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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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an den Tisch und wartete geduldig, bis er heißen Tee und trockene Biskuits brachte. Von seinem Becher wehte angenehmer Duft herüber. »Was haben Sie in dem Becher, Angus? Tee mit Rum?«
    »Woher wissen Sie das, Ma’am?«
    »Mein Vater war Seemann«, erklärte sie, »der hat jeden Abend seine Portion Tee mit Rum von meiner Mutter bekommen. Ist so was wie ein Lebenselixier bei den Seeleuten. Meinen Sie, ich könnte auch ein wenig Rum haben?«
    »Ma’am!« Es klang nur erstaunt, nicht abfällig. Er holte die Flasche und schüttete ihr etwas in den Tee. »Sie haben wohl einiges mitgemacht! Sie sind doch nicht meinetwegen hier?«
    Clarissa senkte den Blick. Ihr war nicht nach Lachen zumute, nicht einmal in der Gegenwart des fröhlichen Oldtimers. »Dezba … die Hexe … Sie hat mein Baby gestohlen … meine Tochter.« Sie begann zu schluchzen, rang mühsam nach Luft und war dem Fallensteller dankbar, dass er sie nicht bedrängte. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, trank sie einen Schluck Tee und wischte sich die Tränen aus den Augen. In stockenden Worten berichtete sie ihm, was geschehen war, und verschwieg ihm auch nicht, dass sie von Thomas Whittler und seinen zwei Handlangern verfolgt wurde. »Der Marshal müsste ihm längst auf den Fersen sein … und mein Mann und der Mann meiner Freundin.«
    »Dezba«, wiederholte Angus den Namen der Hexe abfällig. »Schon komisch, dass der Wind Sie ausgerechnet in meine Richtung getrieben hat. Man könnte fast meinen, ein guter Geist hätte Sie geschickt. Haben Sie einen Schutzgeist, Ma’am?« Er ahnte nicht, wie nahe er damit der Wahrheit kam, und kicherte in seinen Bart. »Ich glaube normalerweise nicht an indianischen Hokuspokus, aber gestern war ich in dem Indianerdorf am Fish Creek. Hab mir dort eine neue Freundin angelacht, müssen Sie wissen.« Er kicherte erneut, wurde aber gleich wieder ernst. »Ashana, so heißt meine Flamme, sie lacht sonst den ganzen Tag, aber gestern … Gestern lachte sie überhaupt nicht. Sie hat die Hexe gesehen. Dezba stieg auf Schneeschuhen und mit einem Bündel im Arm in die Berge. Dass in dem Bündel ein Baby war, merkte sie erst, als es zu schreien begann. Sie dachte sofort an Dezba, obwohl sie nicht erkennen konnte, ob sie ihren Umhang aus Eulenfedern trug. Aber ihre Kleider waren schwarz, wie man es selten bei Indianern sieht, und warum, beim heiligen Moses, sollte eine Frau allein mit einem Baby in die Berge ziehen?«
    Clarissa stand auf und griff nach ihrem Anorak. »Emily!«, flüsterte sie aufgeregt. »Sie hat mein Baby in die Berge verschleppt! Ich muss sofort hinter ihr her!« Sie blickte ihn an. »Gibt’s da oben ein Versteck? Eine Höhle?«
    »Eine verlassene Hütte … unterhalb der Passhöhe.« Er sah, dass sie in den Anorak schlüpfen und zur Tür gehen wollte, und packte sie am Arm. »Nicht jetzt! In dem Sturm kämen Sie keine zwei Schritte weit! Oder haben Sie schon vergessen, was draußen los ist?« In der Pause nach seinen Worten hörte man den heulenden Wind, der unablässig um die Blockhütte tobte. »Warten Sie, bis der Sturm vorüber ist. Kann nicht mehr lange dauern.« Er drückte sie sanft auf ihren Stuhl zurück. »Noch einen Becher Tee? Oder ein Biskuit?«
    Sie hatte ein Biskuit probiert und sich daran beinahe die Zähne ausgebissen. »Etwas Tee vielleicht … aber ohne Rum.« Ihr Herz schlug bis zum Hals, so aufgeregt war sie. »Meinen Sie, Dezba hält sich in der Hütte versteckt?«
    »Sieht ganz so aus, Ma’am. Ashana gehört nicht zu den Frauen, die sich verrückte Geschichten ausdenken. Wenn sie sagt, dass sie Dezba gesehen hat, dann stimmt es auch. Die Hütte steht schon lange leer, und auf den Pass klettern die Indianer nur, wenn es unbedingt sein muss. Vor zwanzig, dreißig Jahren, als die Karibus noch über den Pass kamen, krochen ihre Jäger dort unter. Ich war vor einigen Monaten oben, war einem elenden Grizzly auf der Spur und dachte mir, es wäre vielleicht sicherer, irgendwo unterzukriechen. Die Hexe hab ich nicht gesehen. Sie ist überall und nirgends, sagen die Indianer. Wahrscheinlich kennt sie alle Verstecke zwischen dem Yukon und dem Nordpol.«
    »Warum tut sie das, Angus? Warum entführt sie Babys?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Angeblich soll sie ihr eigenes Kind verloren haben. Aber niemand kann sagen, wie viele Babys sie wirklich entführt oder … oder umgebracht hat. Ist so eine Sache mit indianischen Legenden. Niemand weiß, was dran ist und ob die Frau wirklich eine

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