City of Lost Souls
Licht; der Fußboden bestand aus glatt geschliffenem Felsgestein, in das seltsame Symbole gemeißelt waren. Vorsichtig ging Clary um die Zeichen herum, während sie den Raum durchquerte, um zum einzigen anderen Ausgang zu gelangen: einem steinernen Torbogen, in dessen Scheitelpunkt ein menschlicher Schädel zwischen zwei gewaltigen gekreuzten Äxten prangte.
Durch den Bogen drangen gedämpfte Stimmen. Sie waren zwar zu weit entfernt, um einzelne Worte auszumachen, aber es handelte sich eindeutig um Stimmen. Hier entlang, schienen sie zu sagen. Folge uns .
Schweigend starrte Clary zum Totenschädel hinauf; seine leeren Augenhöhlen schienen spöttisch auf sie herabzublicken. Clary fragte sich, wo sie war – lag über ihr immer noch Paris oder hatte sie eine völlig andere Welt betreten, so wie beim Besuch der Stadt der Stille? Ihre Gedanken kehrten zu Jace zurück, den sie schlafend zurückgelassen hatte … in einem scheinbar anderen Leben.
Sie tat das alles für ihn, ermahnte sie sich – um ihn zurückzugewinnen. Entschlossen trat sie durch den Torbogen in den dahinterliegenden Gang und presste sich instinktiv an die Wand. Auf diese Weise schlich sie geräuschlos weiter, den Stimmen entgegen, die lauter und lauter wurden. Im Gang war es dämmrig, aber nicht vollkommen dunkel. Alle paar Meter brannte eine weitere dieser grünlichen Fackeln, die einen verkohlten Geruch verbreiteten.
Plötzlich öffnete sich ein Durchgang in der Wand links von Clary und die Stimmen schwollen an.
»… nicht wie sein Vater«, krächzte eine Stimme, so rau wie Schleifpapier. »Valentin hätte sich überhaupt nicht mit uns abgegeben. Er hätte uns alle zu Sklaven gemacht. Aber der hier … der wird uns diese Welt übergeben.«
Mit äußerster Vorsicht spähte Clary um die Ecke des Durchgangs.
Der dahinterliegende Raum war kahl, mit glatten Steinwänden und ohne jegliches Mobiliar. Eine Gruppe von Dämonen stand in der Raummitte – echsenartige Wesen mit ledriger grünbrauner Haut, aber sechs tentakelähnlichen Beinen, die ein trockenes, raschelndes Geräusch auf dem Boden erzeugten. Schwarze Facettenaugen ragten aus den knollendicken Köpfen hervor.
Clary musste schlucken. Der Anblick erinnerte sie an den Ravener – den ersten Dämon, den sie in ihrem Leben zu sehen bekommen hatte. Irgendetwas an der grotesken Mischung aus Echse, Insekt und Außerirdischem drehte ihr den Magen um. Sie drückte sich noch enger an die Wand und lauschte angespannt.
»Das heißt, sofern man ihm trauen kann.« Es ließ sich schwer sagen, welcher der Dämonen gerade sprach. Ihre Beine waren in ständiger Bewegung und hoben und senkten ihre bauchigen Rümpfe. Sie schienen keine Lippen, sondern Büschel kleinerer Tentakeln zu besitzen, die beim Reden vibrierten.
»Die Große Mutter hat ihm vertraut. Er ist ihr Kind.«
Sebastian. Natürlich sprachen sie von Sebastian.
»Aber er ist auch ein Nephilim. Und die sind unsere größten Feinde.«
»Sie sind auch seine Feinde. Schließlich trägt er Liliths Blut in sich.«
»Aber derjenige, den er als seinen Gefährten bezeichnet, trägt das Blut unserer Feinde in sich. Er gehört zu den Engeln.« Das letzte Wort wurde mit so viel Hass ausgestoßen, dass Clary es fast wie einen Schlag ins Gesicht empfand.
»Liliths Kind hat uns versichert, dass er ihn vollständig in der Hand habe, und er scheint in der Tat sehr gehorsam zu sein.«
Einer der Dämonen stieß ein trockenes, eigentümlich knackendes Lachen aus. »Ihr jungen Dinger macht euch viel zu viel Sorgen. Die Nephilim haben uns diese Welt zu lange vorenthalten. Sie ist voll von Schätzen. Wir werden sie aussaugen und in Schutt und Asche zurücklassen. Und was den kleinen Engelsknaben betrifft: Er wird als Letzter seiner Art sterben. Wir werden ihn auf einem Scheiterhaufen verbrennen, bis er zu goldenen Gebeinen verglüht.«
Ohnmächtige Wut kochte in Clary hoch und sie schnappte nach Luft – ein winziges Geräusch, aber dennoch ein Geräusch. Der Dämon, der ihr am nächsten stand, hob ruckartig den Kopf. Einen Moment erstarrte Clary, wie gefangen im funkelnden Blick seiner spiegelnden schwarzen Augen.
Dann wirbelte sie herum und lief los. Stürmte in Richtung Torbogen und Treppenhaus zurück, um hinauf in die Dunkelheit zu fliehen. Hinter ihr wurde es laut, das wütende Kreischen der Kreaturen und eine Sekunde später das Rutschen und Rascheln ihrer Beine, als sie die Verfolgung aufnahmen. Hektisch warf Clary einen einzigen Blick über die
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