Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
Vom Netzwerk:
es bestand immerhin die Möglichkeit, dass ihm ein unbekannter Feind auflauerte. Es war wohl besser, den anderen zu überraschen, als selbst überrumpelt zu werden. Also schlich er in die Richtung der Geräusche.
    Die Bäume warfen im Mondlicht scharfe Schatten, dunkle Linien auf silberner Fläche. Leshii packte das Messer fester. Dreißig Schritte entfernt saß eine bleiche Gestalt zwischen den Bäumen. Er ging weiter. Der Singsang brach ab. Eine Wolke zog über den Mond, Leshii konnte nichts mehr erkennen. Blind schlich er weiter und suchte sich tastend zwischen den Bäumen einen Weg. Dann hörte er direkt neben sich einen scharfen Atemzug.
    Erschrocken wich er einen Schritt zurück und stolperte über eine Wurzel. Er fiel auf den Rücken. Als er aufblickte, verwandelte der Mond den Rand der Wolke in Kristall. Es schien ihm, als verdichteten sich die Schatten zu etwas, das beinahe einer menschlichen Gestalt glich. Doch sie war nicht menschlich, denn der Kopf gehörte einem riesigen Wolf.
    Leshii stieß einen Schrei aus und hielt das Messer vor sich, um das Wesen abzuwehren, das aus den Schatten herauszuwachsen schien.
    »Fürchte mich nicht.«
    Chakhlyk, der Nordmann! Seine Stimme klang heiser vor Anstrengung. Leshii spähte in die Dunkelheit. Ja, er war es. Er hatte sich den großen Pelz über die Schultern gehängt und den Wolfskopf über den Kopf gezogen, bis sein eigener kaum noch zu erkennen war. Somit war er zu einem Wolf geworden – zu einem Wolf, der aus Schatten, Haut, Angst und Einbildung bestand.
    Der Wind wehte die Wolken fort, und nun stand die große Gestalt deutlich sichtbar im hellen Mondlicht. Der Kieselstein am Hals war verschwunden, das Gesicht war ebenso wie die Hände mit etwas Dunklem eingeschmiert, das klebrig glänzte. Ohne nachzudenken streckte Leshii die Hand aus und berührte den Kopf des Wolfsmannes. Der Händler spürte etwas Feuchtes und führte die Finger zu den Lippen. Blut.
    »Chakhlyk?«
    »Ich bin ein Wolf«, erwiderte der Nordmann. Die Wolken kehrten zurück, und es war, als sei er ein dunkler Abgrund, in den alle Schatten des Waldes wie Wasserläufe hineinströmten. Und dann stand Leshii allein im dunklen Wald.

2
    Der Beichtvater
    J ehan roch die kommende Seuche, diesen Verwesungsgestank, der sich in den verdreckten Straßen ausbreitete, wo der saure Atem verhungernder Einwohner die Luft erfüllte.
    Sie trugen ihn in der Nacht von Saint-Germain-des-Près herunter. Der Rauch der brennenden Abtei haftete in seiner Kleidung. Bald spürte er, wie sie sich dem kühlen Wasser näherten. Stolpernd zogen die Mönche seine Bettstatt auf einen Kahn. Ihm wurde schwindlig, als das Boot schaukelnd übersetzte. Die Männer schwiegen angespannt, leise tauchten die Ruder ins Wasser und wurden vorsichtig und zögernd bewegt. Dann ein scharfes Flüstern, ein getuscheltes Losungswort.
    »Wer?«
    »Beichtvater Jehan. Der blinde Jehan.«
    Das Tor öffnete sich, und nun begann der gefährlichste Teil der Reise – der Schritt vom kleinen Boot auf die schmale Stufe. Die Brüder versuchten, sein Lager gerade zu halten, doch es wurde schnell offenbar, dass dies nicht möglich war. Er löste das Problem selbst.
    »Trag mich«, befahl er einem. »Komm schon, beeil dich. Ich bin nicht schwer.«
    »Kannst du denn auf meinen Rücken klettern, Beichtvater?«
    »Nein. Ich bin ein Krüppel und kein Affe, siehst du das nicht?«
    »Wie soll ich dich dann tragen?«
    »Auf den Armen wie ein Kind.«
    Die Männer, die ihn begleiteten, waren noch nicht lange im Kloster. Es waren Krieger, die eine Bruderschaft im Süden geschickt hatte, um bei der Verteidigung von Saint-Germain gegen die Nordmänner zu helfen. Für andere Dinge waren sie kaum zu gebrauchen. Sie waren an Beichtvater Jehan nicht gewöhnt und bewegten sich unsicher, als sie ihn aus dem Kahn hievten. Die Krieger hatten noch nie einen lebenden Heiligen berührt.
    Sie quetschten sich durch das enge Pilgertor. Die Römer hatten drei Schritt dicke Stadtmauern gebaut. Der nördliche Zugang in die Stadt war erst später eingerichtet worden, um den Herrschern das Gedränge der Markttage zu ersparen. Die Pforte war keine Schwachstelle in der Mauer, sondern eine Stärke. Wer hier eindringen wollte, musste schräg gehen und konnte seine Waffen nicht benutzen. Der Durchgang hinter der Pforte hieß aus gutem Grund »Die Mördergasse«.
    So vorsichtig der Mönch sich auch vorwärtsbewegte, prallte Jehan doch immer wieder gegen die Wand und schürfte sich die Haut

Weitere Kostenlose Bücher