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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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gerade seltenen Blicke zu dem Neuling blieben weder von ihrer Stiefschwester noch von den beiden Winson-Brüdern unbemerkt. Marri grinste jedes Mal, wenn sie die unvorsichtigen Blicke ihrer Schwester bemerkte, und ließ Sydney dadurch immer öfter erröten. Elias und Aragon dagegen fanden die eindeutige Schwärmerei alles andere als süß. Besonders Elias missfielen die Blicke seiner Sitznachbarin, und jedes Mal, wenn er diese bemerkte, verschlechterte sich seine Laune – bis zur Unerträglichkeit. Des Öfteren wurde er mürrisch oder zickig und nervte Sydney mit abfälligen Sprüchen, die häufig gegen den gut aussehenden Anthony gerichtet waren.
    Elias’ Eifersucht war kaum zu übersehen.
    Die ganze Woche hindurch arbeitete Sydney an ihrem Gedicht, das sie für den Dichterkursus vorbereiten musste. Es war eine schöne Hausaufgabe, der sie so viel Zeit opferte wie keiner Schulaufgabe zuvor in ihrer bisherigen Schullaufbahn. Letztendlich erfreute sie sich eines Gedichtes, das ihrer Meinung nach sowohl das Herz berührte als auch die Hörorgane der Zuhörer mit wohlklingenden Reimen verwöhnte. Sie war stolz auf ihr Werk, fürchtete sich jedoch davor, dieses der Klasse vorzutragen, da sie die Reaktion ihrer Mitschüler nicht einschätzen konnte. Sie war gespannt darauf, die Gedichte der anderen zu hören, und freute sich insbesondere auf das Gedicht des geheimnisvollen Anthony.
    In der Mittagspause fing Aragon an, von Anthonys Bruder Jeremy zu sprechen – wie immer mit einem Hauch Verachtung in der Stimme.
    „Er hat sich in die Schulmannschaft eingeschrieben. Er denkt, dass er uns gewachsen ist. Der Mistkerl wird sich noch wundern, mit wem er es zu tun hat. Rugby ist ein Sport für richtige Kerle und nicht für verweichlichte Waschlappen wie diesen Jeremy.“ Sydney teilte die Meinung des blonden Aragon nicht. Weder konnte sie sich erklären, weshalb Jeremy ein Mistkerl sein sollte, noch war sie der gleichen Meinung, was die Robustheit ihres neuen Mitschülers anging. Auf sie machten sowohl Anthony als auch sein Bruder alles andere als einen verweichlichten Eindruck. Sie behielt jedoch ihre Gedanken für sich, um keine unnötige Diskussion vom Zaun zu reißen.
    Die ständigen Sticheleien der Winson-Brüder fand Sydney mit der Zeit unangemessen und versuchte, sie zu überhören. Umso erleichterter war sie, als der laute Gong ertönte und sie von der Mittagspause befreite. Der lang ersehnte Dichterkursus wartete auf sie.
    Anthonys Schweigsamkeit hatte sich auch nach einer Woche in der neuen Schule nicht gelöst. Er war immer noch verschlossen, redete nur, wenn es unbedingt sein musste, und vorwiegend nur mit seinem Bruder. Er versuchte nicht, auf jemanden zuzugehen, auch nicht auf seine Mitschüler, und hielt es wohl für unnötig, Freundschaften zu schließen. Doch was Sydney am meisten störte, war seine kalte Schulter, die er ihr ständig zeigte, und seine hartnäckige Art, sie ohne ersichtlichen Grund zu ignorieren. Nun saß er wieder schweigsam auf seinem Stuhl und starrte den Boden an.
    Mrs. Gardens schrille Stimme riss Sydney aus ihren Gedanken. Wie üblich eröffnete sie ihre Unterrichtsstunde mit einer Begrüßung, einer ausgiebigen Seligpreisung aller Teilnehmer und dem Ausdruck ihres Stolzes auf das große Interesse der Schüler an ihrer Veranstaltung.
    „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, euch alle hier wiederzusehen!“ Die Betonung lag auf dem Wort „alle“. Dass der für die meisten Schüler eher langweilige Kursus sich normalerweise nach einigen Wochen lichtete und sich die Anzahl der hartnäckigsten Teilnehmer auf etwa zwei bis drei Schüler reduzierte, war wohl eher die Regel als eine Ausnahme. „Und auf unsere heutige Stunde freue ich mich am meisten. Ich hoffe sehr, dass ihr viel Spaß beim Verfassen eures Gedichtes hattet, und ich bin äußerst gespannt darauf, eure Werke anhören zu dürfen“, fuhr Mrs. Garden in ihrer lobselbigen Tonart fort.
    Sydney warf einen kurzen Seitenblick auf Anthony und staunte nicht schlecht, als sie ihn hastig in seiner Tasche herumkramen sah. Im nächsten Augenblick holte er seinen Notizblock heraus und legte ihn sich auf den Schoß. Es war ein lustiger Anblick, einen so breit gebauten und sportlichen jungen Mann zu sehen, der mit gefalteten Händen mit einem kleinen Notizblock auf dem Schoß da saß und gespannt den Worten seiner Lehrerin lauschte. Ein leises Kichern kam aus Sydneys Mund. Es war so unerwartet, dass sie selbst

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