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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ärmeln sowie einer silbergrauen Schleppe, die hinter ihr über den Boden glitt. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt und mit einer edelsteinbesetzen Spange fixiert. Wilhelm trug seine cremefarbene Paradeuniform mit schwarzer Weste, dazu eine orangefarbene Schärpe, an der der goldbeschlagene Säbel befestigt war. Orden, Schulterklappen, schwarz polierte Stiefel sowie die obligatorische Pickelhaube – es war ein gewohntes Bild.
    Kaum war das Herrscherpaar auf dem obersten Treppenabsatz erschienen, brandeten Jubel und Applaus auf.
    Fritz Ferdinand wedelte mit den Armen und lenkte die Aufmerksamkeit des Herrscherpaares auf sich.
    Â»Seine Majestät, hier herüber! Ein Foto für die Berliner Morgenpost , wenn Sie so freundlich wären.«
    Wilhelm drehte seinen Kopf und erblickte die aufgestellte Kamera. Sein mit viel Pomade hochgezwirbelter Schnauzbart glänzte in der Sonne. Der Monarch hob huldvoll die Hand und winkte ihm zu. Dann stupste er seine Gattin an, die sich daraufhin ebenfalls der Kamera zuwandte.
    Fritz Ferdinand gab Alfons das Zeichen, tauchte hinter dem Verdunkelungstuch seiner Kamera ab und drückte den Auslöser. In diesem Moment ertönte ein unerwarteter Knall.
    Fritz Ferdinand schnellte hinter der Kamera hervor. War etwas mit dem Blitzpulver nicht in Ordnung? Mehr als ein Zischen durfte es normalerweise nicht von sich geben. Er wollte Alfons fragen, was da los war, als er sah, wie der Kaiser zusammensackte. Die Pickelhaube fiel scheppernd zu Boden, Wilhelm sank auf die Knie. Die Menge hielt den Atem an. Auguste Viktoria wollte sich gerade zu ihrem Gatten herunterbeugen, als ein zweiter Knall ertönte. Die Kaiserin wirbelte herum und fiel neben ihren Mann. Auf ihrer Brust erschien ein roter Fleck.
    Lähmende Stille breitete sich aus. Die Leibgardisten, die bis jetzt reglos dagestanden hatten, stürmten herbei und schirmten das Kaiserpaar mit gezogenen Waffen ab.
    In diesem Moment erklang von der anderen Seite des Platzes ein Schrei. Ein Mann mit Hut und langem Mantel schleuderte einen Packen Flugblätter in die Luft. »Tod der Monarchie. Nieder mit den Imperialisten! Alle Macht den Sozialdemokraten.« Im Gestöber der herniedersinkenden Blätter tauchte der Mann ab.
    Einen Moment lang hielt die Stille noch an, dann strömten die Menschen schreiend und Schutz suchend auseinander. Es war, als habe man einen Böller in einen Hühnerstall geworfen. Berittene Gendarmen versuchten, die Situation unter Kontrolle zu bringen, doch in dem Chaos war jede Mühe umsonst. Fritz Ferdinand stand mit weit aufgerissenen Augen auf dem Steinsockel, umgeben von der panischen Menschenmenge. Nur ein paar Meter entfernt hatte sich ein Junge mit kurzen Hosen und Matrosenmütze von der Hand seiner Mutter losgerissen und rannte geradewegs zwischen die Beine eines Dragoners. Das Pferd scheute und wieherte und stieg dann auf die Hinterbeine. Der Reporter zögerte keine Sekunde, stürmte hinter dem Jungen her und rettete ihn vor den Hufen des ausschlagenden Pferdes. Er brachte den Jungen wohlbehalten zu seiner Mutter zurück, die jedoch kaum mehr als ein ängstliches Schluchzen zuwege brachte.
    Während unten die Gendarmen fieberhaft nach dem Attentäter fahndeten, bemühten sich die Leibgardisten oben auf der Treppe um das Leben des Kaiserpaars.
    Einer von ihnen stand auf und schrie: »Ein Arzt! Wir brauchen einen Arzt! Ist ein Sanitäter unter den Anwesenden? Wir brauchen Hilfe.«
    Zwei Männer meldeten sich und wurden nach oben geführt.
    Fritz Ferdinand versuchte, seine Kamera in Sicherheit zu bringen, wurde jedoch von zwei Uniformierten gepackt und auf die Seite gezerrt.
    Â»He, lasst mich in Ruhe, ich muss meine Kamera …«
    Â»Schnauze halten, Bürschchen. Keine Bewegung.«
    Â»Was soll das heißen? Ich bin Reporter der Berliner Morgenpost . Hier in meiner Innentasche steckt mein Presseausweis.«
    Die Gendarmen schleuderten den Reporter auf den Boden, bogen ihm den Arm hinter den Rücken und rissen seine Ausweispapiere aus der Innentasche seiner Jacke. Voller Verzweiflung musste Fritz Ferdinand mitansehen, wie seine Kamera auf das Kopfsteinpflaster geschleudert und mit Fußtritten bearbeitet wurde. Das Gehäuse zerbrach, während der eine der beiden Kerle das Innere nach verdächtigen Bauteilen untersuchte. Nach einer Weile gab er auf. »Nichts zu finden, Herr Oberst. Scheint eine ganz normale Kamera zu

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