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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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    Er mochte den Gedanken nicht weiterverfolgen und sah sich
im Schlafzimmer um. Das Himmelbett, der Schrank, die Kommode und der Spiegel waren antike Stücke aus Renatas Familie.
Myles blickte intensiv auf das Bett, erinnerte sich an Renata,
die, in Kissen gelehnt, der kleinen Neeve die Brust gab. »Cara,
cara, mia cara«, flüsterte sie und drückte die Lippen auf die
Stirn des Kindes.
    Myles hielt sich am Fußende des Bettes fest, als er Sals besorgte Warnung wieder hörte. »Paß gut auf Neeve auf!« Gott im
Himmel! Nicky Sepetti hatte gesagt: »Passen Sie gut auf Ihre
Frau und Ihr Kind auf!«
    Genug jetzt, ermahnte Myles sich, als er aus dem Schlafzimmer in die Küche hinüberging. Du entwickelst dich noch zu einer hysterischen alten Jungfer, die schon beim Anblick einer
Maus außer sich gerät.
    In der Küche suchte er unter Töpfen und Pfannen die Espresso-Kanne heraus, mit der Sal sich am Donnerstag abend die
Hand verbrüht hatte. Er trug sie ins Arbeitszimmer, stellte sie
auf seinen Schreibtisch, holte den Werkzeugkasten aus dem Besenschrank und schlüpfte in seine Rolle als »Axt im Haus«, wie
Neeve es nannte.
    Kurz darauf stellte er überrascht fest, daß die Ursache, warum
der Griff sich gelöst hatte, nicht bei lockeren oder abgebrochenen Schrauben lag. »Das ist ja völlig verrückt!« entfuhr es ihm.
    Er versuchte, sich genau zu erinnern, was an diesem Abend
vor sich gegangen war, als Sal sich verbrüht hatte…
Am Morgen erwachte Kitty Conway mit einem Gefühl von Vorfreude, wie sie es schon lange nicht mehr empfunden hatte. Brav
widerstand sie der Versuchung, noch ein bißchen in den Federn zu
bleiben, sondern zog ihren Jogginganzug an und lief von sieben bis
acht durch die schönen, breiten Alleen, in denen sich der Frühling
ankündigte. Letzte Woche, als sie hier gelaufen war, hatte sie beim
Anblick der knospenden Bäume voller Sehnsucht an Mike gedacht.
Wehmütig hatte sie zugesehen, wie der junge Ehemann, der am
Ende ihrer Straße wohnte, seiner Frau und den kleinen Kindern
zuwinkte, während er den Wagen rückwärts aus der Einfahrt fuhr.
Ihr schien, als sei es erst gestern gewesen, daß sie Michael in den
Armen gehalten und Mike zum Abschied zugewinkt hatte.
Gestern und vor dreißig Jahren.
    Heute lächelte sie ihren Nachbarn geistesabwesend zu, als sie
sich ihrem Haus näherte. Vom Mittag an erwartete man sie im
Museum. Um vier Uhr würde sie wieder zu Hause sein, gerade
rechtzeitig, um sich umzuziehen und nach New York hineinzufahren. Sie überlegte noch, ob sie zum Friseur gehen sollte, entschied dann aber, daß sie ihr Haar selber besser frisieren könnte.
    Myles Kearney.
Kitty fischte den Hausschlüssel aus ihrer Hosentasche, schloß
auf und stieß drinnen einen langen Seufzer aus. Man fühlte sich
gut nach einem Dauerlauf, aber – bei Gott! – sie spürte auch ihre
achtundfünfzig Jahre.
Schwungvoll öffnete sie den Garderobenschrank in der Eingangshalle und sah auf den Hut, den Myles Kearney »vergessen« hatte. Als sie ihn am gestrigen Abend entdeckte, hatte sie
sofort gewußt, daß dies sein Vorwand war, um sie wiederzusehen. Sie mußte an das Kapitel aus Pearl Bucks Roman »Die gute
Erde« denken, in dem der Ehemann seine Pfeife zurückläßt zum
Zeichen dafür, daß er in der Nacht ins Zimmer seiner Gattin zu
kommen gedenkt. Kitty mußte lächeln, strich über den Hut und
ging nach oben, um zu duschen.
Die Zeit verging schnell. Um halb fünf schwankte sie, welches von zwei Kleidern sie anziehen sollte, ein einfaches
schwarzes Wollkleid, das sie sehr schlank machte, oder ein
Deux-pièces in blaugrüner Impriméseide, das ihr rotes Haar besonders schön zur Geltung brachte. »Nur Mut!« sagte sie zu sich
und entschied sich für das letztere.
Um fünf Minuten nach sechs meldete der Portier im »Schwab
House« ihre Ankunft und gab ihr die Nummer von Myles’
Wohnung. Um sieben nach sechs stieg sie aus dem Lift. Myles
erwartete sie schon auf dem Gang.
Sie spürte sofort, daß irgend etwas nicht stimmte. Seine Begrüßung war beinahe unpersönlich. Doch instinktiv wußte sie,
daß die kühle Förmlichkeit nichts mit ihr zu tun hatte.
Myles schob seine Hand unter ihren Arm und geleitete sie den
Gang entlang bis zu seiner Wohnung. Drinnen nahm er ihr den
Mantel ab und legte ihn zerstreut auf einen Stuhl im Eingang.
»Kitty«, sagte er, »haben Sie Nachsicht mit mir. Ich zerbreche
mir gerade den Kopf über etwas, das ungeheuer wichtig

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