Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
Motorräder teilnahmen, nicht durch die Windschutzscheibe flog.
Wie
viele andere Male zuvor beobachtete und bewunderte er in diesem Augenblick
seinen Kollegen.
Noch
nie hatte er einen Menschen so gut – und vor allem so schnell – ein
Auto fahren sehen. Das Reaktionsvermögen seines Partners war meisterhaft.
Die
stille Landstraße, auf der sie sich momentan befanden, wurde nun zum Schauplatz
einer überwältigenden Verfolgungsjagd. Das sich überschneidende Geheule der
Sirenen und die grellen, tanzenden Strahlen des Blaulichtes erweckten die schon
schlafende Natur aus ihrer Nachtruhe.
Auf
der kurvigen und schlecht überschaubaren Straße, die nur aus einer Fahrspur in
jede Fahrtrichtung bestand, rasten insgesamt sechs leistungsstarke Motorräder
und ihre vier Verfolger.
Um
im Sitz nicht hin und her geschleudert zu werden, hielt sich Maximilian mit der
rechten Hand am Haltegriff der Beifahrertür fest. Die Finger seiner linken Hand
bohrten sich dagegen in den weichen Überzug des Beifahrersitzes, wie die
Krallen eines Adlers in seine Beute.
Jerry
manövrierte den Sportwagen mit hoher Geschicklichkeit zwischen den anderen
Streifenwagen, bis sie sich an der Spitze der Verfolger befanden. Die sechs
Motorräder fuhren nun in zwei Reihen vor ihnen.
Maximilian
beobachtete mit weit geöffneten Augen die sich schnell verändernde digitale
Anzeige des Tachometers.
„Unglaublich!“,
dachte er bei sich. „Er hat sich wirklich den falschen Job ausgewählt.
Rennfahrer – das wäre doch der perfekte Beruf für ihn.“
Nach
einer kurzen Weile konnte man die übrigen drei Streifenwagen nicht mehr
erkennen. Das blaue Licht verblasste, das Heulen der Sirenen schwächte sich
konstant ab, und bald verschwanden sie vollends aus dem Blickfeld des
Rückspiegels.
Maximilian
blickte abermals zu Jerry. Seine ernsten und angespannten Gesichtszüge deuteten
darauf hin, dass er unter enormer Spannung und Konzentration stand.
Als
ob er den Blick seines Kollegen gespürt hätte, öffnete Jerry den Mund und
unterbrach nach mehreren Minuten angespannten Schweigens die Stille der
Verfolgungsjagd.
„Siehst
du den Großen da? Der in der ersten Reihe ganz rechts fährt?“, sprach Jerry mit
erstaunlich gelassener Stimme zu seinem Beifahrer.
„Ja,
sehe ich. Ist etwas mit ihm?“
„Er
ist der Anführer der Gruppe. Versuch, sein Rad zu treffen!“, sagte Jerry und
vollzog mit der rechten Hand eine schießende Geste; seine Hand bildete dabei
eine Pistole.
„Warum
bist du dir da so sicher?“
„Wie
soll ich es treffend formulieren? Ich spüre es halt im Urin.“
„Na,
super“, erwiderte Maximilian und zog gleichzeitig seine Waffe aus dem Holster.
„Kann
aber natürlich auch an dem letzten Becher Kaffee liegen“, fuhr Jerry fort und
grinste seinen Kollegen mit weit geöffnetem Mund an.
„Es
wird ausgesprochen schwer werden, sein Rad bei der Geschwindigkeit zu treffen.
Kannst du versuchen, etwas langsamer und vor allem gerader zu fahren? Das würde
mir das Ganze wirklich erleichtern.“
„Ich
denke gar nicht daran.“
Maximilian
betätigte den Knopf und öffnete die Scheibe an seiner Seite. Mit einer einzigen
Handbewegung entsicherte er seine Waffe und betätigte dabei den Schlittenfang.
Eine glänzende 9-mm-Patrone nahm ihren Platz ein.
Die
Glock 19 war einsatzbereit.
In
seiner langjährigen Berufstätigkeit als Streifenpolizist hatte er zum Glück
noch nicht oft Gebrauch von seinem ständigen, knapp sechshundert Gramm schweren Begleiter machen müssen. Es gab
überaus heikle Situationen, in denen das Ziehen der Waffe unausweichlich war.
Des Öfteren feuerte er sie auch zur Abschreckung ab oder um einen bewaffneten
Verbrecher zu verwunden.
Doch
auf das Rad eines Motorrads zu schießen, war sogar für ihn neu.
„Na,
los geht’s. Bringen wir etwas Schwung in diese nächtliche Spazierfahrt. Der
Beruf soll uns ja schließlich Spaß machen. Nicht wahr, mein Freund?“
Jerry
antwortete auf diese Frage lediglich mit einem Hochziehen des rechten
Mundwinkels, was ein Lächeln andeutete.
Maximilians
glatte, dunkelbraune Haare wehten wild im Wind umher, als er den Kopf aus dem
offenen Beifahrerfenster in die Dunkelheit der Nacht hinausstreckte. Die
frische Sommerluft, die seinen Geist durch das bloße Einatmen beflügelt hätte,
entpuppte sich als ein unangenehmes Hindernis, das ihm bei dieser hohen
Geschwindigkeit sowohl die Augen austrocknen ließ als auch die Luft zum Atmen
nahm.
Die
Vielzahl an fliegenden Insekten,
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