Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
auf. Die Vorfreude auf das neue Zimmer und die neu gewonnene
Stiefschwester ließen Sydney für eine Weile den Schmerz über den Abschied von
ihren alten Freunden vergessen.
„Nicht
zu fassen. Wir sind jetzt auch noch Zimmernachbarn!“, rief Marri euphorisch.
„Und
wir sind Stiefschwestern!“, antwortete Sydney lächelnd und schaute Marri mit
ihren großen Augen an.
„Jaaaa!“
Eine ohrenbetäubende Mischung aus glückseligem Geschrei und einer Art Quietschen
durchdrang das fast noch leer stehende Haus. Das Echo verstärkte es.
„Anscheinend
finden Ihre Töchter das Haus genauso wundervoll wie Sie, Miss“, sagte einer der
Packer mit einem breiten Grinsen und schaute Laura an.
„Sie
können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht!“, antwortete
Laura mit einem Ausdruck der Freude in den Augen und rückte ihr dünnes Halstuch
zurecht.
Die
Stunden vergingen.
Die
helle Nachmittagssonne bewegte sich weiter und weiter in Richtung Westen, bis
sie endlich hinter dem Horizont verschwand.
Das
Umzugsunternehmen war schon seit fast einer halben Stunde mit dem Transport
fertig, und die Kisten standen teilweise hoch aufgestapelt im neuen Zuhause der
kleinen Familie.
Hier
und dort standen verschiedene Möbelstücke herum, die teilweise für den
Transport auseinandergeschraubt worden waren, und welche, die sorgfältig mit
einer dicken Luftpolsterfolie umhüllt waren. Es fehlte nicht mehr viel, und man
hätte eine Karte benötigt, um sich in dem Umzugs-Chaos zurechtzufinden.
„Wie
wäre es, wenn wir den heutigen Tag mit einem schönen Grillabend beenden
würden?“, schlug Jack seinen Frauen vor, wobei ihm erst in diesem Augenblick
klar wurde, dass er von nun an als einziger Mann zusammen mit drei Frauen in
einem Haushalt leben würde. „Na, das wird ja ein Spaß!“, kam es ihm kurz in den
Sinn.
„Eine
super Idee, Jack!“, antwortete Laura, und die beiden Mädchen gaben ebenfalls
ihr Einverständnis zu seinem Vorschlag. „Nur haben wir keine Grillkohle besorgt,
und die Geschäfte sind schon seit einer Weile geschlossen.“
„Ehm,
vorhin ist mir einer der alten Küchenstühle unter die Füße geraten und ich bin
über ihn gestolpert. Zum Sitzen kann man ihn leider nicht mehr verwenden“,
erwiderte Jack und machte einen verlegenen Gesichtsausdruck, der an einen
Hundeblick erinnerte. Sydney erkannte sofort, dass der Vorfall ihn in Verlegenheit
brachte, und lächelte ihren Vater an.
„Dann
wäre das Problem mit der Grillkohle ja wohl hiermit gelöst, oder?“, sagte Sydney
mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und stupste Jack mit dem Ellenbogen
an. „Daddy denkt einfach an alles, nicht wahr?“
Kurze
Zeit später bauten alle gemeinsam den Grill mitten im Garten auf und zündeten
die Beine des durch Jacks Ungeschick zerstörten Eichenstuhls an.
Heiße
Flammen brannten lichterloh und erhellten glückliche Gesichter.
Kapitel 3 – Der Überfall
New
York. Das Jahr 2010. Frühling.
„Die
ganzen Wochen über hat sie ständig davon geredet, dass es in unserer Ehe an
Kommunikation und Abwechslung mangelt. Doch ich habe mir nichts daraus gemacht.
Ich dachte ja, dass es nur eine neue Phase bei ihr ist und dass sich die Wogen
schon nach einer Zeit von selbst glätten würden.“
„Herrje.
Und was nun?“
„Gestern
Abend, nach der Schicht, kam ich heim und sah nur die leeren Kleiderschränke.
Sie hat die Kinder genommen und ist zu ihren Eltern gefahren. Sie braucht nun
etwas Abstand, hat sie in dem Brief geschrieben.“ Maximilian Fox, New Yorker
Polizist, massierte sich sanft mit dem rechten Zeigefinger die Schläfe und biss
ein Stück von seinem Donut ab.
„Frauen
sind wirklich unvorhersehbare Wesen. Der Mann, der die Frauen von Grund auf
versteht, muss wahrlich erst geboren werden“, sagte sein Kollege, der gemütlich
am Steuer saß und aus seinem Kaffeebecher genüsslich den dunklen, bitter schmeckenden
Trunk schlurfte.
„Die
Schwulen können doch so gut mit den Frauen, oder?!“, antwortete Maximilian.
„Ja,
weil sie selber welche sind.“
„Na
ja, nicht ganz, Bruder.“
„Solange
sie mich in Ruhe lassen, können sie sein, was sie wollen.“ Jerry trank den
letzten Tropfen Kaffee aus und betrachtete nachdenklich den leeren Boden des
Bechers.
Soll
ich mir noch einen gönnen? Hm … Neee, doch lieber nicht.
„Ist
dein Nachbar nicht auch schwul?“, fragte Jerry seinen Kollegen und schaute
dabei weiterhin etwas nachdenklich in die Windschutzscheibe.
„Jap.
Glaub,
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