Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
gebracht«, warf Clary ein. »Er ist nicht eingedrungen.«
»Das sind nur Feinheiten«, sagte Raphael und grinste trotz des Messers an seiner Kehle. »Außerdem: Glaubt ihr denn, wir hätten die Gerüchte nicht gehört, die Nachricht, die sich so rasch durch die Schattenwelt verbreitet hat wie Blut durch Adern fließt? Valentin ist zurück. Es wird bald kein Abkommen mehr geben und auch kein Bündnis mehr.«
Jace riss seinen Kopf hoch. »Wo hast du das gehört?«
Raphael runzelte verächtlich die Stirn. »Die ganze Schattenwelt weiß das. Erst vor einer Woche hat er einen Hexenmeister dafür bezahlt, eine Horde Ravener zu beschwören. Valentin hat seine Forsaken auf die Suche nach dem Kelch der Engel geschickt. Wenn er ihn findet, wird es keinen Scheinfrieden mehr zwischen uns geben, nur noch Krieg. Kein Gesetz wird mich daran hindern, dir mitten auf der Straße das Herz rauszureißen, Schattenjäger …«
Clary reichte es: Sie rammte Lily mit der Schulter aus dem Weg, stürzte sich auf Elliot und riss ihm Simon aus der Hand. Blitzschnell rannte Simon ihren Ärmel hinauf, krallte sich verzweifelt an dem Stoff fest.
»Ist ja gut«, flüsterte sie, »ist ja gut.« Obwohl sie genau wusste, dass das nicht stimmte. Sie drehte sich um, wollte wegrennen und spürte, wie Hände nach ihr griffen, um sie festzuhalten. Sie zappelte und wand sich, konnte sich aber nicht mit aller Gewalt aus Lilys Umklammerung befreien, deren knochige Spinnenfinger mit den schwarzen Nägeln ihre Jacke festhielten, weil sie fürchtete, Simon dabei zu verlieren, der sich mit Zähnen und Klauen an ihrem Kleid festkrallte. »Lass mich los!«, schrie Clary, trat nach der Vampirin und traf sie mit voller Wucht. Lily heulte vor Wut und Schmerz auf und schlug Clary derart heftig ins Gesicht, dass ihr Kopf zurückflog.
Clary taumelte, fing den Sturz aber gerade noch ab. Sie hörte Jace ihren Namen rufen und drehte sich zu ihm um. Er hatte Raphael losgelassen und rannte auf sie zu. Clary versuchte, zu ihm zu gelangen, wurde aber an den Schultern von Jacob festgehalten, der seine Finger tief in ihre Haut grub.
Clary schrie auf … doch ihr Schrei wurde von einem noch lauteren Kreischen übertönt, als Jace eine der Glasphiolen aus seiner Jacke riss und den Inhalt über sie schüttete. Sie spürte, wie ihr Gesicht von der kühlen Flüssigkeit benetzt wurde, und hörte Jacob gellend schreien, als das Wasser seine Haut berührte. Rauch stieg von seinen Fingern auf, er ließ Clary los und stieß ein hohes tierisches Heulen aus. Lily stürzte zu ihm, rief seinen Namen und in dem allgemeinen Chaos spürte Clary, wie jemand ihr Handgelenk umklammerte. Sie versuchte, sich loszureißen.
»Lass das, ich bin’s«, stieß Jace keuchend hervor.
»Oh!« Einen kurzen Moment entspannte sie sich, erstarrte dann aber erneut, als sie eine vertraute Gestalt drohend hinter Jace aufragen sah. Sie schrie, woraufhin Jace sich duckte und genau in dem Moment umdrehte, als Raphael ihn mit gefletschten Zähnen und raubtierhaft wie eine Katze ansprang. Seine Eckzähne erfassten Jace’ Hemd an der Schulter und rissen den Stoff in Streifen, während Jace ins Wanken geriet. Raphael krallte sich an ihm fest wie eine Spinne an ihrer Beute. Seine spitzen Zähne zielten auf Jace’ Kehle. Fieberhaft tastete Clary in ihrem Rucksack nach dem Dolch, den Jace ihr gegeben hatte …
Im nächsten Moment flitzte eine kleine braune Gestalt über den Boden, schoss zwischen Clarys Füßen hindurch und stürzte sich auf Raphael.
Dieser kreischte auf. Simon hing an seinem Unterarm und hatte seine scharfen Rattenzähne tief in das Fleisch des Vampirs geschlagen. Raphael ließ Jace los und schlug wie wild um sich; das Blut spritzte aus seinem Arm, während er eine Flut spanischer Flüche ausstieß.
Jace starrte mit offenem Mund auf das Bild, das sich ihm bot. »Heiliger Strohsack …«
Doch plötzlich richtete Raphael sich auf, riss die Ratte von seinem Arm und schleuderte sie auf den Marmorboden. Vor Schmerz quiekte Simon einmal kurz auf und zischte dann zu Clary zurück. Sie bückte sich, nahm ihn hoch und drückte ihn behutsam an ihre Brust, um ihm nicht wehzutun. Sie konnte sein winziges Herz wie wild zwischen ihren Fingern pochen fühlen. »Simon«, flüsterte sie. »Simon …«
»Dafür ist jetzt keine Zeit. Steck ihn gut weg.« Jace hatte ihren rechten Arm gepackt und hielt ihn eisern fest. In der anderen Hand schwang er die leuchtende Seraphklinge. »Komm mit.«
Er bugsierte sie an
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