City Vampire - Gefaehrliches Spiel in Paris
Platzangst, aber nach einer Weile hatte sie trotzdem immer das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können.
Ihr erstes Ziel war der Raum mit der Hauptsicherung. Als sie das Gitter erreichten, atmete Elaine erleichtert auf. Sie griff in ihre schlanke Messenger Bag und holte eine winzige LED-Lampe heraus, die sie mit einem Silikonarmband an ihrem Handgelenk befestigte, sowie einen winzigen Schraubenzieher. Vorsichtig begann sie, die kleinen Schräubchen zu lösen, eines nach dem anderen fiel mit einem leisen Klirren zu Boden. Elaine hielt das Gitter fest, damit es nicht hinterher polterte und flüsterte dann „Halt mich“.
Der Schacht, in dem sie sich befanden, war dicht unterhalb der Decke und Elaine konnte sich nicht einfach kopfüber hinunterstürzen. Laurent schob ein dünnes Drahtseil in ihre Richtung. Am Ende des Seils befand sich eine Schlinge und Elaine steckte ihren Fuß hindurch. Dann bewegte sie sich langsam weiter vorwärts und ließ sich – am rechten Fuß von Laurent gehalten – wie in Zeitlupe an der Wand entlang zu Boden gleiten. Sofort schaltete sie das Lichtchen an ihrem Handgelenk aus und ihre Augen gewöhnten sich gemächlich an die Dunkelheit. Eine Straßenlaterne auf der anderen Straßenseite warf ihr dumpfes, orangefarbenes Licht durchs Fenster. Elaine schaute prüfend nach oben; die Überwachungskamera war direkt über ihnen, konnte sie also nicht erfassen. Sie löste vorsichtig das Seil um ihren Knöchel und sah dann hoch zum Schacht. Laurent landete aber bereits sehr sanft und lautlos wie eine Raubkatze neben ihr auf seinen Füßen. Elaine musste lächeln. Er wirkte wie ein Profi. Nur leider war das hier keine Spiel – sie mussten verdammt vorsichtig sein, sonst würde der Spaß im Gefängnis enden und Mathis wäre verloren. Elaine griff in ihre Tasche und holte zwei schwarze Gesichtsmasken hervor. Sie reichte eine an Laurent, der sie sich geschickt überstreifte und zog die andere sich selbst über den Kopf. Dann packte sie ihre kleine Polaroid-Kamera aus. Sie streckte sich und ahmte, so gut sie konnte, mit der Kameralinse den Winkel nach, aus dem die Überwachungskamera den Raum erfasste. Dann knipste sie ein Foto. Es summte kurz und ein viereckiges Stück festes Fotopapier kam aus einem Schlitz hervor. Elaine nahm es mit behandschuhter Hand heraus, schüttelte es kurz und wartete ein paar Augenblicke. Langsam kristallisierte sich ein Abbild des Raums heraus, der ziemlich exakt dem Bild entsprach, welches der Wachhabende auf seinem Monitor haben musste. Laurent beobachtete Elaine mit einer Mischung aus Faszination und Neugier. Sie hatte ihm verraten, wie sie die Überwachungskameras austricksen wollte, doch sie nun in Aktion zu sehen, war noch einmal etwas völlig anderes. Elaine befestigte das Foto an einem Clip. Jetzt kam der gefährliche Teil und es hing viel vom Glück ab, ob es gelang. Glück und ein kleines Quäntchen Geschicklichkeit. Sie streckte den Arm und hielt das Foto dicht unter die Kamera. Dann holte sie tief Luft, schob das Bild zügig vor die Linse und befestigte es mit einer einzigen, geschmeidigen Handbewegung. Beide hielten sie nun den Atem an und warteten, ob sich etwas tat – ob ein Alarm ausgelöst wurde, ob sich eilige Schritte näherten. Doch es blieb still und nach ein paar Minuten löste sich die Anspannung aus Elaine Gliedmaßen.
„ Okay“, sagte sie leise. „Ich denke, es hat funktioniert. Lass uns weitermachen. Keiner hat in dieser Sekunde auf den Monitor geschaut.“
Laurent nickte stumm und Elaine packte ihre Tasche. Sie ging hinüber zu dem weißen Kasten an der Wand, der die Schaltung für das Alarmsystem enthielt, und schaltete ihr LED-Lämpchen wieder an, um besser zu sehen. Mit einem dünnen Draht öffnete sie das kleine Schloss und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen das Gewirr aus Kabeln, das sich im Inneren befand. Sie griff wieder in ihre Tasche und holte etwas hervor, das wie ein Klumpen grauer Knetmasse aussah. Sie rollte den Brocken zwischen ihren Fingern hin und her, bis er durch die Körperwärme geschmeidig und leicht zu formen war. Dann zwackte sie ein kleines Stück davon ab und drückte es um eines der Kabel herum, genau an der Stelle, wo es im Kasten angeschlossen war. Auf dieselbe Weise verfuhr sie mit dem Rest der Masse und zwei weiteren Kabeln.
„ Jetzt wird es spannend“, raunte sie Laurent zu, der ihr gebannt bei ihrer Arbeit zusah. Sie nahm eine kleine Zange und knipste das erste Kabel durch, ganz dicht an der
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