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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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sagte Tom. »Wenn ich zurückkomme.« Falls ich zurückkomme.
    »Ich werde Sie daran erinnern«, sagte Archer. Eine Pause entstand. Und er fügte hinzu: »Tja, dann viel Glück. Wenn Sie das brauchen können.«
    »Schon möglich, dass ich ein wenig davon nötig habe«, gab Tom zu.
    Er legte den Telefonhörer auf, ließ die Rolläden herunter, knipste das Licht aus und kehrte der Welt den Rücken.

 
    TEIL ZWEI
    GESPENSTER
     
    7
    Viele Jahre lang war der Zeitreisende tot.
    Ben Colliers Tod war nicht vollständig, aber er war nicht weniger als der Tod. Die Waffe des Eindringlings hatte seinen Schädel geöffnet und einen großen Teil seines Gehirns als blutigen Regen über die Wiese verstreut. Sein Herz hatte noch eine krampfartige Pumpbewegung ausgeführt, dann etwa dreißig Sekunden lang geflimmert, als wilde Impulse von seinem traumatisierten Hirnstamm ausstrahlten, dann war es erstarrt und stellte nicht mehr dar als einen Klumpen statischen Gewebes in seiner sich abkühlenden Brusthöhle.
    Überall in seinem Körper wurden Schutzsysteme in ihrer Funktion gestört und schalteten sich ab. Den Kreislauf stützende Hilfspumpen reagierten auf das Versagen seines Herzens, dann streikten auch sie, als der Blutdruck unter funktionsfähige Grenzen absank. Er vollführte für fast eine Minute tiefe, mühsame Atemzüge – ähnlich einem tiefen Gähnen. Die Lungen waren das letzte umfangreichere System, das seine unabhängige Funktion einstellte, und sie taten es mit einem abschließenden resignierenden Seufzer. Mittlerweile begann der Körper bereits abzukühlen.
    Nanomechanismen waren durch das gerinnende Blut in seinen Arterien gefangen. Unter Sauerstoffmangel leidend, sendeten sie Notsignale aus und schalteten sich ebenfalls nacheinander ab.
    Billy Gargullo schleifte den Körper in den Wald und ließ ihn in einem verlassenen Holzschuppen unter einem Haufen modriger Zeitungen zurück. Den Verfall beschleunigende Organismen – im regenfeuchten Wald reichlich vorhanden – stürzten sich sofort auf die Leiche.
    Billy eilte zum Haus zurück. Als er dort eintraf, hatte er die kybernetischen Helfer mit einem Impuls elektromagnetischer Strahlung völlig verwirrt. Nun löste er einen zweiten Impuls aus, damit sie ihm den Weg frei machten. Er verharrte für einen Moment in der Küche und zog seine Zusatzgedächtnisse zurate, um sich einen ungefähren Eindruck von seinem Aufenthaltsort zu verschaffen. Amerika, Nordwesten, Pazifikküste – gekennzeichnet durch eine ausgesprochen dichte Biomasse an Wald, die ihn erschreckte und ihm Angst machte – irgendwann nach 1970, zu nahe dem Albtraum, den er hinter sich gelassen hatte. Er wollte einen wirkungsvolleren Puffer, selbst wenn es für ihn ein größeres Risiko bedeutete. Er kehrte in den Keller zurück und betätigte die versteckten Kontrollen des Tunnels, wie die sterbende Frau es ihn gelehrt hatte. Der Zielort war verhältnismäßig unwichtig. Er brauchte einen Ort, wo er sich verstecken konnte. Er würde fliehen, er würde sich verstecken, er würde niemals aufgestöbert werden, und er würde nie zurückkehren.
    Das war sein gesamter Plan. Sein einziger Plan. Der einzige Plan, den er brauchte.
    Billys EM-Impulse störten den Fernseh- und Radioempfang in der Stadt Belltower und in zwei benachbarten Counties. An der Post Road war die Wirkung am heftigsten und erschreckendsten. Peggy Simmons, die Witwe, die eine Viertelmeile von dem Haus entfernt wohnte, in das Tom Winter später einziehen sollte, sah zu ihrer Verblüffung, wie ihr Zenith-Farbfernseher einen grellen blauen Blitz abgab, während die Bildröhre sich zu einem unheilvollen rissigen Grau verfärbte. In diesem Sommer des Jahres 1979 musste sie für die Reparatur fast dreihundert Dollar bezahlen – die Garantiefrist für den Fernseher war gerade erst abgelaufen. Sie bezahlte die Rechnung, machte jedoch den Angestellten bei Belltower Audiovideo darauf aufmerksam, dass das Crosley-Gerät, das sie 1960 gekauft hatte, fünfzehn Jahre funktioniert hatte, wobei nur ab und zu eine Röhre ausgetauscht werden musste, und dass die Herstellungsqualität gesunken war, während die Reparaturpreise in die Höhe geschnellt waren, aber mit so etwas sei ja zu rechnen gewesen, nicht wahr – man brauchte sich nur anzusehen, in welchem Zustand die Welt sich befand. Der Techniker nickte nur und zuckte die Achseln. Wahrscheinlich hatte sie recht. Er hatte in letzter Zeit ziemlich viele Reparaturen auszuführen.
    Die Häufung elektrischer

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