City Vampire - Gefaehrliches Spiel in Paris
grauen Masse; gleichzeitig drückte sie diese mit zwei Fingern der anderen Hand zusammen und verschloss in dem Augenblick das freiliegende Kabelende, als die Zange es komplett durchtrennt hatte.
„ Die Kabel einfach zu durchtrennen würde einen Alarm auslösen“, erklärte sie, während sie beim zweiten Kabel genauso verfuhr. „Die Masse suggeriert dem System, dass die Verbindung noch besteht. So wird kein Signal gesendet.“
Sie wiederholte den Vorgang noch zwei weitere Male, dann seufzte sie zufrieden und dreht sich zu Laurent um. „Das war’s“, sagte sie. „Jetzt müssen wir bloß noch auf die Kameras achten.“
Elaine verstaute ihr Werkzeug wieder in ihrer Messenger Bag, hängte sie sich um und ging zur Tür. Sie und Laurent lauschten einen Moment, doch draußen war es ganz still. Vorsichtig drückte Elaine die Klinke herunter, öffnete die Tür und schob sich in den kurzen Flur, der zu den Ausstellungsräumen führte. Laurent folgte ihr lautlos. In dem Gang gab es keine Kameras, sie konnten sich also frei bewegen. Nach etwa zehn Metern endete der Flur vor einer Tür, die, wie Elaine aus den Plänen wusste, direkt in den größten der Ausstellungsräume führte. Es war die Tür, die ihnen schon bei ihrem ersten Besuch aufgefallen war – die mit der Aufschrift privé . Sie erinnerte sich an die Kamera, welche einen Großteil des Raums und zumindest auch den Randbereich der Tür erfasste. Sie mussten also schnell sein, um im toten Winkel zu verschwinden, bevor man sie bemerkte. Die Tür war verschlossen, aber damit war zu rechnen gewesen. Außerdem waren die Türschlösser nicht das Problem bei dieser Angelegenheit. Elaine führte geschickt zwei dünne Drähte in den Zylinder ein und beugte sich dicht an das Schloss heran, damit sie hören konnte, wenn der erste Draht einrastete; nach wenigen Sekunden verriet ihr ein leises Klicken, dass sie es geschafft hatte. Sie hielt den Draht fest und bewegte nun den zweiten zur Seite und nach einem weiteren Klicken war die Tür offen.
Elaine sah Laurent an und nickte schweigend. Er nickte zurück. Sie beide wussten, wie gefährlich die bevorstehende Aktion war. Elaine öffnete die Tür gerade so weit, dass sie sich hindurch quetschen konnte und schlich dicht an die Wand gepresst aus dem Blickwinkel der Überwachungskamera. Laurent war größer als sie und bot ein noch leichteres Ziel, doch war er geschickter und schneller als Elaine. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze glitt er in den Raum, schloss leise die Tür hinter sich und schlich zu ihr. Elaine war beeindruckt und fragte sich, weshalb Laurent derart talentiert war. Die beiden verharrten zwei Minuten, angespannt lauschend, doch alles blieb ruhig. Durch die hohen Fenster schien der bleiche Vollmond und erhellte den Ausstellungssaal in einem fahlen Licht.
„ Das Schwerste haben wir geschafft“, flüsterte Elaine ihrem Begleiter zu und schenkte ihm ein Lächeln. Sie hatte bislang immer allein gearbeitet. Aber sie musste zugeben, diese Erfahrung heute war etwas Besonderes. Sie genoss es, ihn an ihrer Seite zu haben. Außerdem war er überaus geschickt.
„ An dir ist ein Meisterdieb verloren gegangen“, raunte sie und zwinkerte ihm zu.
„ Wer weiß“, gab er leise zurück, „vielleicht starte ich ja noch eine zweite Karriere?“
Elaine lächelte, dann nickte sie in Richtung des zweiten Raums, der sich direkt an den anschloss, in dem sie sich befanden. „Lass uns erst einmal diesen Job hier erledigen.“
Es gab keine Tür, sondern eine Art Torbogen, durch den man hindurch musste. In geduckter Haltung schlichen die beiden an der Wand entlang und unter dem Bogen hindurch. Hier befanden sich einige antike, wertvolle Brillen und die Kameras erfassten sie alle. Doch genau dieser Umstand machte ihnen die Arbeit leichter, denn an ebendiesen Gegenständen waren sie nicht interessiert, und die rechte Wand lag gänzlich außerhalb der Kamerawinkel. Elaine und Laurent schlichen unbemerkt und lautlos daran entlang zum Ende des Raums. Durch einen weiteren Durchgang kamen sie in den nächsten, und so fort. Es gelang ihnen, unbemerkt das Museum zu durchqueren und schließlich waren sie am Ziel angekommen: dem letzten der Ausstellungsräume, dem kleinsten. Elaine warf einen Blick auf ihre Uhr, sie lagen gut in der Zeit. Sie sah nach oben und betrachtete aufmerksam die Kamera an der Decke, welche die Vitrine erfasste.
„ Okay“, flüsterte sie. „Die hängt ziemlich hoch. Ich werde deine Hilfe
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