City of Death - Blutfehde (German Edition)
Zwischenzeit meine Sachen zusammen, konnte den BH aber nicht mehr gebrauchen, da er in der Mitte durchgerissen war. Komisch, ich konnte mich nicht erinnern, ihn zerrissen zu haben. Meine Klamotten rochen nach Angst und Schweiß, aber das war mir im Moment egal. Duschen konnte ich später, die Hauptsache war, dass ich nicht mehr nackt durch die Gegend lief. Meine Waffe fand ich unter den Trümmern des Familienbusses und steckte sie in den hinteren Hosenbund. Ich rief Louis, den stellvertretenden Geschäftsführer, an und berichtete ihm von den Ereignissen. Als Stellvertreter war er sich darüber im Klaren, wer unsere Kunden waren. Bei den Mitarbeitern sah das schon anders aus, da sie die Vampire ja nur am Telefon beraten mussten, während ich hingegen für die persönlichen Treffen zuständig war.
Louis trug das Ganze mit Fassung und bot sogar an vorbeizuschauen, aber ich lehnte ab. Er solle den Sonntag genießen und sich erholen. Nach meinem Vater war er nämlich der größte Workaholic überhaupt und hatte mit zweiunddreißig Jahren mehr graue Strähnen als gesund war. Als ich das Handy zuklappte, war auch Will mit dem Telefonieren fertig und winkte mich zu sich.
»Wir haben Glück, dass wir Sonntag haben. So hat das Team genügend Zeit, die Schäden zu beseitigen.«
»Wer informiert die vielen Besitzer der zertrümmerten Wagen?«, fragte ich und schaute mich in der Tiefgarage um. Es würden einige sein. Ich gab Will die Jacke wieder, bereute es aber sofort, weil ich nur ein weißes Shirt trug und es doch etwas kühl in der Garage war.
»Auch darum werden sich meine Leute kümmern, und die Jacke kannst du ruhig noch ein wenig behalten, du scheinst zu frieren«, antwortete er mit einem demonstrativen Blick auf die fragwürdigen Körperteile. Er gab mir die Jacke zurück und wandte sich an einen seiner Männer. Was er ihm zuraunte, bekam ich aber nicht mit, weil mir die Schamröte ins Gesicht gestiegen war und ich ihn innerlich aufs Übelste beschimpfte. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Dass er für die Sicherheit unserer Firma zuständig war und sich gut mit meinem Vater verstand, gab ihm noch lange nicht das Recht, auf meine Brüste zu starren. Arschloch! Sein Blick glitt zu mir, als hätte ich es laut ausgesprochen.
»Warum bist du so zornig? Stimmt etwas nicht?«
Ich wusste nicht, ob er die Frage ernst meinte oder mich zum Narren hallten wollte, also antwortete ich vorsichtshalber gar nicht. Man durfte sich einem Vampir nie unterwerfen, sonst betrachtete er einen als Eigentum. Das hatte mir mein Vater früh beigebracht. »Ich würde jetzt gern nach Hause und mich duschen.«
»Das brauchst du nicht, du wirst vorerst bei mir wohnen.«
Ich zog eine Grimasse. »Das soll wohl ein Witz sein! Ich werde nirgendwohin gehen, außer nach Hause.«
»Wo der Attentäter, wenn er auch nur ein Funken Verstand besitzt, auf dich warten wird«, unterbrach er mich.
Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um seinem Blick zu begegnen, und funkelte ihn böse an. »Ich kann auch im Hotel schlafen, du brauchst dir also keine Mühe zu machen.«
Will klang ungeduldig, als er erklärte. »Sieh mal …«, doch ich unterbrach ihn.
»Jetzt hör mir mal zu. Vor deinen Vampirfreunden kannst du gerne den Obermacker raushängen lassen, aber ich lasse mir von niemandem etwas vorschreiben, es sei denn, er heißt Terry Olsen und ist zufällig auch noch mein Vater.«
Will schaute auf meinen Finger, den ich ihm an die Brust gesteckt hatte, und hob auffordernd die Brauen. Sofort nahm ich meinen Finger weg, denn die meisten Vampir reagierten oftmals sehr empfindsam gegenüber Drohungen, waren sie auch sonst noch so freundlich.
Doch Will schien es mir nicht übel zu nehmen, stattdessen zuckten seine Mundwinkel, als hätte ich etwas Lustiges getan. »So, so«, murmelte er und tippte auf seinem Handy herum.
Zu spät wurde mir klar, wen er da anrief, und als sich mein Vater auch schon meldete, fuchtelte ich wild mit den Händen herum. Auf keinen Fall wollte ich ihm von der Sache erzählen. Er machte sich ohnehin schon zu viele Sorgen um mich, da sollte er nicht auch noch erfahren, dass jemand nach meinem Leben trachtete. Ich bedeutete Will, dass er sterben würde, wenn er ihm auch nur ein Wort erzählte, doch er beachtete mich gar nicht. In kurzen Sätzen schilderte er den Vorfall, und ich konnte meinen Vater deutlich zischen hören. Ein eindeutiges Zeichen, dass er besorgt war. Er verlangte nach mir, und Will gab mir das
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