Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Schultern. Dann stand sie unter dem weißen Himmel einer klaren Polarnacht bei einem schwarzen, reißenden Strom und beobachtete, wie er sich an einer blassen, lang hingestreckten Gestalt gütlich tat, die im Gras lag. Einen Sekundenbruchteil später saß sie reglos an einer langen Tafel, zwischen anderen Vampiren, und de Quincey, der am Kopf des Tisches gesessen hatte, sprang auf, schäumte vor Wut und schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass dessen Marmorplatte feine Risse bekam. De Quincey schrie sie zornig an ... irgendetwas über einen Werwolf und über eine Beziehung, die sie noch bedauern würde. Dann war sie plötzlich allein in einem Raum, in völliger Dunkelheit, weinend auf einem Stuhl zusammengekauert. Und de Quincey kam herein, kniete sich neben ihren Stuhl, nahm ihre Hand und versuchte, sie zu trösten, obwohl er derjenige war, der ihren Kummer erst verursachte hatte. Vampire können weinen?, fragte Tessa sich und überlegte dann weiter: Die beiden kennen sich seit sehr langer Zeit ... Alexei de Quincey und Camille Beicourt. Einst waren sie Freunde und er glaubt, dass ihre Freundschaft noch immer Bestand hat.
    »In der Tat, Alexei«, sagte sie nun. Gleichzeitig fiel ihr wieder ein, dass dies der Name war, an den sie sich ein paar Tage zuvor beim Abendessen zu erinnern versucht hatte - der fremdländische Name, den die Dunklen Schwestern erwähnt hatten. Alexei. »Ich brauchte dringend ein Kutsche mit etwas mehr ... Platz.« Mit hoch erhobenem Kopf streckte sie die Hand aus und stand reglos da, während er ihre Finger ergriff und seinen kalten Mund auf ihren Handschuh drückte.
    De Quinceys Blick streifte von Tessa zu Will und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Und wie ich sehe, hast du dir auch einen neuen Finsterling zugelegt. Dieser hier ist wahrlich recht annehmbar.« Er streckte seine hagere, blasse Hand aus und strich mit dem Zeigefinger über Wills Wange bis hinunter zum Kiefer. »Solch ein aparter Teint«, sagte er sinnend. »Und diese Augen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Tessa, so als würde sie sich für ein Kompliment über ihren erlesenen Geschmack bei der Wahl der Tapeten bedanken. Nervös beobachtete sie, wie de Quincey noch näher an Will heranrückte, der sehr bleich und angespannt wirkte. Und sie fragte sich, ob es ihm gelingen würde, die Beherrschung zu bewahren, wenn jede Faser seines Körpers in diesem Moment zweifellos Feind! Feind! schrie.
    De Quincey ließ seinen Finger nun von Wills Kiefer zu seiner Kehle gleiten - zu der Stelle am Ansatz des Schlüsselbeins, wo das Blut unter der Haut pulsierte. »Genau hier«, lächelte er und dieses Mal waren seine weißen Fangzähne deutlich zu sehen, scharf und spitz wie Nadeln. Seine Lider senkten sich träge, und als er weitersprach, klang seine Stimme sinnlich und schwer. »Es macht dir doch nichts aus, Camille, oder? Wenn ich nur einen kleinen Biss ...«
    Im nächsten Moment verwischte Tessas Sicht zu einer weißen Fläche, vor der sich de Quincey abzeichnete, die weiße Hemdbrust über und über mit scharlachrotem Blut bespritzt. Und dann sah sie einen Leichnam, der kopfüber an einem Baum neben dem dunklen, reißenden Strom hing. Bleiche Finger baumelten im tosenden schwarzen Wasser ...
    Tessa Hand zuckte nach vorn, schneller als sie sich jemals hätte vorstellen können, und packte de Quinceys Handgelenk. »Nicht doch, mein Lieber«, flötete sie mit schmeichelnder Stimme. »Ich würde ihn wirklich gern noch ein Weilchen für mich behalten. Du weißt doch, wie unersättlich du manchmal sein kannst«, fügte sie hinzu und senkte kokett die Lider.
    De Quincey lachte leise. »Für dich, Camille, werde ich Zurückhaltung üben.« Dann zog er sein Handgelenk zurück und einen winzigen Moment glaubte Tessa, hinter seinem flirtenden Gehabe einen Anflug von Wut in den Augen aufblitzen zu sehen, der jedoch rasch verschwand. »Im Gedenken an unsere langjährige Freundschaft«, fügte er hinzu.
    »Ich danke dir, Alexei.«
    »Hast du schon Gelegenheit gehabt, eingehender über mein Angebot nachzudenken und dem Pandemonium Club beizutreten, meine Liebe?«, fragte er. »Ich weiß, die Irdischen langweilen dich, aber sie sind ein Quell nie versiegender Mittel. Wir im Vorstand des Clubs stehen kurz vor einer sehr ... aufregenden Entdeckung. Ich spreche von Macht, die deine kühnsten Träume übertrifft, Camille.«
    Tessa wartete, doch Camilles innerer Stimme schwieg. Warum sagt sie nichts?, dachte Tessa hektisch, bekämpfte den

Weitere Kostenlose Bücher