Weise ansehen konnte oder wollte, wie er nun sie anschaute. Wenn sie hätte erröten können, wäre sie jetzt feuerrot angelaufen, schoss es ihr durch den Kopf.
    Und im nächsten Moment wünschte sie, sie hätte nichts dergleichen gedacht. Denn dieser Gedanke führte unweigerlich zu einer unangenehmeren Frage: Sah er in diesem Augenblick sie, Tessa, oder Camille, eine in der Tat atemberaubende Schönheit? War das der Grund für seinen veränderten Gesichtsausdruck? Konnte er die wahre Tessa durch die Maskerade erkennen oder sah er nur ihre Hülle?
    Tessa lehnte sich zurück und versuchte, ihm ihre Hände zu entziehen. Doch er hielt sie fest und es dauerte einen Moment, bis er sie freigab.
    »Tessa ...«, setzte Will an, doch ehe er noch irgendetwas hinzufügen konnte, kam die Kutsche so abrupt zum Stehen, dass die Samtvorhänge hin und her schaukelten.
    »Wir sind da!«, rief Thomas vom Kutschbock. Will holte tief Luft, öffnete den Türschlag, sprang hinunter auf den Gehweg und streckte Tessa die Hand entgegen, um ihr aus dem Gefährt zu helfen.
    Tessa ergriff seine Hand, senkte beim Verlassen der Kutsche den Kopf, um keine der Rosen an Camilles Hut zu zerdrücken, und bildete sich fast ein, das Pochen seines kräftigen Pulsschlags durch die Handschuhe hindurch zu spüren. Eine deutliche Röte lag auf seinen Wangen und Tessa fragte sich, ob die beißende Kälte ihm das Blut ins Gesicht getrieben hatte oder irgendetwas anderes.
    Dann standen sie vor einem stattlichen weißen Gebäude mit einem weißen Säulenportikus, das auf beiden

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