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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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und blieb liegen. »Danke, Bones!«, flüsterte sie, ohne zu wissen, ob sie ihn tatsächlich gesehen oder sich den Wolf nur eingebildet hatte. Aber was machte das schon für einen Unterschied? Er war ein Geisterwolf, oder etwa nicht? Sie grinste flüchtig, als sie daran dachte, was wohl Alex dazu sagen würde, dann fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein.
    Als sie endlich aufwachte und die Kraft fand, sich vom Boden hochzustemmen, hatte sie keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Seufzend zog sie sich auf einen Stuhl. Sie klopfte sich den Schnee aus den Kleidern, zog ihre Mütze und die Handschuhe aus und sah im trüben Dämmerlicht eine Öllampe auf dem Tisch stehen. Mit einem Streichholz aus ihrer Notration, die wasserdicht in ihrer Anoraktasche verpackt gewesen war, entzündete sie den Docht und drehte ihn hoch. Im flackernden Licht erkannte sie ein einfaches Bett, einen Tisch, zwei Stühle, eine Kiste mit Vorräten, darunter zwei Dosen Pfirsiche, und ein paar Geräte. Mehr gab es in der bescheiden eingerichteten Hütte nicht. Neben dem Ofen, in dem immer noch Glut brannte, war Holz gestapelt. Ein Lächeln kroch über ihr Gesicht, als sie sah, wie es geschnitten war. »Das kann kein Zufall sein!«, flüsterte sie. »Alex … Du bist hier, nicht wahr?«
    Aber die Hütte war leer und nichts wies darauf hin, wann der Bewohner zurückkommen würde. Sicher war er unterwegs gewesen und vom Sturm überrascht worden. Wenn es wirklich Alex war, hatte er sich bestimmt einen sicheren Platz gesucht, eine Höhle oder einen dichten Wald, und den Blizzard dort abgewartet. Lange konnte er noch nicht weg sein. Sie glaubte sogar, ihn spüren zu können, seinen Geruch in die Nase zu bekommen, wie ein Tier, das eine Witterung aufnimmt. Sie sah in der Kiste nach und suchte auf dem Bett, fand aber nichts, das sie an ihn erinnerte. Eine Blockhütte wie jede andere, eine Unterkunft, wie man sie aufsuchte, wenn man zu lange in der Wildnis unterwegs war. Es gab sicher mehr Fallensteller, die das Brennholz auf diese Weise schnitten und gerne Dosenpfirsiche aßen, sie machte sich etwas vor.
    Sie legte Holz nach und wärmte ihre Hände über dem Ofen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Wind nicht mehr ums Haus tobte. Das Unwetter war vorüber. Sie trat vor die Tür und sah sich einer Stille gegenüber, die so tief und vollkommen war, dass man sie beinahe greifen konnte. Wie erstarrt breitete sich der Schnee vor ihren Augen aus, und selbst die Hunde schienen sich der feierlichen Stimmung bewusst zu sein und verhielten sich auffällig still. Vielleicht waren sie aber auch nur müde und erschöpft von der ungewohnten Anstrengung. Der Missionar hatte sie bestimmt nicht zu solchen Fahrten gezwungen.
    Das Heulen eines Wolfes durchbrach die Stille und verhallte über dem Tal, aber es klang nicht bedrohlich, eher freudig und aufgeregt, und Clarissa spürte plötzlich, wie ein warmer Schauer über ihre Haut kroch, ein Gefühl, das sie nur in den wenigen Augenblicken ausnahmslosen Glücks empfand, und als sie das Scharren von Schlittenkufen vernahm und ein Fallensteller auf seinem Schlitten auf die Lichtung gefahren kam, wusste sie auch, was sie bewegte.
    »Alex!«, flüsterte sie und rief dann laut: »Alex! Alex!«
    »Clarissa!« Alex hielt den Schlitten an und war einen Moment unfähig, sich zu bewegen, dann stieg er vom Trittbrett und lief auf sie zu, zuerst langsam und dann immer schneller, bis sie sich in den Armen lagen und die vertraute Wärme spürten und sich küssten und liebkosten, als blieben ihnen nur wenige Minuten. »Clarissa! Clarissa! Und ich dachte … Oh mein Gott!«
    »Was dachtest du, Alex? Dass ich dich nicht mehr liebe?«
    »Ich dachte …« Er küsste sie nach jedem dritten Wort. »Ich dachte, du hättest mich aufgegeben und wärst mit diesem Mountie … Ich hab euch zusammen gesehen … Ein stattlicher Mann, der dir vielleicht mehr bieten könnte … Ich dachte, du hättest mich vergessen und … und würdest mit ihm …« Er blickte sie betroffen an. »Aber das stimmt nicht, Clarissa, nicht wahr? Das stimmt nicht. Du liebst mich immer noch … Wie konnte ich nur so dumm sein! Ich wollte mich verstecken und dir deine neue Zukunft nicht zerstören … Oh ich …«
    Sie verschloss seine Lippen mit einem weiteren Kuss, umarmte ihn so fest sie konnte. »Wie kannst du nur so was denken? Ich würde dich niemals aufgeben, Alex! Selbst als in der Zeitung stand, dass eine Leiche angeschwemmt wurde, wusste ich … ahnte ich,

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