Claifex: Nefilim KI

freiem Himmel. Der Planet begrüßte uns mit einem weiten, wolkenlosen Horizont und einer orangerot leuchtenden Sonne am späten Firmament, die ihr warmes Licht auf unsere Gesichter warf, während wir die Umgebung begutachteten. Eine gut erhaltene, aber seit langer Zeit verlassene Stadt mit niedrigen Häusern umgab uns zu allen Seiten. Die Ortschaft war an einem Hügel erbaut worden, dessen Ausläufer an einen See mündete. Bäume und Büsche wuchsen zahlreich entlang der Wege und viele Vögel schwirrten darin umher.
    »Dieses Panorama könnte ich mir eine Weile ansehen«, sagte Truktock und atmete tief die frische Luft ein.
    »Ich auch«, sagte Susannah lächelnd und legte ihre Arme um mich.
    Sargon schien unbeeindruckt von der Schönheit der Umgebung. »Wenn die Cheiron wieder einsatzbereit ist, werden wir die Konstruktionspläne analysieren.«
    »Bis dahin suchen wir uns ein hübsches Haus aus und machen endlich den Frachtraum leer. Da wimmelt es nur so vor Bronzestatuen, die irgendwo aufgestellt werden wollen.«
    »Bronzestatuen?«, fragte Susannah.
    »Das hatte ich dir noch gar nicht erzählt.«
    »Iason?«
    Odin rief mich zu sich. Er stand im Schatten unter dem Rumpf der Cheiron.
    »Ich muss wohl erstmal das Werk des Meisters begutachten«, witzelte ich und gab Susannah einen Kuss.
    Ich verließ die Gruppe der anderen und ging hinüber zu der gebeugten Gestalt Odins, dessen einziges verbliebenes Auge rot in den Tiefen seiner Kapuze funkelte. Ein Nefilim war eine eindrucksvolle Erscheinung, doch Odin, dessen deformierter und geschundener Korpus unter den Falten des grauen Umhangs kaum sichtbar war, jagte stets einen kleinen Schauer über mein Rückgrat.
    »Ich danke dir, dass du die Cheiron gerettet hast«, sagte ich freudestrahlend, da ich eine Weile befürchtet hatte, das Schiff wäre verloren.
    »Das Schiff ist hinüber. Ich baue dir ein Neues.«
    Ich zog eine Grimasse. Interessante Gesprächseröffnung.
    Odin sprach leise. »Sargon hat mir von deinem Anfall bei den Floit berichtet.«
    Ich versteifte mich unwillkürlich. »Das lag sicher nur an der unheimlichen Atmosphäre. Tief unten im Ozean mitten in einer Nekropole. Da kann man ...«
    »Du hattest eine Vision, richtig?«
    Ich zuckte zusammen, denn nach meinem Gefühl war es falsch, so etwas wie eine Vision zu haben. Visionen hatten nur Leute mit mehr als ein bisschen Unordnung in ihrem Oberstübchen. Ich fühlte mich eigentlich noch ganz beieinander. Doch welcher Irre wusste schon, dass er irre war? Dessen ungeachtet konnte ich nicht leugnen, dass etwas Eigenartiges mit mir geschehen war.
    »Ich würde es nicht Vision nennen wollen.«
    »Du hast das hier gesehen, nicht wahr?«
    Er projizierte ein leuchtendes Geflecht zwischen uns in die Luft und ich erkannte sofort, dass es sich um exakt das Bild handelte, das mir meine »Vision« gezeigt hatte.
    Odin ließ das Bild verlöschen. »Du bist also auch kontaktiert worden.«
    Ich war sprachlos und auch erleichtert. Eventuell hatte ich doch noch alle Schrauben fest angezogen.
    - Fortsetzung folgt -
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