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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Hexe?«
    »Jocelyn!«, rief Luke in diesem Moment aus der Küche. »Das Wasser kocht über!«
    Rasch drückte Jocelyn Clary einen Kuss auf die Stirn. »Tut mir leid. Küchenkrise! Kommst du in fünf Minuten zum Essen?«
    Clary nickte, während ihre Mutter bereits aus dem Zimmer lief, und wandte sich wieder ihrem Schreibtisch zu. Die angefangene Rune leuchtete ihr vom Papier entgegen und ließ ihr keine Ruhe. Sofort machte Clary sich wieder an die Arbeit und vervollständigte die Zeichnung. Als sie fertig war, lehnte sie sich zurück und betrachtete ihr Werk. Das Design erinnerte ein wenig an eine Entriegelungsrune, aber diese Rune hier war so schlicht wie ein Kreuz und so frisch auf dieser Welt wie ein Neugeborenes. Und aus ihr sprach eine unterschwellige Drohung – eine dunkle Aura, die bezeugte, dass sie aus Clarys Zorn und Schuldgefühlen und einer ohnmächtigen Wut entsprungen war.
    Es handelte sich um ein mächtiges Symbol. Doch obwohl Clary genau wusste, was die Rune bedeutete und wozu sie diente, fiel ihr beim besten Willen nicht ein, wie sie sie in der jetzigen Situation sinnvoll nutzen konnte. Als wäre sie mit dem Wagen auf einer einsamen Landstraße liegen geblieben und hätte beim verzweifelten Herumwühlen im Kofferraum eine Verlängerungsschnur gefunden anstatt eines Starthilfekabels.
    Clary hatte das Gefühl, von ihrer eigenen Fähigkeit ausgelacht zu werden. Mit einem unterdrückten Fluchen warf sie den Stift auf den Schreibtisch und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Die Innenräume des ehemaligen Marinehospitals waren sorgfältig gekalkt, was den Wandflächen einen unheimlichen Glanz verlieh. Viele der Fenster hatte man mit Brettern zugenagelt, doch selbst in diesem Dämmerlicht konnte Maia dank ihres gesteigerten Sehvermögens alle Einzelheiten erkennen: herabgerieselter Putz auf den nackten Böden der Gänge, Spuren von den Ständern der Baulampen in den Dielen, kurze Kabelabschnitte, die unter dicken Farbklecksen an den Wänden klebten, Mäuse, die in den dunklen Ecken herumhuschten.
    Plötzlich sprach eine Stimme sie von hinten an: »Ich hab den gesamten Ostflügel durchsucht. Nichts. Wie sieht’s bei dir aus?«
    Maia drehte sich um. Jordan stand hinter ihr; er trug eine dunkle Jeans und eine schwarze Sweatshirtjacke mit halb geöffnetem Reißverschluss über einem grünen T-Shirt. Maia schüttelte den Kopf. »Auch im Westflügel nicht die geringste Spur. Nur ziemlich morsche Treppen und ein paar interessante architektonische Details, falls du dich für so was interessierst.«
    Verneinend schüttelte Jordan den Kopf. »Dann lass uns verschwinden. Dieser Ort hier ist mir unheimlich.«
    Maia konnte ihm nur zustimmen und war erleichtert, dass nicht sie es laut hatte aussprechen müssen. Gemeinsam stiegen sie eine Treppe hinunter, deren Geländer mit so viel heruntergerieseltem Putz bedeckt war, dass es fast so aussah, als würde Schnee darauf liegen. Maia war sich nicht ganz sicher, warum sie eingewilligt hatte, mit Jordan auf Patrouille zu gehen, aber sie musste zugeben, dass sie beide ein ganz ordentliches Team abgaben. Mit Jordan konnte man gut auskommen – trotz der Dinge, die sich kurz vor Jace’ Verschwinden zwischen ihnen abgespielt hatten, zeigte er sich respektvoll und hielt einen gewissen Abstand, ohne dass sie sich dabei unwohl fühlte.
    Der Mond warf sein helles Licht auf die beiden jungen Werwölfe, als sie das alte Hospital verließen, auf den Vorplatz hinaustraten und sich noch einmal zu dem großen weißen Marmorgebäude umschauten, dessen zugenagelte Fenster wie blinde Augen wirkten. Ein knorriger Baum, der seine letzten Blätter abwarf, kauerte neben der Eingangstür.
    »Na, das war echt die reinste Zeitverschwendung«, bemerkte Jordan.
    Verstohlen sah Maia in seine Richtung: Jordan musterte das ehemalige Marinehospital und das kam ihr gelegen. Denn sie betrachtete ihn gern, wenn er nicht zu ihr hinschaute. Auf diese Weise konnte sie die Konturen seines Kinns studieren, die leicht gelockten dunklen Haare in seinem Nacken, die geschwungene Linie seines Schlüsselbeins unter dem V-Ausschnitt seines T-Shirts, ohne ihm dabei gleich Hoffnungen zu machen.
    Als sie ihn kennengelernt hatte, war er ein attraktiver Indie-Rocker gewesen, mit kantigen Zügen und langen Wimpern, doch inzwischen war er älter geworden – mit narbigen Fingerknöcheln und Muskeln, die sich unter seinem eng anliegenden T-Shirt geschmeidig hin und her bewegten. Geblieben waren jedoch der Olivton seiner Haut,

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