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City - V3

Titel: City - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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Eine Weile stand Webster auf den breiten Marmorstufen seines Hauses und überblickte die Straße.
Es war eine hübsche Straße, sagte er sich. Die schönste Straße in Genf, mit ihren Baumreihen, den
sorgfältig gepflegten Blumenbeeten und den Fußwegen, die von den Robotern ständig geschrubbt und
gepflegt wurden.
Auf den Straßen war niemand zu sehen. Das war nicht weiter verwunderlich, da die Roboter ihre
Arbeit bereits frühmorgens beendet hatten, und Menschen gab es nur noch wenige.
Es war eine hübsche Straße, die da in der Sonne vor ihm lag, und eine stolze Stadt, die Sinn und
Zweck verloren hatte. Die Straße müßte von Kinderlachen, wandelnden Liebespaaren und alten
Leuten, die sich sonnten, erfüllt sein. Diese Stadt, die letzte und einzige auf der Erde, müßte
von Lärm und Leben widerhallen.
Webster wandte sich der Türe zu, öffnete sie und trat ein.
Der Raum war halbdunkel und feierlich wie eine Kathedrale, mit den farbigen Fenstern und den
weichen Teppichen. Altes Holz schimmerte mit der Patina des Alters, und Silber und Messing
glänzten im Licht der schmalen Fenster. Über dem Kamin hing ein Gemälde, das in gedämpften Farben
ein Haus zeigte. Es stand auf einem Hügel, als ob es dort Wurzeln geschlagen hätte. Rauch, den
der Wind fortwehte, kam aus dem Schornstein und zerrann am Horizont.
Webster durchquerte geräuschlos den Raum. Die Teppiche beschützten die Ruhe und Stille des
Raumes. Randall wollte auch diesen Raum erneuern, aber ich ließ es nicht zu. Dieser Raum sollte
unberührt bleiben, und ich bin froh darüber, sagte Webster vor sich hin. Der Mensch muß etwas
haben, das alt ist, etwas, an das er sich anklammern kann; ein Erbstück und gleichzeitig eine
Zukunftsaussicht.
Er ging an seinen Schreibtisch und schaltete das Licht ein.
Bedächtig setzte er sich in seinen Stuhl und griff nach einer Mappe mit Papieren. Er öffnete den
Deckel und blickte auf die Titelseite. »Eine Studie der Entwicklung der Stadt Genf.«
Kein schlechter Titel. Gelehrt und würdevoll. Es war eine Menge Arbeit gewesen. Zwanzig Jahre des
Nachschlagens und Suchens in staubigen Registern. Zwanzig Jahre lang hatte er verglichen,
bewertet und jedes Wort genau geprüft und einsortiert. Es sollte keine Heldenverehrung und keine
Legende werden. Nur reine Tatsachen, und die waren schwer festzustellen.
Webster hörte ein Geräusch. Es waren keine Schritte, nur ein leises Geräusch, das ihm die Nähe
eines Fremden verriet. Er drehte sich um und sah einen Roboter, der außerhalb des Lichtkegels
stand.
»Verzeihung, Sir. Aber ich soll Ihnen sagen, daß Miß Sara am Strand auf Sie wartet.«
Webster wunderte sich. »Miß Sara? Es ist lange her, seit sie zum letzten Male hier war.«
»Ja, Sir«, bestätigte der Roboter. »Es war fast wie in alten Zeiten, als sie hereinkam.«
»Danke, Oscar. Ich komme gleich. Bring uns etwas zu trinken.«
»Sie hat ihren eigenen Drink mitgebracht«, berichtete Oscar. »Mr. Ballentree hat ihr etwas
zusammengemischt.«
»Ballentree?« rief Webster aus. »Hoffentlich ist es kein Gift.«
»Ich habe gesehen, wie sie es getrunken hat. Es scheint ihr gut zu bekommen.«
Webster erhob sich von seinem Stuhl und verließ das Zimmer. Durch den Gang schritt er auf eine
Tür zu, durch die das Geräusch der Brandung drang. Draußen blinzelte er in die helle Sonne, die
einen heißen Strand beschien, der sich wie ein weißer Strich bis zum Horizont hinzog. Vor ihm lag
der blaue Ozean, auf dem sich weiße Schaumwellen kräuselten.
Der Sand knirschte unter seinen Füßen, als er vorwärtsschritt und sich bemühte, seine Augen der
hellen Sonne anzupassen.
Sara saß in einem der bunten Segeltuchstühle unter einer Palme. Neben ihr stand ein
pastellfarbener Krug.
Die mit leichtem Salzgeschmack geschwängerte Seeluft brachte etwas Kühlung an den sonnenerhitzten
Strand.
Die Frau hatte ihn erwartet. Jetzt stand sie auf, um ihn zu begrüßen. Er eilte auf sie zu und
umfaßte ihre ausgestreckten Hände, während sie sein Blick umfing.
»Du bist um keine Minute älter geworden«, versicherte Jon. »Du bist noch genauso hübsch wie an
dem Tage, als ich dich kennenlernte.«
Sie lächelte ihm zu. »So wie du, Jon. Ein bißchen grau an den Schläfen, ein bißchen stattlicher.
Das ist alles.«
Er lachte. »Ich bin beinahe sechzig, Sara. Da kommt man so langsam ins mittlere Alter.«
»Ich habe dir etwas mitgebracht. Eine von Ballentrees Meistermischungen.

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