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City - V3

Titel: City - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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Hilfsquellen, die noch vor wenigen
Monaten für viele Millionen ausgereicht hatten.
Es gab keine Regierung mehr; sie war nicht mehr notwendig, denn jegliches Unrecht, alle
Verbrechen, die von der Regierung bekämpft werden mußten, waren von den fünftausend
Erben dieses ungeheuren Reichtums nicht mehr zu befürchten.
Verbrechen und Gewalttaten waren schon längst unbekannte Begriffe geworden, und mit
Beseitigung der Eigentumsrechte waren auch die letzten Reibungsflächen verschwunden.
Damit entfiel jede Notwendigkeit für eine Regierung. Alle Hemmnisse und
Einschränkungen, die sich der Mensch seit Anbeginn zwangsläufig auferlegen mußte,
brauchten nichts mehr beachtet zu werden. Geld war überflüssig geworden, denn was der Mensch brauchte, konnte er auch ohne Geld haben.
Mit der Befreiung von dem wirtschaftlichen Druck hatte auch die soziale Spannung
nachgelassen, es war nicht mehr erforderlich, sich streng an die Sitten und Gebräuche zu
halten, die in der vorjuwainischen Zeit eine so große Rolle gespielt hatten.
Die Religionen gerieten in Vergessenheit. Die Familie zerfiel. Männer und Frauen lebten
zusammen, wie es ihnen gerade paßte, und verließen einander nach Belieben. Denn es gab keinen wirtschaftlichen oder sozialen Grund, der sie daran gehindert hätte.
Webster schaltete seine Gedanken aus. Die Maschine schnurrte leise weiter. Er nahm die Haube ab
und las den letzten Absatz nochmals durch. Das war die Wurzel des ganzen Übels, dachte er. Wenn
die Familien zusammengeblieben wären, wenn er und Sara sich nicht getrennt hätten - nachdenklich
rieb er die Warze auf seinem Handrücken. Ob wohl Tom unter seinem Namen lebt, oder ob er Saras
Namen führt? Meist nehmen sie den Namen der Mutter an. Ich habe es zuerst auch so gehalten, bis
mich meine Mutter bat, den Namen meines Vater anzunehmen.
Sie wollte es meinem Vater zuliebe tun, da ich sein einziger Sohn war. Er würde es gerne sehen,
wenn sein Name, auf den er sehr stolz war, erhalten bliebe.
Wenn wir beisammen geblieben wären, hätte das Leben noch einen Sinn gehabt. Sara würde sich jetzt
nicht einschläfern lassen, sie würde jetzt nicht in einem Tank voll Flüssigkeit liegen, die
Traumhaube auf dem Kopf, um bei ausgeschaltetem Bewußtsein der Zukunft entgegenzuträumen.
Welchen Traum sie sich wohl ausgesucht hatte - welche Form synthetischen Lebens sie wohl gewählt
hatte? Er hatte danach fragen wollen, unterließ es aber dann. Man fragt nicht nach solchen
Dingen.
Er griff wieder nach seiner Haube, konzentrierte seine Gedanken und fuhr mit seiner Arbeit fort.
Das Schreibgerät begann:
Die Menschen waren verwirrt. Aber nicht lange. Sie versuchten, weiterzuarbeiten. Aber
auch das taten sie nicht lange. Die noch verbliebenen fünftausend Menschen waren nicht imstande, die Arbeit von Millionen fortzusetzen, die auf den Jupiter abgewandert waren,
um dort in fremden Körpern ein besseres Leben zu führen. Die fünftausend hatten weder
die Fähigkeit noch die Initiative zur Fortführung dieser Aufgabe.
Das Leben war angenehm. Warum sollte man sich Sorgen machen? Lebensmittel, Kleider und
Unterkünfte waren reichlich vorhanden. Gesellschaft, Luxus und Unterhaltung - alles, was man sich nur wünschen konnte, stand den Menschen zur Verfügung.
Der Mensch stellte sein Streben und Mühen ein und ergab sich einem angenehmen
Nichtstun. Die menschliche Leistung war auf dem Nullpunkt angelangt, das menschliche
Dasein ein sinnloses Paradies geworden.
Webster nahm die Haube ab und schaltete das Schreibgerät aus.
Eine Tür knarrte leise. Webster drehte sich um. Der Roboter war katzengleich ins Zimmer
gekommen.
»Ja, was gibt es, Oscar?«
Die mattglänzende Figur des Roboters stand in dem halbdunklen Eingang.
»Es ist Zeit zum Abendessen, Sir. Ich kam, um zu -«
»Was immer es auch ist, und du kannst auch gleich das Feuer anmachen, Oscar.«
»Es ist alles vorbereitet, Sir.«
Oscar stelzte durch den Raum und machte sich am Kamin zu schaffen. Eine Flamme blitzte in seiner
Hand auf, und das Holz fing Feuer.
Webster saß lässig in seinem Stuhl und sah zu, wie die Flammen an dem Holz emporzüngelten.
»Hübsch ist das«, freute sich Oscar.
»Gefällt es dir auch?«
»Gewiß!«
»Angestammte Erinnerungen«, bemerkte Webster. »Erinnerungen an die Schmiede, die dich erzeugt
hat.«
»Glauben Sie wirklich?« fragte Oscar.
»Aber nein, ich habe ja nur Spaß gemacht. Wir beide sind Anachronismen, du und ich. Man hat jetzt
keine offenen

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