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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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»Will kann gut auf sich selbst aufpassen, Tessa.«
    Skeptisch dachte Tessa an den leeren Ausdruck in Wills Augen, der ihr trostloser erschien als die kahle Moorlandschaft Yorkshires, die sie hinter sich gelassen hatten. Und sie hoffte inständig, dass Jem recht behalten würde.

7
DER FLUCH
    Einer Waise Fluch kann die Seele doch,
Die zum Himmel strebt, verderben.
Aber ach! viel furchtbarer noch
Ist der Fluch aus den Augenscherben
Von Toten, wie er mich traf’ne ganze Woch' -
ich wollte und konnte nicht sterben.
    SAMUEL TAYLOR COLERIDGE,
»BALLADE VOM ALTEN SEEMANN«
[13]
    Magnus hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, unmittelbar gefolgt von lautem Stimmengewirr, und dachte sofort: Will. Und dann musste er über sich selbst lächeln. Der junge Schattenjäger entwickelte sich allmählich zu einer regelrechten Landplage, überlegte er und knickte eine kleine Ecke in die Seite des Buches, in dem er gerade las - Lukian von Samosatas Göttergespräche. Camille würde toben vor Wut, wenn sie wüsste, dass er ihre Ausgabe dieses Werks mit einem Eselsohr markiert hatte ... Will erinnerte ihn ein wenig an einen lästigen Verwandten: jemand, dessen Gepflogenheiten man gut kannte, aber nicht ändern konnte. Jemand, dessen Anwesenheit man bereits am Klang seiner Schritte in der Eingangshalle erkennen konnte. Jemand, der unbekümmert mit dem Lakaien um Einlass stritt, obwohl dieser die Anweisung hatte, allen potenziellen Besuchern mitzuteilen, dass die Herrschaft nicht zugegen sei.
    Einen Moment später flog die Tür zum Salon auf und Will erschien im Türrahmen, einen Ausdruck im Gesicht, der halb triumphierend und halb verzweifelt wirkte - eine beachtliche Leistung. »Wusst ich’s doch: Du bist sehr wohl zu Hause!«, verkündete er, während Magnus sich auf dem Sofa aufsetzte und die gestiefelten Beine auf den Boden schwang. »Hättest du jetzt bitte die Güte, diesem ... diesem zu groß geratenen Fledermäuserich mitzuteilen, er soll mich nicht länger belästigen?« Will zeigte auf Archer, Camilles menschlichen Domestiken und Magnus’ einstweiligen Diener, der dem Schattenjäger in der Tat nicht von der Seite gewichen war, das Gesicht zu einer missbilligenden Miene verzogen. Andererseits trug Archer ständig eine missbilligende Miene zur Schau. »Sag ihm, dass du mich empfangen willst«, forderte Will.
    Magnus legte seine Lektüre auf den kleinen Beistelltisch neben dem Sofa. »Aber möglicherweise möchte ich dich ja gar nicht empfangen«, hielt er trocken entgegen. »Ich habe Archer aufgetragen, niemanden vorzulassen - und nicht, niemanden außer dir.«
    »Er hat mir gedroht«, stieß Archer mit seiner zischenden, fast unmenschlichen Stimme hervor. »Das werde ich meiner Gebieterin mitteilen.«
    »Mach das«, riet Will ihm, doch seine Augen waren auf Magnus geheftet, tiefblau und flehentlich. »Bitte. Ich muss unbedingt mit dir reden.«
    Dieser verflixte Junge!, dachte Magnus. Nach einem anstrengenden Tag, den er damit zugebracht hatte, bei einem Mitglied der Familie Penhallow einen Gedächtnisblockade-Zauber aufzuheben, hatte er sich eigentlich etwas Ruhe und Erholung erhofft. Er hatte sich schon vor einiger Zeit abgewöhnt, auf Camilles Schritte in der Eingangshalle zu lauschen oder auf eine Nachricht von ihr zu warten; dennoch zog er den Salon inzwischen allen anderen Räumen im Haus vor - ein Raum, der eindeutig Camilles Handschrift trug, mit burgunderroten Wänden und einem schwachen Rosenduft, der in den schweren, bodenlangen Samtvorhängen hing. Magnus hatte sich auf einen geruhsamen Abend am Kamin gefreut - ein Glas Wein, ein gutes Buch und absolut keine Besucher.
    Aber nun stand Will Herondale vor ihm, mit hoffnungsloser, verzweifelter Miene, und bat ihn um Hilfe. Er musste wirklich einmal etwas gegen sein weiches Herz und diesen lästigen Drang unternehmen, ständig den Ausweglosen beistehen zu wollen, sinnierte Magnus. Und natürlich gegen seine Schwäche für blaue Augen ... »Also gut«, willigte er mit einem märtyrerhaften Seufzer ein. »Du darfst bleiben und mit mir reden. Aber ich warne dich: Ich werde keinen Dämon heraufbeschwören. Jedenfalls nicht vor dem Abendessen. Es sei denn, du hast irgendwelche neuen Informationen oder handfeste Beweise ...«
    »Nein, hab ich nicht.« Eilig betrat Will den Salon und schlug Archer förmlich die Tür vor der Nase zu. Dann schob er sicherheitshalber noch den Riegel vor und marschierte mit großen Schritten zum Kamin, um sich zu wärmen. Auf den Straßen Londons

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