Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
einen Knacks … Milli besann sich und setzte sich auf. Was für eine idiotische Vorstellung! Diese Menschen waren ja nicht ihre Feinde, sie mussten sie beschützen, doch nicht bekämpfen! Ziggedorns Lieferwagen war ihr Feind und Ziel.
Eins war gewiss: seine Männer mussten den Wagen noch vor der Demo irgendwo sicher parken, denn während der Demo ging es ja nicht. Wo, das müsste man noch in Erfahrung bringen. Und dann war da noch so ein Gefühl, das ihr sagte, sie könnten einen Plan B gebrauchen. Eine Art Ablenkung, sollten sie gestört werden oder ihnen etwas Unvorhersehbares dazwischen kommen …
„Wir brauchen für den Notfall ein Ablenkungsmanöver“, sagte Milli als die anderen drei voll beladen zurückkamen. „Falls wir nicht an den Van rankommen, oder man auf uns aufmerksam wird ...“
Chong riss die erste Tüte auf und nahm sich eine Handvoll Chips. „Bei einer Demo, unter so viel Menschen, bemerkt uns keiner“, nuschelte er mit vollem Mund.
Anna tat sich einen großen Klecks Guacamole auf den Teller. „Uns hat ja auch mein Pfefferspray und die schwarze Gesichtsfarbe geholfen… man weiß nie.“
„Die beste Ablenkung, wenn’s dunkel ist, ist immer ein Feuerwerk“, sagte Ben. „Da gucken alle hin.“
„Das ist genial!“ Milli war begeistert. „Es muss aber laut sein, wenn es am helllichten Tag stattfindet.“
Chong stieß ein explosionsartiges Geräusch aus, und Krümel schossen aus seinem Mund. „Das ist doch irre! Wo willst du jetzt Knaller herkriegen? Die guten sind nicht jugendfrei, und außer zu Silvester braucht man eine Genehmigung vom Ordnungsamt.“
„Chong, verflixt … du hast mich angespuckt!“, schimpfte Anna. Sie sah ihn biestig an und zupfte an ihrem T-Shirt herum.
„Knaller kriegen wir schon irgendwie“, sagte Milli entschlossen. „Der 1. Mai ist übermorgen, und ich fahre morgen nach Berlin. Ich kenne einen Laden in Berlin-Schöneberg, wo es sehr gutes Feuerwerk gibt.“ Hoffentlich kann ich das einhalten, dachte sie im selben Moment, notfalls muss man eben welche klauen, aber das behielt sie vorsorglich für sich.
„Ich komme mit“, sagte Anna, „morgen um halb drei geht ein Zug.“
„Vielleicht brauchen wir auch keine oder kriegen keine“, sagte Milli achselzuckend, um sich für alle Fälle abzusichern. „Aber sicher ist sicher. Ich habe da so ein Gefühl ...“
„Oh ja, das habe ich auch“, beteuerte Anna mit fröhlichem Gesicht.
Es folgte eine Pause, wo nur Bens Schniefen und Chongs Mampfen zu hören war.
„Ich nehme das schon lange nicht mehr ernst“, sagte Chong skeptisch dreinblickend, weil ihm Annas Fröhlichkeit verdächtig erschien, „wenn Mädchen mit ihren Gefühlen argumentieren. Denkt an Morales, unseren geliebten Professor, und wie er sich abmüht, uns richtiges Argumentieren beizubringen -“
„Ach, hör bloß auf, Chong!“, kreischte Anna und verdrehte die Augen, „dieser Esel Morales. Mädchen sind für den doch Luft!“
Ben stand auf und öffnete das Fenster. Ein Zug frischer Luft strömte herein.
„Ich bin ein bisschen müde“, entschuldigte er sich und gähnte. „Also - wie machen wir dass jetzt? Zwei Leute stehen am Koffer, einer an der Fernbedienung und einer bewacht alles?“
„So in etwa … und alle passen auf“, sagte Chong lahm und schaute dabei Anna und Milli an, „oder, na ja ... was fühlt ihr denn so?“
Weder Anna noch Milli gingen drauf ein, und Ben fuhr fort: „Und morgen Abend gucken wir, wo der Lieferwagen steht, okay?“
Chong nickte und rieb sich die Augen. Er sah wirklich müde aus. „Der steht bestimmt am Dorfplatz … wegen der Parkplätze“, er kam ins Stocken, „obwohl … ist da überhaupt die Abschlusskundgebung -?“
„Typisch!“, fiel Ann ihm ins Wort, „habt ihr nicht auf die Plakate geschaut? Die hängen doch überall rum“, sie brach ab und sah Ben und Chong ins Gesicht. „Oh nein! Ihr wisst es wirklich nicht“, fuhr sie dann kopfschüttelnd fort: „Also gut. Auf den Plakaten steht, dass die Demo am Dorfplatz losgeht und dort auch wieder endet. Der Lieferwagen kann zwangsläufig nur da stehen.“
„Warum nur da?“, fragte Milli.
„Na, weil die Leute dort zusammenstehen und nicht rumlaufen – kontrollierte Versuchsbedingungen.“
„Korrekt überlegt“, murmelte Chong und streckte sich neben seinem Kissen auf dem Teppich aus.
Ben kramte in seinen Unterlagen und zog ein Blatt mit handgeschriebenen Notizen und Zeichnungen hervor.
„Ich bin heute nach der Schule
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