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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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nicht verbergen können, oder? Im selben Moment trällerte Bridget mit hoher Stimme in der Küche:
    »Muss ich geh’n in Ketten - doch du bist frei ...
Den Mann zu lieben, der mir nicht hold.
Muss ich hier verharren in Fantasterei,
Den Mann zu lieben, der mein Herz brechen wollt?«
    Mit einem Ruck schob Tessa ihren Stuhl nach hinten. »Ich denke, ich ziehe mich jetzt besser um.«

    Nachdem Tessa rasch aus ihrem Kleid und in ihre Trainingsmontur geschlüpft war, setzte sie sich auf den Rand ihres Betts und blätterte in der Ausgabe von Vathek, die Will ihr gegeben hatte. Dabei sah sie vor ihrem inneren Auge jedoch nicht Will, der sie anlächelte, sondern andere Bilder des jungen Schattenjägers: Will, der sich im Sanktuarium blutbeschmiert über sie beugte; Will, der auf dem Dach des Instituts in die untergehende Sonne blinzelte; Will, der mit Jem diesen nassen Hügel in Yorkshire hinunterrollte, sich dabei von Kopf bis Fuß mit Schlamm bespritzte, aber nicht den geringsten Gedanken daran verschwendete; Will, der im Speisesaal vom Tisch stürzte; Will, der sie in der Dunkelheit festhielt. Will, Will, Will.
    Genervt schleuderte Tessa das Buch von sich, sodass es gegen den Kaminsims prallte und dann zu Boden fiel. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, Wills Bild aus ihrem Gedächtnis zu schaben, so wie man sich Dreck vom Schuh schabte! Wenn sie doch nur wüsste, wo er steckte! Die Sorge machte das Ganze nur noch schlimmer und Tessa konnte einfach nicht aufhören, sich Sorgen zu machen: Sie konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht, als er seine Schwester erblickt hatte, einfach nicht vergessen.
    Ihre innere Unruhe ließ sie die Zeit vergessen, sodass sie zu spät zum Training erschien. Glücklicherweise stand die Tür zum Fechtsaal noch immer weit offen, als sie die Stufen hinaufeilte. Und außer dem Dienstmädchen war weit und breit niemand zu sehen.
    Sophie hielt ein langes Messer in der Hand und betrachtete es nachdenklich, fast wie einen Staubwedel, von dem sie nicht wusste, ob er wohl noch zu gebrauchen war oder ob man ihn lieber wegwerfen sollte. Als Tessa den Fechtsaal betrat, schaute sie auf. »Du meine Güte, Sie machen ja ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, Miss«, sagte sie lächelnd. »Ist alles in Ordnung?« Als Tessa stumm nickte, neigte Sophie den Kopf leicht zur Seite und fragte: »Grämen Sie sich wegen des jungen Herrn Will? Er ist auch zuvor schon mehrere Tage weggeblieben. Gewiss kehrt er bald zurück. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Das ist wirklich sehr nett von dir, Sophie, so etwas zu sagen -zumal ich ja weiß, dass du ihm nicht allzu sehr zugetan bist.«
    »Ich hätte gedacht, Sie auch nicht«, bemerkte Sophie spitz. »Zumindest nicht mehr ...«
    Tessa warf ihr einen scharfen Blick zu. Seit dem Vorfall auf dem Dach hatte sie sich mit ihr nicht mehr über Will unterhalten, überlegte sie, und außerdem hatte Sophie sie eindringlich vor ihm gewarnt und ihn mit einer giftigen Schlange verglichen. Doch bevor Tessa etwas erwidern konnte, schwang die Tür weit auf und Gabriel und Gideon Lightwood betraten den Fechtsaal, dicht gefolgt von Jem. Er zwinkerte Tessa kurz zu, ehe er umkehrte und die Tür hinter sich zuzog.
    Gideon marschierte direkt zu Sophie. »Eine ausgezeichnete Wahl, dieses Messer ...«, lobte er, mit einem leicht erstaunten Unterton.
    Sophie errötete geschmeichelt.
    »Also dann«, sagte Gabriel, dem es gelungen war, sich unbemerkt hinter Tessa zu stellen. Nachdem er die Waffen an der Wand einen Moment gemustert hatte, zog er einen Dolch aus einer Halterung und reichte ihn ihr. »Fühlen Sie einmal das Gewicht der Klinge.«
    Angestrengt versuchte Tessa, seiner Aufforderung nachzukommen; gleichzeitig fiel es ihr schwer, sich an seine frühere Lektion zu erinnern, wo und wie die Waffe in ihrer Handfläche liegen sollte.
    »Was meinen Sie?«, fragte Gabriel.
    Tessa schaute zu ihm hoch. Von den beiden Brüdern besaß er die größere Ähnlichkeit mit dem gemeinsamen Vater - die gleichen hageren, adlerartigen Gesichtszüge und eine Spur von Arroganz in den Augen.
    Ein spöttisches Grinsen umspielte seine schmalen Lippen. »Oder sorgen Sie sich vielleicht zu sehr um Herondales Verbleib, um heute trainieren zu können?«
    Beinahe hätte Tessa den Dolch fallen lassen. »Wie bitte?«
    »Ich habe beim Heraufkommen gehört, wie Sie und Miss Collins sich unterhalten haben. Er ist einfach verschwunden, hab ich recht? Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Will Herondale nicht

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