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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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dachte Clary sofort und schlüpfte hinter einen parkenden Wagen, als Sebastian die Straße überquerte. Wir sind in Paris.
    Eigentlich war das Ganze eine Ironie des Schicksals: Sie hatte sich immer gewünscht, nach Paris zu reisen und die Stadt mit jemandem zu erkunden, der sich dort auskannte. Sie hatte durch die Straßen laufen, die Seine sehen und die Bauwerke malen wollen. Aber so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hätte nicht gedacht, dass sie einmal Sebastian verfolgen würde, über den Boulevard Saint Germain, vorbei an einem leuchtend gelben Postamt, durch eine Allee, deren Bars inzwischen geschlossen hatten und in deren Rinnstein haufenweise leere Bierflaschen und Zigarettenstummel herumlagen.
    Irgendwann marschierte Sebastian durch eine schmale, von Wohnhäusern gesäumte Straße und blieb vor einem der Gebäude stehen. Auch Clary hielt abrupt inne und drückte sich flach an eine Häuserwand. Sie beobachtete, wie Sebastian einen Zugangscode in ein Kästchen neben der Eingangstür tippte. Dabei prägte sie sich die Bewegungen seiner Finger genau ein. Dann ertönte ein Klicken, die Tür sprang auf und Sebastian schlüpfte hindurch. Als die Tür wieder ins Schloss fiel, sprintete Clary los, tippte denselben Code ein – X235 – und wartete auf das leise, brummende Geräusch, das bedeutete, dass die Tür nicht länger verriegelt war. Als das Summen schließlich ertönte, war Clary sich nicht sicher, ob sie erleichtert oder überrascht sein sollte. Das Ganze war zu einfach.
    Einen Augenblick später stand sie in einem rechteckigen Innenhof, der an allen Seiten von ganz gewöhnlichen Gebäuden flankiert wurde. Durch mehrere offene Türen konnte Clary drei Treppenhäuser erkennen. Sebastian hatte sich allerdings in Luft aufgelöst.
    Dann war das Ganze also doch nicht so einfach.
    Vorsichtig setzte Clary einen Fuß in den Innenhof; ihr war klar, dass sie damit den Schutz des Häuserschattens verließ und hinaus ins Freie trat, wo man sie sehen konnte. Noch dazu klarte der Morgenhimmel über ihr mit jeder Minute weiter auf. Bei dem Gedanken daran, ohne Deckung zu sein, stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Daher tauchte sie hastig in den Schatten des ersten Treppenhauses.
    Die Stiege war schmucklos: Abgewetzte Holzstufen führten nach oben und unten. Gegenüber dem Eingang hing ein billiger Spiegel, in dem Clary ihr eigenes, blasses Gesicht sehen konnte. Und ein penetranter Geruch von fauligem Abfall hing in der Luft. Clary fragte sich einen Moment, ob sie sich wohl in der Nähe der Mülltonnen befand, ehe ihr übermüdeter Verstand endlich schaltete und sie erkannte, dass der Gestank von der Anwesenheit von Dämonen zeugte.
    Ihre erschöpften Muskeln begannen zu zittern, aber sie ballte die Hände zu Fäusten. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie keine einzige Waffe bei sich trug. Doch dann holte sie ein paarmal tief Luft und stieg die Treppe hinunter.
    Der Gestank nahm von Stufe zu Stufe zu, während die Sicht immer schlechter wurde. Clary wünschte, sie hätte ihre Stele dabei, um sich mit einer Nachtsicht-Rune auszustatten. Aber das ließ sich jetzt wohl nicht mehr ändern. Vorsichtig folgte sie der Treppe, die spiralförmig nach unten führte. Als sie plötzlich in irgendeine klebrige Lache trat, war sie fast dankbar für den Mangel an Licht. Sie klammerte sich an das Geländer und versuchte, durch den Mund zu atmen. Die Dunkelheit wurde immer undurchdringlicher, bis Clary sich nur noch blind die Stufen hinabtastete; dabei schlug ihr Herz so laut, dass sie schon fürchtete, man würde sie hören. Die Straßen von Paris, die normale Welt – all das schien Lichtjahre entfernt zu sein. Hier unten gab es nur noch die Dunkelheit und sie selbst … und die Treppe, die immer weiter in die Tiefe führte.
    Endlich tauchte in der Ferne ein Licht auf, ein winziger Punkt, wie die Spitze eines aufflammenden Streichholzes. Clary drängte sich enger an das Geländer und schlich geduckt weiter, während das Licht heller wurde. Inzwischen konnte sie wieder ihre Hand erkennen und die Konturen der Treppe unter ihr. Es fehlten nur noch ein paar Stufen bis zum Ende. Schließlich erreichte sie den Boden und schaute sich rasch um.
    Jede Ähnlichkeit mit einem herkömmlichen Mietshaus war verschwunden. Irgendwann während des Abstiegs musste sich die Holztreppe in Steinstufen verwandelt haben. Clary stand nun in einem kleinen gemauerten Raum. Eine Fackel an einer der Wände flackerte in einem unheimlichen grünlichen

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