City of Lost Souls
erkennen, dass sie lachte – trotz des ganzen Bluts. »Das hab ich gebraucht, einen guten Kampf. Jetzt fühl ich mich gleich viel lebendiger, kleiner Nephilim. Eigentlich sollte ich dir danken.«
»Du kannst mir danken, indem du mir meine Frage beantwortest«, erwiderte Alec keuchend. »Oder ich werde dich einäschern. Ich habe keine Lust mehr auf deine Spielchen.«
Camilles Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. Die Wunden in ihrem blutverschmierten Gesicht waren bereits verheilt. »Es gibt keinen Weg, dich unsterblich zu machen. Jedenfalls nicht ohne den Einsatz von Schwarzer Magie oder durch deine Verwandlung zum Vampir – und diese Optionen hast du ja bereits abgelehnt.«
»Aber du hast doch gesagt … du hast gesagt, es gäbe noch eine andere Möglichkeit, wie Magnus und ich zusammen sein könnten … «
»Oh, ja, natürlich, die gibt es.« Camilles Augen funkelten. »Du magst zwar nicht in der Lage sein, dich selbst unsterblich zu machen, kleiner Nephilim – zumindest nicht zu den Bedingungen, die dir angenehm wären. Aber du kannst Magnus seine Unsterblichkeit nehmen.«
Clary saß in ihrem Zimmer in Lukes Wohnung, einen Stift in der Hand, einen Bogen Papier auf dem Schreibtisch vor sich. Die Sonne war bereits untergegangen und die Schreibtischlampe warf ihr helles Licht auf eine Rune, an der Clary gerade zu arbeiten begonnen hatte.
Die Idee dazu war ihr auf dem Heimweg gekommen, in einem Abteil der Linie L, als sie aus dem Fenster gestarrt hatte. Es war eine völlig neue Rune, die sich mit nichts aus dem Grauen Buch vergleichen ließ – also war Clary von der Haltestelle nach Hause gestürmt, solange sie das Bild noch deutlich vor Augen hatte, hatte die Fragen ihrer Mutter abgewiegelt, sich in ihr Zimmer verzogen und hastig zu Papier und Bleistift gegriffen …
Als kurz darauf jemand leise an der Tür klopfte, schob Clary das Papier mit der angefangenen Runenzeichnung rasch unter ein leeres Blatt, und eine Sekunde später kam ihre Mutter auch schon ins Zimmer.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Jocelyn und hielt abwehrend eine Hand hoch, als Clary zu protestieren begann. »Du willst in Ruhe gelassen werden. Aber Luke hat gekocht und du musst etwas essen.«
Clary warf ihrer Mutter einen skeptischen Blick zu: »Das Gleiche gilt für dich.« Genau wie sie selbst neigte auch Jocelyn dazu, bei Stress jeglichen Appetit zu verlieren. Ihre Wangen wirkten inzwischen ziemlich eingefallen. Eigentlich hätte ihre Mutter jetzt Vorbereitungen für ihre Flitterwochen treffen sollen, die Koffer packen und sich auf eine tolle Reise an einen schönen, weit entfernten Ort freuen. Doch die Hochzeit war auf unbestimmte Zeit verschoben und Clary konnte durch die Wand hören, wie ihre Mutter nachts weinte. Clary kannte diese Tränen nur zu gut: Sie entsprangen einer Mischung aus Wut und Gewissensbissen – einem Gefühl, das einem sagte: Das ist alles nur meine Schuld .
»Ich werde etwas essen, wenn du auch einen Happen isst«, bot Jocelyn nun an und zwang sich zu einem Lächeln. »Luke hat Nudeln gekocht.«
Langsam drehte Clary sich auf ihrem Stuhl um. Dabei neigte sie ihren Körper bewusst so zur Seite, dass ihre Mutter nicht auf den Schreibtisch sehen konnte. »Mom«, setzte sie an. »Ich wollte dich mal was fragen.«
»Worum geht’s?«
Clary knabberte an ihrem Stift – eine schlechte Angewohnheit, die sie bereits seit ihren allerersten Malversuchen begleitete. »Als ich mit Jace in der Stillen Stadt war, haben die Brüder mir erzählt, dass nach der Geburt eines Schattenjägerkindes ein Ritual vollzogen wird: Sowohl die Brüder der Stille als auch die Eisernen Schwestern versehen das Neugeborene mit einer Reihe von Schutzzaubern. Und da habe ich mich gefragt … «
»Ob diese Zeremonie auch bei dir durchgeführt wurde?«
Clary nickte.
Jocelyn holte tief Luft und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Das Ritual wurde vollzogen«, bestätigte sie. »Ich habe Magnus alle nötigen Vorbereitungen treffen lassen: Ein Bruder der Stille war anwesend – jemand, der zur Verschwiegenheit verpflichtet war – und eine Hexe, die die Eisernen Schwestern vertrat. Anfangs wollte ich nichts von der Zeremonie wissen: Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass du vielleicht in Gefahr schweben könntest, nachdem ich dich so sorgfältig verborgen gehalten hatte. Aber Magnus hat mich schließlich überredet und damit auch recht behalten.«
Neugierig musterte Clary ihre Mutter. »Wer war denn die
Weitere Kostenlose Bücher