Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
dann drehte Jace sich zu ihm um, als hätte er seine Anwesenheit gespürt, und Simon erkannte selbst aus dieser Entfernung die dünne weiße Narbe an seiner Kehle, direkt oberhalb des Kragens. Der Groll in seinem Herzen verblasste und wich einem anderen Gefühl.
    Jace nickte ihm kurz zu. »Bin gleich wieder da«, wandte er sich in einem Ton an Maryse, den Simon niemals seiner Mutter gegenüber angeschlagen hätte. Jace klang wie ein Erwachsener, der mit einem anderen Erwachsenen spricht.
    Maryse deutete ihr Einverständnis mit einer geistesabwesenden Handbewegung an. »Ich verstehe einfach nicht, warum das so lange dauert«, attackierte sie Magnus. »Ist das denn üblich?«
    »Der Rabatt, den ich euch eingeräumt habe, ist auch nicht gerade üblich.« Magnus klopfte mit dem Stiefelhacken gegen die Mauer. »Normalerweise verlange ich das Doppelte.«
    »Aber es geht doch nur um ein zeitweiliges Portal. Es muss uns lediglich nach Idris bringen. Und danach erwarte ich von dir, dass du es sofort wieder schließt. So lautet schließlich die Vereinbarung.« Maryse wandte sich an die Frau an ihrer Seite. »Und du bleibst hier, um sicherzugehen, dass er sich auch wirklich an die Abmachung hält, Madeleine?« 
    Madeleine. Dann war dies also Jocelyns Freundin. Aber Simon blieb keine Zeit, sie lange anzustarren - Jace hatte ihn bereits am Arm gepackt und zog ihn um die Kathedrale herum, außer Sichtweite der anderen Schattenjäger. Hier war der Weg von noch höher gewachsenem Gras und Unkraut überdeckt und dicke Ranken wucherten über die Steinplatten. Jace schob Simon hinter eine wuchtige alte Eiche, schaute sich misstrauisch in alle Richtungen um, ob ihnen auch niemand gefolgt war, und ließ ihn dann los. »Alles klar. Hier können wir reden.« 
    In dieser Ecke war es tatsächlich ruhiger; der laute Verkehrslärm der York Avenue wurde vom massiven Gebäude des Instituts deutlich gedämpft. »Du hast mich doch hierherbestellt«, stellte Simon klar. »Ich hab deine Nachricht heute Morgen an meinem Fenster gefunden. Benutzt du eigentlich nie das Telefon wie normale Leute?« 
    »Nicht, wenn ich es vermeiden kann, Vampir«, erwiderte Jace. Nachdenklich musterte er Simon, als würde er die Seiten eines Buches studieren. Auf seinem Gesicht spiegelten sich zwei widerstreitende Gefühle - eine leichte Verwunderung und etwas anderes, das Simon als Enttäuschung deutete. »Dann hat sich also nichts daran geändert: Du kannst noch immer im Sonnenschein herumspazieren. Nicht einmal die Mittagssonne versengt deine Haut.«
    »Stimmt«, sagte Simon. »Aber das wusstest du doch bereits - schließlich warst du dabei.« Er brauchte nicht zu erklären, was er mit »dabei« meinte - an Jace’ Gesichtsausdruck erkannte er, dass dieser sich ebenfalls an den Fluss erinnerte, an die Ladefläche von Lukes Pick-up, an die Sonne, die über dem Wasser aufstieg, an Clarys Aufschrei. Er erinnerte sich mindestens so gut daran wie Simon selbst.
    »Ich dachte, die Wirkung hätte vielleicht nachgelassen«, erklärte Jace, klang aber nicht so, als würde er es ernst meinen.
    »Falls ich je den Drang verspüren sollte, in Flammen aufzugehen, wirst du der Erste sein, der es erfährt.« Simon brachte gegenüber Jace nie besonders viel Geduld auf. »Also, was ist jetzt? Hast du mich etwa den ganzen Weg von Brooklyn hierherkommen lassen, nur um mich wie ein Objekt unter dem Mikroskop anzustarren? Nächstes Mal schick ich dir einfach ein Foto.«
    »Das ich mir dann rahme und auf den Nachttisch stelle«, konterte Jace sarkastisch. Allerdings klang er nicht so, als wäre er mit dem Herzen bei der Sache. »Ich habe dich aus einem bestimmten Grund hierhergebeten. So ungern ich es auch eingestehe, Vampir, aber uns beide verbindet etwas.«
    »Unglaublich tolle Haare?«, schnaubte Simon, aber auch er war im Grunde nicht an einem Schlagabtausch mit Jace interessiert. Irgendetwas an dessen Gesichtsausdruck bereitete ihm zunehmend Unbehagen.
    »Clary«, sagte Jace.
    Darauf war Simon nicht vorbereitet. »Clary?«, fragte er völlig überrumpelt.
    »Clary«, wiederholte Jace. »Du weißt schon: klein, rothaarig, aufbrausend.«
    »Ich wüsste nicht, wieso Clary etwas sein sollte, das uns verbindet«, erwiderte Simon, obwohl er genau wusste, was Jace meinte. Trotzdem war dies kein Thema, über das er sich mit Jace unterhalten wollte, weder jetzt noch zu einem zukünftigen Zeitpunkt. Gab es nicht irgendeine Art von Kodex, der Gespräche wie dieses unter Männern ausschloss -

Weitere Kostenlose Bücher