Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
er sich am liebsten auf die Tratschenden stürzen und ihnen eine Tracht Prügel verpassen, doch Jem hatte ihn fest im Griff und hielt seinen Parabatai im Mantelrücken fest.
    Jems Beziehung zu Will ähnelte in vielerlei Hinsicht der Beziehung eines Hundebesitzers zu seinem Rassehund, der die Gäste gern ins Bein zwickte - man musste ihn ständig am Halsband festhalten, sinnierte Tessa und schaute dann zu Jessamine, die nun wieder gelangweilt schien. Sie war offensichtlich nicht sonderlich daran interessiert, was die Brigade von ihr oder irgendeinem anderen Mitglied des Instituts dachte.
    Als Charlotte die Türen des Sitzungssaals erreichte, war sie so schnell vorangestürmt, dass sie einen Moment innehalten musste, damit der Rest der Gruppe zu ihr aufschließen konnte. Die meisten Versammlungsmitglieder strebten nach links, zum Portal, durch das Tessa, Jem und Will den Saal betreten hatten, aber Charlotte wandte sich nach rechts, marschierte ein paar Meter durch den Gang, bog um eine Ecke und blieb dann abrupt stehen.
    »Charlotte?« Henry, der ihr nacheilte, klang besorgt. »Alles in Ordnung, meine Liebe ...?«
    Ohne jede Warnung holte Charlotte mit dem Fuß aus und trat mit voller Wucht gegen die Wand, so hart sie nur konnte. Da es sich jedoch um grobes Mauerwerk handelte, hinterließ ihr Tritt keinen Schaden; allerdings stieß Charlotte einen unterdrückten Schrei aus.
    »Ach, du meine Güte«, murmelte Jessamine und wirbelte ihren Schirm.
    »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte«, setzte Will an. »Etwa zwanzig Meter hinter uns, im Sitzungssaal, befindet sich Benedict Lightwood. Falls du also umkehren und ihn treten möchtest, würde ich dir empfehlen, nach oben und leicht nach links zu zielen ...«
    »Charlotte.« Die tiefe, raue Stimme war unverkennbar.
    Sofort wirbelte Charlotte herum: Im Gang stand der Konsul. Die mit Silberfäden aufgestickten Runen auf seiner Robe schimmerten, als er sich der kleinen Institutsgruppe näherte und Charlotte dabei unverwandt ansah.
    Die junge Schattenjägerin stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    »Charlotte«, wiederholte Konsul Wayland, »du weißt doch, was dein Vater immer gesagt hat: ›Zügele dein Temperament!‹«
    »Das hat er in der Tat gesagt. Und er hat auch gesagt, dass er gern einen Sohn gehabt hätte«, erwiderte Charlotte bitter. »Wenn ihm dieser Wunsch gewährt worden wäre, wenn ich ein Mann wäre, hätten Sie mich dann auf dieselbe Weise behandelt?«
    Besänftigend legte Henry seiner Frau eine Hand auf die Schulter und murmelte ihr etwas zu, doch sie schüttelte ihn ab. Ihre großen, gekränkten braunen Augen fixierten den Konsul.
    »Und auf welche Weise habe ich dich behandelt?«, fragte Wayland.
    »Als ob ich ein Kind wäre, ein kleines Mädchen, das Schelte verdient hat.«
    »Charlotte, ich war es doch, der dich zur Leiterin des Instituts und der Brigade ernannt hat«, konterte der Konsul, am Rande seiner Geduld angelangt. »Und das habe ich nicht nur deshalb getan, weil ich Granville Fairchild mochte und wusste, dass er seine Tochter gern als seine Amtsnachfolgerin gesehen hätte, sondern auch deshalb, weil ich der Ansicht war, dass du diese Aufgabe hervorragend meistern würdest.«
    »Sie haben aber auch Henry ernannt«, hielt Charlotte dagegen. »Und damals haben Sie uns sogar den Grund dafür verraten: Die Brigade würde ein Ehepaar als Leitung akzeptieren, nicht aber eine Frau als alleinige Institutsleiterin.«
    »Na, dann gratuliere ich ganz herzlich, Charlotte: Ich denke nicht, dass auch nur ein einziges Mitglied der Londoner Brigade den Eindruck hat, in irgendeiner Form von Henry geführt zu werden.«
    »Das ist wohl wahr«, räumte Henry ein und schaute betreten auf seine Schuhe. »Sie wissen alle nur zu gut, dass ich vollkommen nutzlos bin. Diese vertrackte Situation ist ausschließlich meine Schuld, Konsul ...«
    »Nein, ist es nicht«, widersprach Wayland. »Es handelt sich vielmehr um eine Kombination aus allgemeiner Selbstgefälligkeit von Seiten des Rats, Pech, schlechtem Timing und einigen mangelhaften Entscheidungen deinerseits, Charlotte. Ja, ich mache dich dafür verantwortlich ...«
    »Dann pflichten Sie Benedict also bei!«, empörte sich Charlotte.
    »Benedict Lightwood ist ein Lump und ein Heuchler«, erwiderte der Konsul müde. »Das ist allgemein bekannt. Aber er ist auch sehr einflussreich und es erscheint mir besser, ihn mit diesem Schauspiel zu beschwichtigen, als ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher