Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
hatte
„Deine Papageienohrringe sind viel hübscher“, murrte Milli und stellte sich widerstrebend neben Anna ans Fenster.
„Ich möchte zu den Feuerwerksraketen – bitte, Anna!“ Milli setzte ihr Bittstellergesicht auf. „Ich will das hinter mich bringen.“
„Aber nur, wenn wir jetzt in diesen Laden gehen.“
Milli brummte etwas und folgte Anna in den Laden. Nach zehn Minuten waren sie wieder draußen und Anna hatte neue blinkende Ohrringe. Sie hielt sich an die Abmachung. Forschen Schrittes marschierten sie weiter. Kurz bevor sie auf die Hauptstraße kamen, erhob sich eine tiefe, heisere Bassstimme über das allgemeine Stimmengewirr: „Ist das nicht die Kleine vom Café Siebenrock?“
Milli blieb stehen und sah sich um. Der Kinnladen fiel ihr runter. Vor ihr stand ein in Jeans und Leder gekleideter Rocker mit Sonnenbrille und dunklem, nach hinten gekämmtem Haar. Seine Arme ragten nackt aus einer dicken Lederweste hervor und waren in allen Farben tätowiert. Sein Bauch hing ein gutes Stück über den Bund seiner Jeans hinaus. Fett war er aber nicht, eher massiv – er hatte was von einem Baumstamm.
Er grinste und nickte, eher freundlich, schien Milli, soweit man das bei einer solchen Figur sagen konnte. Hinter ihm war eine Kneipe, die Felsenkeller hieß und vor dem Bürgersteig stand eine Harley Davidson – eine gewaltige chromblitzende Maschine, schwarz und blassblau mit verschlungenen Heavy Metal Motiven und einem enormen Hinterreifen. Neben ihm hüstelte ein dünner bleicher Mensch mit scharfen Gesichtszügen vor sich hin und drehte sich eine Zigarette.
Anna war schon ein Stück weiter und kehrte nur widerwillig um. Sie blieb verlegen neben Milli stehen und bekam einen knallroten Kopf.
„Anna meine Sonne!“, schrie der Rocker begeistert und nahm seine Brille ab, um Anna besser ansehen zu können - wobei er Milli immer mehr an einen Dschinn erinnerte -, „na, das ist ja was … ganz die Mama.“
„Hallo“, sagte Milli, weil Anna keine Anstalten traf, den Mund aufzumachen.
Anna schluckte. „Hallo Hagen“, sagte sie und gab ihm die Hand. „Mutti ist aber dicker ...“
„Ein paar Rundungen würden dir auch nicht schaden“, antwortete der Rocker und lachte dröhnend, während er sich suchend in der Gegend umsah, „dann ist Ilona sicherlich auch nicht weit.“
„Mutti ist nicht mit“, sagte Anna, „ich bin mit Milli hier.“
Milli nickte stumm und lächelte geziert.
Hagen streckte ihr seine riesige Hand hin. „Hallo Milli“, überlegte er, „Milli von Melanie?“
„Nein, von Emilie“, erwiderte Milli und entwand ihre Hand seinem Griff.
„Was habt ihr Mädels vor?“, fragte er, während er die halbe Flasche Bier runter schluckte.
„Wir wollen was kaufen“, sagte Anna.
Hagen musterte Anna neugierig. „Was gibt es denn hier, was es in Koppelitz nicht gibt?“, grinste er, „doch wohl keine Drogen?“
Anna produzierte ein abwehrendes Geräusch und sah Hagen hilflos an.
„Eigentlich wollten wir nur Freunde besuchen“, sagte Milli schnell, „ich hab nämlich bis vor kurzem noch in Berlin gewohnt -“
„Sieh mal einer an, eine waschechte Berlinerin -“
„Ja, und ich glaube wir müssen auch mal weiter“, fuhr Milli fort, „wir haben eine Verabredung.“
„Na – dann mal los … und grüßt mir meine Ilona.“
„Meine Ilona“, äffte Milli ihn nach, als sie außer Hörweite waren. „War der mal mit deiner Mutter zusammen?“
„Sagt sie mir nicht, aber ich traue ihr alles zu. Sie kennt ihn von früher“, erwiderte Anna und blieb vor dem Schaufenster von Oxfam stehen.
„Und woher kennt er dich so gut?“
„Tut er nicht!“, meinte Anna empört, „manchmal besucht er meine Mutter im Café, aber sonst hängt er mit den anderen Rockern in Hardys Hütte rum.“
„Er tat aber so, als ob ihr alte Freunde wärt.“
„Shit - was weiß ich!“ Anna stieß eine Art Fauchen aus. „Meine Mutter hat bestimmt allen möglichen Unsinn über mich erzählt.“
Ein Fahrradfahrer drängte sich an ihnen vorbei, so dass sie ausweichen mussten und fuhr eine ältere Frau an, die ihm fassungslos hinterher blickte.
Dann erreichten sie Deko-Kunze. Das Schaufenster glich einer riesigen Schatztruhe aus 1001 Nacht. Masken, Kostüme, Lampions und Lichterketten, Feuerwerk, Kopfputze und Strass, beleuchtete Figuren, Girlanden, Luftschlangen und vieles andere mehr.
„Wow! Du hast mir nicht gesagt, was für ein ausgeflippter Laden das ist!“, rief Anna voller Entzücken,
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