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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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ausgelaugt, abgrundtief erschöpft - jene Art von Erschöpfung, wie sie sie in der Todesnacht ihrer Tante empfunden hatte - als wäre ihrem Körper jede Fähigkeit zum Fühlen genommen. Tessa schloss die Augen, sah Jems Gesicht vor sich ... und dann Wills Antlitz, eine Hand an seiner blutenden Lippe. Gedanken an die beiden wirbelten ihr durch den Kopf und vermischten sich, bis sie endlich einschlief, nicht sicher, ob sie davon träumte, wie sie den einen Jungen küsste oder den anderen ...

10
DIE TUGEND DER ENGEL
    Die Tugend der Engel: Sie können nicht vergehen,
und ihr Makel: Sie können sich nicht verbessern.
Des Menschen Makel: Er kann vergehen,
und seine Tugend: Er kann sich verbessern.
    CHASSIDISCHE WEISHEIT,
TALMUD
    »Ich darf wohl annehmen, dass ihr es inzwischen alle wisst«, bemerkte Will am nächsten Morgen beim Frühstück. »Ich habe letzte Nacht eine Opiumhöhle aufgesucht.«
    Der Tag war regnerisch und grau angebrochen und im Institut herrschte eine gedämpfte Stimmung, als würde der Himmel bleiern schwer auf dem Gebäude lasten. Sophie lief mit großen, dampfenden Schüsseln zwischen Küche und Speisezimmer hin und her; ihr Gesicht wirkte erschöpft und verkniffen. Jessamine hockte müde auf ihrem Stuhl und starrte in ihren Tee. Charlotte war abgespannt von den langen Stunden, die sie am Abend zuvor in der Bibliothek verbracht hatte. Und Will hatte rot geränderte Augen; außerdem schimmerte seine Wange dort, wo Jem ihn geschlagen hatte, bläulich. Nur Henry schien noch einen Funken Energie zu besitzen: Während er in der einen Hand die Morgenzeitung hielt und darin las, stocherte er gleichzeitig mit seiner Gabel in seinem Rührei.
    Jem glänzte vor allem durch Abwesenheit. Als Tessa an diesem Morgen aufgewacht war, hatten sie einen Moment in einem Zustand seliger Geistesabwesenheit geschwebt - die Ereignisse der Nacht zuvor waren nur eine verschwommene Erinnerung gewesen. Doch dann war sie ruckartig hochgefahren und ein Gefühl abgrundtiefen Entsetzens hatte sie wie ein Schwall siedend heißes Wasser überspült.
    Hatte sie wirklich all diese Dinge getan - mit Jem? Sein Bett ... seine Hände auf ihrem Körper ... seine Arznei, auf dem Boden verstreut. Tessa griff sich an den Kopf und tastete nach ihren Zöpfen. Doch sie fielen lose um ihre Schultern - Jem hatte die Flechten gelöst. Oh, Gott, dachte Tessa. Ich habe das wirklich alles getan; das war tatsächlich ich. Bestürzt schlug sie die Hände vors Gesicht, überwältigt von einer seltsamen Mischung aus Verwirrung, angsterfülltem Glücksgefühl (denn sie konnte nicht umhin, sich einzugestehen, dass die Nacht auf eine ganze eigene Weise wundervoll gewesen war), Entsetzen über ihr Verhalten sowie schwerster Demütigung.
    Jem musste denken, dass sie jegliche Selbstbeherrschung verloren hatte, überlegte Tessa nun am Frühstückstisch. Kein Wunder, dass er es nicht über sich brachte, ihr ins Gesicht zu sehen. Vor dem Spiegel hatte sie sich ja selbst kaum in die Augen schauen können.
    »Habt ihr gehört, was ich gesagt habe?«, hakte Will nach, sichtlich enttäuscht über die Reaktion auf seine Bemerkung. »Ich habe gesagt, dass ich gestern Nacht in einer Opiumhöhle war.«
    Charlotte schaute ruhig von ihrem Toast auf, faltete langsam die Zeitung, legte diese neben sich auf den Tisch und rückte die Lesebrille auf ihrer Stubsnase gerade. »Nein, das wussten wir nicht«, sagte sie gedehnt. »Dieser zweifellos ruhmvolle Aspekt deiner jüngsten Aktivitäten war uns in der Tat bisher entgangen.«
    »Dann warst du also dort die ganze Zeit?«, fragte Jessamine teilnahmslos, nahm ein Stück Würfelzucker aus der Dose und knabberte daran. »Bist du jetzt rauschgiftsüchtig? Ein hoffnungsloser Fall? Es heißt, es bedarf nur einer oder zwei Dosen.«
    »Eigentlich war es gar keine Opium höhle«, protestierte Tessa, ehe sie sich beherrschen konnte. »Ich glaube, man handelte dort eher mit magischen Pulvern und derlei.«
    »Also gut, dann war es vielleicht keine Opium höhle«, räumte Will ein. »Aber zumindest doch eine Höhle - eine Lasterhöhle!«, fügte er hinzu und betonte die beiden letzten Worte, indem er mit dem Zeigefinger in die Luft stach.
    »Ach herrje - doch nicht eine dieser Spelunken, die von Ifrit betrieben werden«, seufzte Charlotte. »Also wirklich, Will ...«
    »Doch, genau solch eine Spelunke«, bestätigte Jem, der in diesem Moment den Frühstücksraum betrat und sich auf dem Stuhl neben Charlotte niederließ - der am weitesten von

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