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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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einem Durchbruch zu stehen, einen Weg zu diesem seltsamen, aufreizenden, verletzten, am Boden zerstörten Jungen zu finden. »Was haben sie denn so Schreckliches getan?«
    »Was sie getan haben?«, schnaubte Will mit erhobener Stimme. »Nichts. Sie haben gar nichts getan. Ich bin derjenige. Ich bin das Gift. Gift für sie. Gift für jeden, der mich liebt.«
    »Will ...«
    »Ich habe dich angelogen«, sagte Will und wandte sich ruckartig vom Feuer ab.
    »Ich bin schockiert«, murmelte Magnus spöttisch.
    Doch Will war bereits vollkommen in Erinnerungen versunken, was vermutlich zu seinem Besten war. Er lief unstet auf und ab und schlurfte mit seinen schweren Stiefeln über Camilles empfindlichen Perserteppich. »Das meiste habe ich dir schon erzählt - aber damals, in Wales, ist noch mehr passiert: An jenem verregneten Nachmittag trieb ich mich in der Bibliothek meiner Eltern herum. Ich langweilte mich und durchstöberte die alten Schattenjägerbesitztümer meines Vaters. Er hatte ein paar Dinge aus seinem früheren Leben als Nephilim behalten, Dinge, die er vermutlich aus sentimentalen Gründen nicht hatte wegwerfen wollen. Eine alte Stele - obwohl ich damals nicht wusste, worum es sich dabei handelte - und ein kleines Kästchen mit einem eingravierten Muster. Beides fand ich in einem Geheimfach seines Schreibtischs. Vermutlich ging er davon aus, dass dies reichen würde, um seine Erinnerungsstücke kindersicher aufzubewahren, aber nichts auf der Welt kann neugierige Kinder aufhalten. Und nachdem ich das Kästchen gefunden hatte, habe ich es selbstverständlich sofort geöffnet. Blauer Nebel strömte in einem Schwall heraus und verdichtete sich fast augenblicklich zu einem leibhaftigen Dämon. In dem Moment, in dem ich die Kreatur erblickte, begann ich auch schon, laut zu schreien. Ich war erst zwölf. Und etwas Derartiges hatte ich noch nie gesehen: Ein riesiges Wesen, mit gefährlich blitzenden Zähnen und einem stachelbewehrten Schwanz - und ich hatte nichts, womit ich mich hätte verteidigen können. Keine Waffen, rein gar nichts. Als der Dämon zu brüllen begann, erschrak ich mich und fiel zu Boden, woraufhin er sich auf mich stürzte und zischend über mir schwebte. Und dann kam meine Schwester hereingestürmt.«
    »Cecily?«
    »Ella. Meine ältere Schwester. Sie hielt etwas in der Hand, das strahlend leuchtete. Heute weiß ich natürlich, was das war: eine Seraphklinge. Aber damals hatte ich keine Ahnung. Ich schrie ihr zu, sie solle sich in Sicherheit bringen, doch sie stellte sich einfach zwischen mich und diese Kreatur. Meine Schwester war absolut furchtlos ... schon immer gewesen. Sie hatte keine Scheu, auf die höchsten Bäume zu klettern oder die wildesten Pferde zu reiten - und auch damals in der Bibliothek kannte sie keine Angst. Sie forderte den Dämon auf, sofort zu verschwinden. Dieser schwebte wie ein großes, hässliches Insekt in der Luft. Ella rief: ›Ich verbanne dich!‹ Doch der Dämon lachte nur.«
    Natürlich, etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen, dachte Magnus. Er verspürte eine seltsame Mischung aus Mitleid und Sympathie für das junge Mädchen, das ohne jedes Wissen um Dämonen, deren Heraufbeschwörung und Verbannung, aufgewachsen war und sich dennoch furchtlos behauptete.
    »Der Dämon lachte nur, ließ seinen Schwanz peitschend durch die Luft sausen und riss Ella von den Füßen. Dann heftete er seine glühenden Augen auf mich, sie leuchteten durch und durch rot, ohne jedes Weiß. ›Eigentlich wollte ich deinen Vater vernichten‹, zischte er, ›aber da er nicht hier ist, musst du statt seiner herhalten.‹ Ich war so geschockt, dass ich ihn nur stumm anstarren konnte. Ella kroch inzwischen über den Teppich, um nach dem Engelsschwert zu greifen. ›Ich verfluche dich‹, verkündete der Dämon. ›Ein jeder, der dich liebt, wird sterben. Die Liebe zu dir wird jeden Einzelnen vernichten. Es mag nur Momente dauern oder Jahre, aber alle, die dich mit Liebe betrachten, werden daran vergehen - es sei denn, du hältst dich für immer von ihnen fern. Und mit ihr werde ich anfangen‹, knurrte der Dämon in Ellas Richtung. Dann verschwand er.«
    Trotz der Tragik der Situation verspürte Magnus eine gewisse Faszination. »Und, ist sie tot umgefallen?«
    »Nein.« Will lief noch immer rastlos auf und ab. Er zog seinen Gehrock aus und warf ihn über einen Stuhl. Die Wärme, die von seinem Körper abstrahlte, und die Glut des Kaminfeuers bewirkten, dass sein langes dunkles Haar

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