City of Lost Souls
hatte sie tätowiert, in ihrem Tattooshop in Red Bank … nach Ladenschluss und umsonst. Vorsichtig trat Maia einen Schritt näher. Da Jordan auf der Mauer saß und sie stand, befanden sie sich fast auf Augenhöhe. Maia streckte eine Hand aus und zeichnete mit dem Finger zögernd die Buchstaben auf seinem linken Oberarm nach. Bei ihrer Berührung schloss Jordan die Augen.
»Führe uns vom Unwirklichen zum Wirklichen«, las sie laut vor. »Führe uns vom Dunkel zum Licht. Führe uns vom Tod zur Unsterblichkeit.« Seine Haut fühlte sich unter ihren Fingerkuppen ganz glatt an. »Das ist aus den Upanishaden.«
»Die Mantras waren deine Idee. Du warst immer diejenige, die ständig gelesen hat. Du warst diejenige, die immer alles gewusst hat … « Jordan schlug die Lider auf und sah Maia direkt an; seine Augen schimmerten einen Ton heller als das Wasser des Flusses hinter ihm. »Maia, was auch immer du machen möchtest, ich werde dich dabei unterstützen. Ich hab von dem Gehalt, das die Praetor Lupus mir zahlen, fast alles beiseitegelegt. Das könnte ich dir geben … Damit könntest du die Studiengebühren für Stanford bezahlen. Na ja, zumindest einen Großteil davon. Falls du noch immer studieren willst.«
»Ich weiß nicht recht«, erwiderte Maia, während sich ihre Gedanken überschlugen. »Als ich mich dem Rudel angeschlossen hab, dachte ich, man könnte nebenher nichts anderes machen. Ich dachte, es ginge darum, als Werwolf im Rudel zu leben, ohne eigene Identität. Das erschien mir der sicherste Weg. Aber vielleicht hast du recht. Luke führt schließlich auch sein eigenes Leben … er hat eine Buchhandlung. Und du … du bist bei den Praetor . Ich schätze, man kann wohl mehr als nur eines auf einmal sein.«
»Du warst schon immer viel mehr.« Jordans Stimme klang heiser, rau. »Weißt du noch, was du eben gesagt hast … dass dir damals nach deiner Flucht nach New York der Gedanke gefallen hätte, wenn jemand nach dir gesucht hätte … « Jordan holte tief Luft. »Ich hab nach dir gesucht, Maia. Ich hab nie aufgehört, nach dir zu suchen.«
Maia schaute in seine grünbraunen Augen. Jordan verharrte reglos; nur seine Hände gruben sich in seine Knie, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. Langsam beugte Maia sich vor. Sie war ihm nun so nahe, dass sie den dunklen Schatten seiner Bartstoppeln sehen, seinen Geruch wahrnehmen konnte – diese typische Mischung aus Wolfsgeruch, Zahnpasta und Mann. Vorsichtig legte Maia ihre Finger auf Jordans Hände. »Na ja«, sagte sie. »Jetzt hast du mich gefunden.«
Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander. Maia spürte Jordans Atem an ihren Lippen, bevor er sie küsste. Sie beugte sich noch weiter vor und schloss dabei die Augen. Seine Lippen waren noch genauso weich, wie sie sie in Erinnerung hatte; sein Mund streifte behutsam über ihre Lippen und sandte kleine Schauer durch ihren Körper. Maia schlang die Arme um Jordans Nacken, schob ihre Finger unter die gelockten dunklen Haare und berührte sanft die nackte Haut im Genick und am Rand seines abgewetzten T-Shirts.
Jordan zog sie näher an sich. Er zitterte. Maia spürte die Wärme, die von seinem muskulösen Körper ausging, während seine Hände über ihren Rücken glitten. »Maia«, wisperte er. Langsam hob er den Saum ihres Sweatshirts an, schob seine Finger darunter und umfasste ihre Hüften. Seine Lippen bewegten sich an ihrem Mund: »Ich liebe dich. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.«
Jetzt gehörst du nur noch mir. Und so wird es immer sein.
Maias Puls begann zu hämmern und sie riss sich von ihm los, während sie gleichzeitig das Sweatshirt hinunterzog. »Jordan – hör auf.«
Sofort hielt Jordan inne und ein verwirrter, bestürzter Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Tut mir leid. Hab ich was falsch gemacht? Außer dir hab ich niemanden mehr geküsst, jedenfalls nicht seit … « Er verstummte.
Maia schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht … ich … ich kann einfach nicht.«
»Okay«, sagte Jordan. Er wirkte sehr verwundbar und ziemlich durcheinander. »Wir brauchen nichts … ich meine, wir müssen ja nichts tun … «
Verzweifelt suchte Maia nach den richtigen Worten. »Das ist mir einfach alles zu viel.«
»Es war nur ein Kuss.«
»Du hast gesagt, dass du mich lieben würdest.« Ihre Stimme zitterte. »Und du hast mir deine gesamten Ersparnisse angeboten. Ich kann das nicht von dir annehmen.«
»Was kannst du nicht annehmen?«, fragte er
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